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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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Silbersternen war hochgerutscht, und Lukos hatte seltsame Schuhe mit ungewöhnlich hohen Holzsohlen an den Füßen.
    „Das sind Kothurne", sagte Julius verwundert. „Die Schauspieler tragen sie auf der Bühne." „Deswegen kann er nicht richtig laufen", sagte Mucius mehr für sich. „Warum trägt er sie nur?" fragte Flavius. „Ha!!" schrie Mucius plötzlich wild und sprang auf. Die andern sprangen auch erschrocken auf. „Wasgibts?" riefen sie. „Wir Dummköpfe!" stöhnte Mucius. „Wir götterverlassenen Dummköpfe! Ich weiß jetzt, wer der rote Wolf ist!" „Wer?" schrien die andern aufgeregt. „Lukos!" stieß Mucius überwältigt hervor. „Lukos ist doch das griechische Wort für Wolf. Holukos — der Wolf! Erinnert ihr euch denn nicht mehr an die letzten Vokabeln, die wir gelernt haben?"
    „Natürlich!" brüllte Antonius. „Ho lukos — der Wolf!" riefen die andern verdutzt. „Aber Lukos ist doch nicht rot", sagte Caius verständnislos. „Lukos nicht", schrie Mucius, „aber draußen auf dem Schild neben der Tür steht groß in knallroter Farbe LUKOS drauf. Wir hätten nur hinzuschauen brauchen, dann hätten wir sofort gewußt, wen Rufus gemeint hat. Er hat natürlich nicht ahnen können, daß wir so blöd sind. Selbst Xantippus war blöd."
    „Ho lukos — der "Wolf", wiederholten die andern und starrten mit aufgerissenen Augen auf den leblos daliegenden Lukos.
    „Was ist aber mit dem Schafpelz?" fragte Publius.
    „Da!" sagte Mucius und zeigte auf Lukos' schmutzig-gelbe, verfilzte Haare. „Die sehen wie Schafswolle aus." Mucius bückte sich und packte Lukos an den Haaren.
    „Was machst du?" riefen die andern verblüfft.
    „Wir sollen ihm den Schafspelz runterreißen, ihr werdet gleich sehen", sagte Mucius grimmig entschlossen. „Du kannst doch einen Toten nicht an den Haaren zerren", rief Flavius entsetzt.
    „Das ist mir egal", knurrte Mucius und zerrte mit aller Kraft. Plötzlich gab es einen Ruck, und er hatte eine Perücke in der Hand. Darunter kam eine Glatze mit einer großen Narbe zum Vorschein.
    „Tellus!" schrien die Jungen entgeistert. „Ich hab' es geahnt", murmelte Mucius. Aber er war genau so verblüfft wie die andern.
21. Kapitel
Plötzlich geht das Licht aus
    Tellus bewegte sich plötzlich, und die Jungen wichen erschrocken zurück.
    „Er lebt!" flüsterte Flavius.
    „Das Schwert!" rief Julius.
    Mucius bückte sich rasch, riß das Schwert an sich, das am Boden lag, und hielt es fest umklammert in der Rechten.
    Tellus setzte sich stöhnend auf und blickte die Jungen verständnislos an. Sein dickes Gesicht war mit Blut verschmiert. Er war mit der Tonmaske auf den Boden geschlagen, sie war in Scherben gegangen, und die scharfen Splitter hatten ihn verletzt.
    „Wo bin ich?" lallte er und spuckte einen Kieselstein aus, den er im Munde gehalten hatte. Mit diesem Trick hatte er seine Stimme verstellt.
    Die Jungen starrten ihn feindselig an. Tellus sah das Schwert in Mucius' Hand und winkte müde ab. „Ihr braucht euch nicht zu fürchten. Ich tu' euch nichts. Ich muß mich schwer verletzt haben. Ich kann mich nicht rühren. Habt Gnade mit mir! Lehnt mich gegen die Wand!" Sein Kopf sank auf die Brust, und er atmete schwer.
    Caius und Antonius blickten Mucius fragend an. Mucius nickte zustimmend. „Ich werde schon aufpassen", sagte er und packte das Schwert noch fester.
    Caius und Antonius hoben Tellus unter den Armen auf und schleppten ihn so weit zurück, daß er sich gegen die Wand stützen konnte.
    „Danke!" murmelte Tellus schwach. Er schaute sie flehend an. „Verratet mich nicht. Habt Mitleid mit mir!" „Du hast mit Rufus auch kein Mitleid gehabt", sagte Julius. „Wir müssen dich anzeigen." „Ihr seid doch vernünftige Jungen", bettelte Tellus. „Ich will euch alles erzählen, dann werdet ihr mir verzeihen. Helft mir!"
    „Dir helfen?" rief Publius spöttisch.
    „Warum hast du den Wahrsager gespielt?" rief Antonius aufgeregt. „Kommt näher!" flüsterte Tellus und verdrehte die Augen. „Ich kann nicht laut sprechen. Ich glaube, ich muß sterben." Die Jungen stellten sich um ihn herum, aber Mucius beobachtete ihn scharf. Tellus' Gejammer war ihm nicht ganz geheuer.
    „Mein verschwenderisches Leben hat mich ruiniert", begann Tellus so leise, daß die Jungen sich bücken mußten, um ihn zu verstehen. Aber allmählich sprach er lauter und schielte sie ängstlich an. „Ich hatte große Schulden machen müssen. Mein Bankier wollte mir nichts mehr borgen. Meine Gläubiger

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