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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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I.
    1. Er hatte im Sudan einer sterbenden Nonne ein Versprechen gegeben. Nachdem er es jetzt eingelöst hatte, fragte Kepler sich, was er in Europa eigentlich sonst noch sollte.
    Für die Strecke von Saint Étienne bis zur luxemburgischen Grenze brauchte er etwas mehr als fünf Stunden. Er hielt am ersten Autobahnrasthof an, der im Großherzogtum auf seinem Weg lag. Zum einen hatte er an diesem Tag schon anderthalbtausend Kilometer gefahren, zum anderen hatte er seit dem frühen Morgen nichts gegessen.
    Kepler kaute mechanisch an einem Schnitzel ohne dessen Geschmack richtig wahrzunehmen, und genauso unaufhaltsam wie die Dunkelheit hinter den Fenstern undurchsichtiger wurde, schwand seine Zuversicht in die eigene Zukunft.
    Zu seiner Ratlosigkeit gesellte sich mit der Sättigung die Müdigkeit . Nachdem er gegessen und bezahlt hatte, stieg Kepler in seinen Wagen ein, legte die Sitzlehne um und schloss die Augen.
    Er wachte drei Stunden später abrupt auf und langte zum Beifahrersitz, um sich zu vergewissern, dass das AWSM immer noch sicher dort lag. Dann erst wurde ihm bewusst, dass nicht in Afrika war und nicht in einem Jeep saß.
    Für die restlichen vierhundert Kilometer bis Steinfurt brauchte Kepler knapp vier Stunden. Der Morgen dämmerte über den Dächern seiner Heimatstadt, als er sie erreichte. Das fröhliche Licht der aufgehenden Sonne kam ihm nicht fröhlich golden, sondern irgendwie blass vor.
    Der Duft von Kaffee in Omas Küche und die Gewissheit, dass seine Großmutter dort war, hoben Keplers Stimmung dagegen an.
    Als er die Küche betrat, dre hte Oma sich mit einer Tasse in der Hand von der Anrichte, sah ihn über den Rand ihrer Brille an, lächelte, stellte die Tasse auf den Tisch und deutete Kepler sich hinzusetzen. Er drückte Oma kurz an sich, bevor er das tat, und sie strich über seinen Kopf.
    Eine Zeitlang tranken sie schweigend den Kaffee und blickten nachdenklich zum Fenster hinaus. Dann sah Oma Kepler plötzlich verlegen an.
    "Ach, Dirk , erinnerst du dich an eine Katrin Erler?"
    Kepler richtete den Blick maßlos erstaunt auf seine Großmutter.
    "Was?"
    "Ich wollte es dir früher sagen", beeilte Oma sich im Ton einer Rechtfertigung zu erklären, "aber es war alles so stürmisch nach deiner Rückkehr."
    "Ist egal", drängte Kepler, "was ist mit Ka trin?"
    "Sie war vor ungefähr einem Jahr hier", berichtete Oma. "Sie sagte, du hast ihr in Afrika das Leben gerettet. Sie wollte wissen, ob wir etwas von dir gehört haben." Sie lächelte. "Ein sehr nettes Mädchen. Wer ist sie?"
    Kepler fragte sich erstaunt, wie Katrin sein Zuhause finden konnte. Dann eri nnerte er sich, dass sie seinen Pass gesehen hatte.
    "Wir hatten dort was miteinander." Er vermied das Wort Sex . "Aber ich denke, das war nur, weil ich ihr geholfen hatte."
    " Nein", widersprach Oma streng, "sie wollte dich wirklich wiedersehen. Sie war sehr traurig, dass du nicht da warst." Sie sah Kepler strafend an. "Aber sie hatte wohl genau damit gerechnet. Sie hat etwas für dich hinterlassen."
    Sie erhob sich und ging zum Schrank, in dem sie alles Mögliche aufbewahrte, von Aspirintabletten bis hin zu billigen Scheren, die ihr mal an der Tür aufgeschwatzt worden waren. Sie kramte in einer Schublade, bis sie einen großen braunen Umschlag herausfischte. Sie reichte ihn Kepler und sah ihn neugierig an. Diese Tatsache völlig ignorierend bedankte er sich mit einem Wort und ging in sein Zimmer. Er setzte sich aufs Bett und blickte auf den Umschlag.
    Bilder von Katrin flackerten vor ihm auf, und eine halbvergessene Erinnerung an ihre Haut, nicht greifbar, aber zerrend und wehmütig.
    Er schüttelte sie ab und öffnete das Kuvert. Darin lagen eine DVD und ein kleinerer weißer Umschlag, auf dem sein Name und der Vermerk persönlich standen. Kepler legte die DVD zur Seite und öffnete den kleinen Umschlag.
    "Hallo, Dirk", begann Katrins Brief in einer geraden, scharfen Schrift. " Ich wollte dir nochmal Danke dafür sagen, dass du mir das Leben gerettet hast. Und dafür, dass du alles dafür getan hast, damit ich gut nach Hause komme."
    Kepler hob den Kopf und sah Katrin am Flughafen in Kaduqli vor sich. Einsam, schutzlos und verloren blickend.
    " Und vielleicht kannst du mich nochmal retten. Ich weiß nämlich nichts mit meinem Leben anzufangen. Ich fühle mich verloren, als ob meiner Existenz der Sinn entzogen worden ist, zeitweise funktioniere ich nur. Ich kann das Leben dort, mit all seinem Zauber und seiner ganzen Brutalität, nicht

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