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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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lag noch am Boden und rührte sich nicht. Er war entweder vor Schreck gelähmt oder stellte sich tot.
    Lukos blieb bei ihm stehen, bückte sich ächzend und zerrte ihn an den Haaren. „Hilfe!" schrie Flavius gellend, sprang blitzschnell auf und flüchtete zu seinen Freunden.
    Lukos lachte kurz auf, dann setzte er sich auf den Hocker, verschränkte die Arme und sagte drohend: „Ich habe gewußt, daß ihr kommt. Ihr seid in die Falle gegangen. Diesmal entschlüpft ihr mir nicht."
    „Wenn du uns was tust, sag' ich's meinem Vater", knurrte Caius. „Du wirst nicht dazu kommen, deinem Vater was zu sagen", erklärte Lukos. Caius verstummte erschrocken, und auch die andern schwiegen beklommen. Doch nach einer Pause räusperte sich Mucius und sagte etwas heiser: „Wir wollen nichts von dir. Wir haben Tellus hier reingehen sehen."
    „Tellus ist nicht hier", sagte Lukos schroff.
    „Ist er denn nicht da drin?" wagte Mucius zu erwidern und zeigte auf den Vorhang vor der Nische. „Tellus ist nach Hause gegangen", sagte Lukos. „Dort drin ist eine Tür, die auf die Seitenstraße geht."
    „Aber dort liegt doch sein Mantel", sagte Julius.
    Lukos starrte einen Moment auf den Mantel neben dem Hocker, dann krächzte er: „Er hatte es sehr eilig, nach Hause zu kommen." „Laß uns auch nach Hause gehen!" rief Flavius mit zitternder Stimme.
    „Nein", sagte Lukos.
    „Du hast kein Recht, uns hier festzuhalten", sagte Julius trotzig.
    „Ihr habt kein Recht, hier herumzuspionieren", erwiderte Lukos höhnisch. „Wer sich in Gefahr begibt, darf sich nicht beklagen." „Wir haben keine Angst. Wir sind Römer", sagte Mucius heldenhaft. „Bravo, mein Sohn", kicherte Lukos. „Ihr braucht auch keine Angst zu haben. Ich tue euch nichts." Das klang schon etwas freundlicher, und die Jungen atmeten auf. Vielleicht war Lukos gar nicht so schlimm, wie er sich aufspielte.
    „Du darfst uns auch nicht verzaubern", rief Antonius. „Ich kenne einen viel besseren Zauberer als dich. Der wird uns sofort zurück verzaubern."
    „Ich kann nicht zaubern", sagte Lukos kurz und bündig. „Ich kann nur hellsehen. Darum weiß ich auch, warum ihr hier seid. Ihr sucht den Tempelschänder. Ihr glaubt, daß es Tellus ist."
    Die Jungen waren verblüfft. Lukos konnte nicht nur hellsehen, sondern sogar ihre Gedanken lesen. Mucius nickte zustimmend. „Wir wissen nicht genau, ob es Tellus ist", sagte er. „Aber wir haben ihn in Verdacht. Vielleicht ist es der rote Wolf gewesen. Weißt du vielleicht, wer der rote Wolf ist?" „Wir wollen dem roten Wolf den Schafpelz runterreißen", rief Antonius dazwischen.
    Lukos saß einen Augenblick wie erstarrt, dann sprang er plötzlich auf, fuchtelte mit den Armen und kreischte wutentbrannt: „Den roten Wolf gibt es nicht. Tellus ist unschuldig. Ich bin der Tempelschänder. Ich allein!"
20. Kapitel
Mucius ist genauso verblüfft wie die andern
    Die Jungen starrten Lukos fassungslos an.
    „Ihr glaubt mir wohl nicht?" fragte Lukos drohend.
    „Aber .. . die Kette gehört doch Tellus", brachte Mucius stotternd hervor.
    „Nein!" schrie Lukos. „Die Kette und der Mantel gehören mir. Tellus ist oft bei mir gewesen. Ich habe ihm den Mantel geborgt." „Tellus hat den Kurier an die Zeitung geschickt", murmelte Julius. „Ich habe ihn dazu überredet", sagte Lukos. „Tellus hat mit dem Verbrechen nichts zu tun. Ihr seid auf falscher Fährte gewesen." Er ging zum Tisch und kramte hastig unter den Haufen von Papieren. „Erkennt ihr das?" fragte er und zeigte ihnen eine Schreibtafel. „Das ist Rufus' Schreibtafel. Ich werde euch sagen, wie ich seine Handschrift nachgemacht habe. Ich habe die Buchstaben durch geritzt, die Tafel gegen die Tempelwand gepreßt und mit roter Farbe drüber geschrieben. Da, könnt ihr sehen?" Er hielt sie vor die Laterne.
    Auf der Schreibtafel stand in dünnen Leuchtbuchstaben: CAIUS IST EIN DUMMKOPF. Lukos hatte es tatsächlich genau so gemacht, wie die Jungen vermutet hatten.
    „Ich habe auch euren Lehrer überfallen und ihm die Schreibtafel gestohlen", fuhr Lukos, heiser brüllend, fort. „Hier sind seine lumpigen Bücher und Bilder!" Er schleuderte ihnen mehrere Pergamentrollen vor die Füße. „Glaubt ihr mir jetzt?"
    Die Jungen glaubten ihm. Lukos war auch einen Kopf größer als Xantippus. Mucius erinnerte sich, daß Rufus bei ihm gewesen war. „Was hat Rufus dir denn getan?" rief er fast verzweifelt. „Er hat mein größtes Geheimnis entdeckt", sagte Lukos dumpf.
    „Er muß

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