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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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Publius. „Wieso hast du überhaupt den Kurier an die Zeitung geschickt?" fragte Julius.
    „Weil ich Angst bekam, daß mein Plan fehlgehen könnte", sagte Tellus. „Rufus sollte so rasch wie möglich am nächsten Morgen verhaftet werden. Vielleicht wurde die Schrift an der Tempelwand nicht rechtzeitig entdeckt. Oder Vinicius, der mit Praetonius befreundet ist, hätte die Sache vertuschen können. Ich redete mir tausend Gründe ein, die Rufus' schnelle Verhaftung vereiteln könnten. Deswegen kam ich auf die Idee der Zeitungsnachricht, um einen Druck auf Vinicius auszuüben. Ich wußte, daß Vinicius jeden Morgen von seinem Kopisten die Zeitung ins Haus bekommt. Ich zog mir die Kapuze tief ins Gesicht, und bevor ich zum Tempel ging, gab ich die Nachricht im Büro des Zensors ab. Hinterher wäre es schon geschlossen gewesen."
    „Du hast mit der Zeitungsnachricht eine große Dummheit begangen!" sagte Mucius.
    „Wieso?" fragte Tellus.
    „Weil wir rausgekriegt haben, daß sie vor der Tempelschändung geschrieben worden sein mußte", sagte Mucius. „Dadurch sind wir überhaupt erst auf deine Spur gekommen. Sonst hätten wir dich niemals verdächtigt."
    Tellus glotzte ihn betroffen an. „Jeder Verbrecher begeht einen Fehler", sagte Julius. „Du bist keine Ausnahme."
    „Das war wirklich dumm von mir", murmelte Tellus. „Aber ich hatte keine andere Wahl. Selbst die Zeitungsnachricht hätte mir nichts geholfen, wenn ich Rufus nicht beim Stadtpräfekten angezeigt hätte."
    „Das warst du auch!" riefen die Jungen außer sich.
    „Ja", gestand Tellus. „Ich ließ mich am nächsten Morgen in einer Sänfte zum Forum tragen und stellte mich in der Nähe des Gefängnisses auf, um sicher zu sein, daß Rufus auch verhaftet würde. Aber als die Zeit verstrich und die Sonne immer höher stieg, fürchtete ich, daß irgend etwas dazwischen gekommen wäre."
    „Das waren wir", rief Mucius triumphierend.
    „Ich wurde immer ängstlicher; es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Siegesnachricht veröffentlicht wurde. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, ließ mich zum Stadtpräfekten bringen und zeigte Rufus an. Ich bat ihn, meinen Namen aus Rücksicht auf meinen Freund Praetonius geheimzuhalten." Die Jungen waren von so viel Schlechtigkeit überwältigt. „Du bist ein böser Mensch", sagte Flavius. „Was sollte ich tun?" sagte Tellus klagend und fing aufs neue an, schrecklich zu stöhnen, als ob er sterben müßte. „Könnt ihr denn nicht verstehen, in welcher furchtbaren Lage ich war?" hauchte er mitleiderregend.
    Aber die Jungen waren wenig gerührt. „Warum bist du nicht geflohen?" sagte Antonius. „Ich wollte auf mein gutes Leben nicht verzichten", sagte Tellus.
    „Lieber hätte ich mich umgebracht." „Das hättest du auch tun sollen", sagte Mucius verächtlich. „Du hast leicht reden", sagte Tellus. „Warte, bis du selber einmal reich bist." „Ich werde nur Gutes tun, wenn ich reich bin", sagte Mucius überzeugt. „Als Rufus im Gefängnis war, hast du wohl geglaubt, nun kann dir nichts mehr passieren?" fragte Publius schadenfroh grinsend. „Ja", sagte Tellus. „Du hast nicht mit uns gerechnet", sagte Mucius. „Nein, zuerst nicht", sagte Tellus. „Aber als ihr mit der Kette zu mir gekommen wart, wurde ich mißtrauisch. Ich war sehr erschrocken; denn ich hatte nicht gewußt, daß ich sie verloren hatte. Ich wurde wütend und warf euch hinaus."
    „Du hast die Schlangen auf uns geworfen!" sagte Flavius. „Die sind nicht giftig", sagte Tellus, „ich wollte euch nur er schrecken." „Warum hast du überhaupt die Schlangen?" fragte Julius. „Die Leute sollen sich fürchten, die zu mir kommen." „Oh, wir haben keine Angst gehabt", prahlte Antonius. „Warum hast du die Kette nicht weggeworfen?" fragte Mucius.
    „Sie ist ein glückbringendes Amulett, das ich im Orient geschenkt bekommen habe", sagte Tellus.
    „Sie hat dir aber kein Glück gebracht", warf Publius ein.
    „Ich habe sie am Mantel wieder festgemacht und in meinen Palast mitgenommen. Ich hielt es für unmöglich, daß sie jemand dort finden wird." „Ich hab' sie gefunden", rief Antonius. „Was hast du dir gedacht, als ich zu dir kam?"
    „Ich merkte sofort, daß das Bittschreiben nur ein Vorwand ist", sagte Tellus. „Ich wollte dich betrunken machen, um dich auszuhorchen."
    „Ich war nicht ein bißchen betrunken", sagte Antonius. „Ich habe mal einen ganzen Krug allein ausgetrunken. Hinterher wurde mir nicht einmal schlecht."
    „Als ich

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