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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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gewesen, ich war nur vergnügt."
    „Wir sollten dich wohl mit Wein begießen?" sagte Publius neidisch.
    Xantippus blickte seine Schüler fragend an. „Seltsam", sagte er. „Wie kommt die Kette an Tellus' Mantel. Ihr hattet sie doch zuletzt?"
    „Wir hatten sie bei Lukos gelassen, als wir weggelaufen waren", rief Julius.
    „Dann muß er sie von Lukos bekommen haben", sagte Xantippus kopfschüttelnd. „Die beiden kennen sich also. Und Lukos muß gewußt haben, daß sie Tellus gehört."
    Xantippus betrachtete wieder nachdenklich den Mantel. „Es ist ein wertvoller Kamelhaarmantel", sagte er. „Hohe Offiziere im Orient pflegen solche Mäntel zu tragen. Die Kette kommt auch aus dem Orient. Das sieht man an den Hieroglyphen. Tellus ist jahrelang im Orient gewesen. Kein Zweifel, der Mantel gehört ihm."
    „Dann hat Tellus dich überfallen", rief Mucius staunend.
    Xantippus zog die Augenbrauen hoch. „Pensionierte Feldherren gehen gewöhnlich nicht einbrechen", sagte er. „Aber diesmal scheint es doch vorgekommen zu sein."
    „Vielleicht hat sich jemand den Mantel von ihm geborgt", sagte Julius.
    „Man borgt sich keine Mäntel von Generälen", sagte Xantippus. „Der Mantel gehört Tellus. So unglaublich es klingt, wir müssen ihn verdächtigen. Er hat auch den Kurier an die Zeitung geschickt. Und warum hat er plötzlich das Fest abgesagt?"
    „Was können wir jetzt tun?" fragte Mucius.
    Doch Xantippus grübelte und schwieg.
    „Wir sollten ihn von der Rednertribüne auf dem Forum öffentlich anklagen", sagte Julius. „Wir schreien wie die Kraniche des Ibicus", rief Antonius. „Oder wir schreiben an alle Mauern: Exkonsul Tellus ist der Mörder des Rufus Praetonius", schlug Publius vor.
    „Aber Rufus ist doch nicht ermordet worden", warf Flavius ein.
    „Das macht nichts", sagte Publius. „Einer, der im Gefängnis sitzt, ist so gut wie tot." „Gebt mir meine Sandalen, meinen Mantel und meinen Stock!" sagte Xantippus plötzlich. „Ich weiß, was ich zu tun habe." Die Jungen brachten seine Sachen und blickten ihn gespannt an.
    „Ich gehe zu Tellus und sage ihm auf den Kopf zu, daß er der Täter ist", sagte Xantippus entschlossen.
    „Hast du keine Angst?" fragte Flavius.
    Xantippus' Augen blitzten: „Wer das Gute will, muß das Böse bekämpfen", sagte er grimmig und wickelte sich den Verband von seinem Bein ab. Dann zog er die Sandalen an. „Ich werde ihn fragen, warum er mich überfallen hat. Warum er mir meine Schriften von Pythagoras gestohlen hat. Und meine Abhandlung über die Spitzen Winkel im Stumpfwinkligen Dreieck. Ich verlange, daß er unverzüglich für Rufus' Freilassung sorgt. Wenn er sich weigert, drohe ich ihm damit, daß morgen alles in der Zeitung steht. Das wird ihn klein kriegen. Ein Politiker fürchtet nichts mehr als die öffentliche Meinung. Vorwärts, helft mir in den Mantel!"
    Mucius und Julius legten ihm den Mantel um. Xantippus nahm seinen Stock und richtete sich stramm auf. „Ihr wartet hier auf mich! Wenn ich in zwei Stunden nicht zurück bin, verständigt die Polizei!" Er ging auf die Tür zu.
    „Halt!" rief Mucius aufgeregt. „Mir fällt etwas ein!"
    Xantippus drehte sich um. „Was?" fragte er stirnrunzelnd.
    „Du hast uns doch erzählt, daß du mit dem Mann, der dich überfallen hat, gerungen hast?" sagte Mucius hastig. Xantippus nickte ungeduldig. „Und?" „War der Mann klein oder groß?" „Groß. Wieso? Er war mindestens ein Kopf größer als ich." „Tellus ist aber klein", sagte Mucius. „Er ist kleiner als du." „Das stimmt", schrie Antonius. „Er ist klein und dick, und du bist lang und dünn."
    Xantippus zögerte einen Moment, dann kehrte er um und setzte sich wieder. „Nehmt mir meinen Mantel ab!" sagte er. Nach einer Weile murmelte er: „Tellus ist klein .. . der Einbrecher war groß .. . wie ist das möglich?"
    „Ein kleiner Mann kann nicht groß sein", sagte Caius.
    Xantippus schwieg. Die Jungen schwiegen auch. Plötzlich ertönten Schritte nebenan im Klassenzimmer, und jemand kam auf den Vorhang zu und blieb dicht dahinter laut atmend stehen.
    „Da ist jemand", flüsterte Flavius.
    „Wer ist wo?" fragte Xantippus unwillkürlich erschrocken.
    „Jemand steht vor der Tür", sagte Mucius.
    „Wer ist da?" rief Xantippus streng.
    „Ich", ertönte eine sanfte, tiefe Stimme, und ein alter Mann kam herein. Er war in Lumpen gehüllt; seine nackten Beine staken in schmutzigen Bastschuhen. Er blickte die Jungen und Xantippus mit ernsten Augen an und sagte:

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