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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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sterben."
    Die Jungen waren entsetzt. Sie blickten sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Doch Lukos schien ihre Gedanken erraten zu haben.
    „Glaubt nicht, daß ihr nun gleich zum Stadtpräfekten hinrennen könnt, um mich anzuzeigen", sagte er höhnisch. „Ihr bleibt hübsch hier, bis ich in Sicherheit bin. Morgen früh geht mein Schiff von Ostia ab. Ich segle in meine Heimat zurück, und dort findet mich niemand. Haha!" Er lachte hämisch. „Und ihr bleibt hier, in diesem Gewölbe. Die Türen kriegt ihr nie auf. Das ist ein Geheimmechanismus, den nur ich kenne." Er nahm das Schwert vom Tisch und hieb mit einem wuchtigen Streich die Schnüre durch, die über dem Boden liefen. „So, jetzt könnt ihr nicht mehr raus. Ihr könnt so lange Krach machen, wie ihr wollt. Die Mauern sind dick. Dort hinten wohnt niemand, und nie kommt jemand vorbei. Wenn ihr Glück habt, findet man euch; wenn nicht — nun, dann habt ihr eben Pech gehabt. Haha!" Er lachte wieder boshaft.
    Mucius frohlockte innerlich. Lukos dachte nicht an die Leiter, die aufs Dach führte. Von dort konnte man um Hilfe rufen. Aber er hatte sich zu früh gefreut. Lukos besann sich und sagte: „Nein, es ist besser, ich sperre euch im Keller ein, damit ihr nicht seht, wie ich die Tür öffne." Er bückte sich und klappte eine schwere Holztür auf, die im Fußboden eingelassen war. Darunter gähnte eine schwarze Öffnung, und die Jungen sahen schlüpfrige Steinstufen in die Tiefe führen. „Marsch, hinein mit euch!" schrie Lukos. „Oder ich bringe euch alle um!"
    Mucius gehorchte überraschenderweise als erster. Er ging langsam auf die Kelleröffnung zu, dabei mußte er dicht an Lukos vorbei. Plötzlich warf er sich herum, packte mit der einen Hand Lukos' Arm und versuchte mit der andern, ihm das Schwert zu entreißen. Lukos war im ersten Augenblick verblüfft, doch dann wehrte er sich wild. Aber Mucius ließ nicht locker, er wußte, es ging um sein Leben. „Hilfe!" brüllte er. Die andern erwachten aus ihrer Erstarrung und fielen nun auch über Lukos her. Sie klammerten sich wie wildgewordene Katzen an seine Arme und Beine und wollten ihn zu Boden reißen. Lukos schwankte hin und her und schnaufte vor Anstrengung. Es gelang ihm, einen Arm freizukriegen, und er traf Caius mit geballter Faust ins Gesicht. Caius fiel hin, sprang aber blitzschnell auf und packte, vor Wut wie von Sinnen, mit beiden Händen den schweren Hocker und ließ ihn auf Lukos' Hinterkopf niedersausen. Lukos fiel vornüber aufs Gesicht und blieb mit ausgestreckten Armen regungslos liegen.
    Die Jungen waren blaß und keuchten heftig.
    „Bravo, Caius!" sagte Mucius, nach Luft schnappend.
    Caius stand noch immer schlagbereit mit dem Hocker in den Händen da. Seine Nase blutete, und seine Augen blitzten jähzornig. „Soll ich ihm noch eins geben?" zischte er. Er starrte haßerfüllt auf Lukos nieder.
    „Ich glaube, er ist tot", sagte Mucius.
    Caius war erschrocken. „Tot?" stotterte er.
    „Tot?" wiederholte Flavius schaudernd.
    „Rasch! Wir müssen fliehen", drängte Mucius.
    „Fliehen?" riefen die andern. „Wie kommen wir denn raus?"
    „Die Leiter", sagte Mucius hastig. „Wir klettern aufs Dach und rufen um Hilfe." Er riß die Laterne an sich und lief in den langen Gang, der zum Vordereingang führte. Die andern rannten hinter ihm drein. Die Leiter stand in einer Nische neben der ersten Tür.
    Die Jungen konnten bei dem schwachen Schein der Laterne nur zehn bis zwölf Sprossen sehen, die andern verschwanden oben im Finstern.
    „Das geht aber steil hinauf", murmelte Flavius.
    „Keine Angst, ich bin schon mal oben gewesen", ermunterte ihn Mucius und begann, hinaufzuklettern. Die andern folgten ihm dicht auf den Fersen. Aber als sie ungefähr die Mitte erreicht hatten, rutschte der Fuß der Leiter plötzlich nach hinten weg, und das obere Ende glitt an der Wand mit rasch zunehmender Geschwindigkeit nach unten. Die Jungen klammerten sich verzweifelt an den Sprossen fest. Zum Glück stieß das untere Ende gegen die gegenüberliegende Wand des Ganges, und dadurch kam die Leiter zum Stehen. Die Jungen kletterten, so weit sie konnten, nach hinten und sprangen dann auf den Fußboden.
    „Oh, Junge, das hätte leicht schiefgehen können", sagte Publius aufatmend.
    Nun versuchten sie, die Leiter aufzurichten, aber sie war derart fest zwischen den beiden Wänden verklemmt, daß sie nicht von der Stelle zu rühren war. Nach langer verzweifelter Anstrengung gaben sie es auf.
    „Wir haben

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