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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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rief: „Drücke dein Siegel drauf als Unterschrift! Damit man uns auch glaubt."
    Tellus gehorchte und preßte auch noch seinen Siegelring in das Pergament.
    Jetzt war Julius zufrieden und nahm ihm das Schreiben ab. Er las es den andern vor: „Ich, Marius Clodius Tellus, Ex-Konsul und ruhmreicher Feldherr, gestehe hiermit, daß ich den Wahrsager Lukos gespielt habe und ,Caius ist ein Dummkopf' an den Minervatempel geschrieben habe. Rufus Praetonius ist unschuldig."
    „Sehr gut", sagte Julius. „Und jetzt sag' uns rasch, wie man die Tür aufmacht. Dann laufen wir zu dir und schicken deine Sklaven her."
    Tellus schielte auf Mucius und sagte: „Erst müßt ihr schwören!"
    „Wir schwören", begann Julius.
    „Nein, ihr müßt alle die rechte Hand hochheben", sagte Tellus mit schwacher Stimme. Er hatte die Augen jetzt fast völlig geschlossen.
    Die Jungen hoben die rechte Hand hoch. Mucius zögerte und guckte Tellus mißtrauisch an. Aber Tellus saß gegen die Wand gelehnt, in sich zusammengesunken wie ein Sterbender und beachtete Mucius gar nicht. Mucius nahm das Schwert in die linke Hand, um die rechte zum Schwur heben zu können, im gleichen Augenblick schnellte Tellus sich nach vorne und griff nach dem Schwert. Aber Mucius sprang blitzschnell zurück, zückte die Schwertspitze gegen Tellus' Brust und schrie wild: „Wenn du dich rührst, ersteche ich dich!"
    Tellus blieb regungslos auf den Knien hocken und starrte Mucius haßerfüllt an. Plötzlich ging das Licht aus, und es wurde finster. Die Jungen standen vor Schreck wie gelähmt. Sie hörten Tellus aufspringen und sich mit klappernden Schritten eilig entfernen. Dann war es eine kurze Zeitlang still. Doch auf einmal ertönten mehrere dumpfe erschütternde Stöße gegen die Hintertür und aufgeregtes Stimmengewirr auf dem Hof.
    „Hilfe!" brüllten die Jungen.
    „Macht auf!" befahl jemand draußen.
    „Wir können nicht", schrien die Jungen. „Wir sind eingesperrt."
    Drei weitere mächtige Stöße erfolgten, die Tür splitterte und krachte aus ihren Fugen, und in der Öffnung konnten die Jungen mehrere Praetorianer mit einem Rammbock sehen; hinter ihnen standen andere mit Fackeln und gezogenen Schwertern. Ihre Brustpanzer funkelten im Schein der Fackeln. Die Soldaten stießen die Tür völlig ein und stürmten in das Gewölbe hinein.
    „Hoch!" schrien die Jungen und führten einen Freudentanz auf. Dicht hinter den Soldaten tauchten zwei Offiziere mit hohen Federhelmen auf; dann erschien Vinicius in wallender Senatorentoga, ein langes Schwert in der Hand haltend; und zum Schluß quetschte sich Xantippus durch die Türtrümmer. Er war triefend naß, fuchtelte wild mit seinem Stock und schrie: „Wo sind sie?"
    „Hier!" brüllten die Jungen begeistert. „Hoch, Xantippus!"
    „Die Götter seien gepriesen!" sagte Xantippus erfreut. „Ihr lebt."
    „Natürlich leben wir", rief Antonius.
    „Was geht hier vor?" fragte Vinicius und blickte fragend seinen Sohn an. „Nichts besonderes", sagte Caius gelassen. „Tellus ist Lukos", riefen die andern aufgeregt. Julius gab Vinicius das Schreiben. Vinicius las es verblüfft. „Bei Jupiter! Das ist kaum glaublich. Tellus ist Lukos!" Plötzlich wurde er zornrot im Gesicht und rief: „Wo ist er, der Verbrecher?"
    „Er hat sich versteckt", riefen die Jungen.
    „Sucht ihn!" befahl Vinicius den Soldaten. Die Praetorianer liefen auseinander. Einige rannten in das Nebengelaß, zwei stiegen in den Keller hinunter und andere verschwanden in dem langen Gang. Von dort rief einer: „Er ist aufs Dach geflohen."
    „Folgt ihm!" schrie Vinicius, und sie liefen alle in den Gang nach vorne. Die Leiter stand wieder aufrecht. Tellus mußte in seiner Verzweiflung übermenschliche Kräfte entwickelt haben. Einige Soldaten waren aufs Dach geklettert und riefen von oben: „Er ist verschwunden."
    „Dann ist er ins Dianabad hineingesprungen", schrie Mucius. „Folgt mir!" Und er rannte den Gang zurück. Die andern setzten ihm nach.
    „Nehmt den Rammbock mit!" rief Vinicius den Soldaten zu.
    Sie liefen über den Hof, durch den Bäckerladen auf die Breite Straße hinaus und von dort in die Seitenallee, wo das Dianabad lag. Die Soldaten stießen das Tor ein, und dann stürmten sie hinein. Tellus lag regungslos in verkrampfter Stellung auf dem Boden des Bassins. Es war kein Wasser mehr drin.
    Vinicius stieg zu ihm hinab und beugte sich über ihn. Nach einer Weile richtete er sich auf und sagte: „Er ist tot."
    Einen Augenblick war es

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