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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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entsprungene Sklaven und Horden aufrührerischer Gladiatoren frei herum, die manchmal nur zu ihrem Vergnügen harmlose Bürger totschlugen. Sie brachen auch oft in Häuser ein, plünderten sie und steckten sie in Brand. Es war eine gesetzlose Zeit über Rom hereingebrochen.
    „Habe ich dich richtig verstanden, Antonius, du wolltest mir einen Löwen schenken?" fragte Xantippus.
    „Stimmt, Meister Xanthos", sagte Antonius. „Mein Vater kennt einen numidischen Prinzen, der einen Löwen verkaufen will, weil er Geld braucht. Er verlangt nur zweitausend Sesterzen. Und den Käfig gibt er noch gratis dazu. Mein Vater hat vor, ihn zu kaufen, um ihn dem Amphitheater für ein Rüpelspiel in der Arena zu stiften."
    „Ich kann auch keinen Löwen brauchen", sagte Xantippus. „Oder hast du gehofft, mich auf diese menschenfreundliche Weise loszuwerden?"
    „O nein", beteuerte Antonius hastig. „Es ist ein ganz zahmer Löwe. Der Prinz ist ein Freund meines Vaters. Ich war oft bei ihm und hab' mit Ramses gespielt. Der Löwe heißt Ramses. Er beißt nicht. Er ist von klein auf von Menschen großgezogen worden: Nur manchmal haut er mit seinen dicken Tatzen nach einem. Deswegen sind seine Krallen beschnitten. Aber sonst ist er so gutmütig wie eine Hauskatze. Doch das braucht ja niemand zu wissen. Wenn du den Löwen im Schulzimmer hältst, traut sich kein Dieb mehr hinein."
    „Ich auch nicht", sagte Xantippus. „Schade, daß wir nicht doch den Löwen gekauft haben", flüsterte Publius Rufus zu. Antonius wollte noch des langen und breiten über den Löwen erzählen, aber Xantippus hieß ihn schweigen. „Genug davon!" befahl er. „Obwohl ich eher einen Löwen haben möchte als einen Sklaven."
    Wieder sah er forschend zu dem jungen Sklaven hinüber, der regungslos auf der Bank saß. Er war ungefähr siebzehn Jahre alt, wirkte jedoch groß und stark für sein Alter. Er hatte braunes Haar und blaue Augen. Die Jungen wußten nur, daß er irgendwann von den römischen Legionären in Gallien gefangengenommen worden war.
    „Wo habt ihr den Burschen überhaupt her, Mucius?" fragte Xantippus. „Wir haben ihn bei dem Sklavenhändler Callon gekauft", sagte Mucius. „Ihr habt ihn gekauft?" fragte Xantippus erstaunt. „Ich hatte mir gedacht, ihr hättet ihn von zu Hause mitgebracht."
    „O nein", sagte Mucius, „Callon hat sein Geschäft am Forum Boarum. Es ist allerdings nur eine baufällige Hütte am Tiber, dort, wo die Schiffswerften und Getreidespeicher sind. Er hatte leider nicht viele Sklaven auf Lager. Er holte einen von ihnen aus einer Grube, in der noch ein paar andere Sklaven auf Strohbündeln warteten, und zog ihn an einem Strick hinter sich her, um ihn uns zu zeigen. Er gefiel uns gut. Callon hat uns gesagt, der Name des Sklaven sei Udo. Udo sah gesund und arbeitskräftig aus, deswegen haben wir ihn gekauft. Wir wollten nur das Beste für dich, Meister Xanthos."
    „Ein guter Sklave ist nämlich so schwer zu finden wie ein Zahn in einem Huhn", sagte Julius.
    „Verschone mich mit deinen Zitaten", knurrte Xantippus und wandte sich wieder dem Sklaven zu. „He, du da! Aus welchem Land kommst du?"
    Udo schwieg und rührte sich nicht. Er schien Xantippus nicht gehört zu haben. Xantippus schaute seine Schüler an. „Warum redet der Bursche nicht?" „Er ist taubstumm", sagte Publius, „sonst hätten wir ihn auch nicht so billig bekommen."
    „Bei Archimedes, das ist ja ein starkes Stück! Nicht genug, daß ihr mir einen Sklaven anbringt, wollt ihr mir auchnoch einen taubstummen aufhalsen."
    „Wir . . . wir sind vorher noch bei anderen Händlern gewesen", stotterte Julius. „Ein einigermaßen guterhaltener Sklave sollte mindestens zwanzig Goldstücke kosten. Das sind beinahe zweitausend Sesterzen. Soviel hatten wir nicht."
    „So ?" schnaubte Xantippus. „Was habt ihr denn für den Sklaven bezahlt?"
    „Wir hatten fünfhundert Sesterzen zusammengespart", sagte Mucius. „Udo war ein Gelegenheitskauf. Wir haben ihn für vierhundertfünfzig bekommen. Aus irgendeinem geheimnisvollen Grund wollte Callon ihn so rasch wie möglich los sein."
    „Vierhundertfünfzig Sesterzen!" Xantippus war empört. „Seid ihr von allen Furien verhext ? Was fällt euch ein, soviel Geld für mich auszugeben ?"
    „Aber es ist doch dein fünfzigster Geburtstag heute!" riefen die Jungen wie aus einem Munde. „Wie ? Mein fünfzigster Geburtstag ?" wiederholte Xantippus verdutzt. „Wie kommt ihr darauf?"
    „Oh, ganz einfach", sagte Julius. „Wir

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