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Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf

Titel: Caius, der Lausbub aus dem alten Rom.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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zurückrollt."
    „Schäm dich, Julius!" unterbrach Xantippus ihn. „Du hast mal wieder Tantalus mit Sisyphus verwechselt. Wirst du es nie lernen ? Es ist nicht Tantalus, sondern Sisyphus, der sich mit dem Felsen abrackert. Tantalus hingegen ist der Unglücksmensch, der zu den Qualen von ewigem Hunger und Durst verdammt wurde. Setz dich, Julius. Immerhin, es sind dir noch ein paar Brocken griechischer Mythologie im Kopf haftengeblieben. Wir wollen mal weitersehen, was mit Niobe los war. Vielleicht gibt es uns einen Wink bezüglich des Geheimschlüssels. Niobe war nicht gerade sehr glücklich. Der Gott Apollo und die Göttin Diana haben unfreundlicherweise Niobes vierzehn Kinder in Gegenwart der Mutter ermordet. Damit nicht genug, hat Zeus sie noch in eine Statue verwandelt. Das hinderte sie aber nicht, über den Tod ihrer Kinder zu weinen. Wir wollen diese traurige Geschichte im Auge behalten. Name Nummer drei: Cicero. Erklärung überflüssig. Jeder Schuljunge weiß, wer Cicero ist und wann er gelebt hat. Ausgenommen der Schüler Flavius. Der Brief ist unterzeichnet mit dem Namen Usipetes. Ich muß gestehen, dieses Wort noch niemals gehört zu haben."
    Udo hob die Hand hoch und meldete sich, als sei auch er ein Schüler des Xantippus. „Sprich, Udo", sagte Xantippus, ihm ermunternd zunickend. Udo schien ein gebildeter junger Mann zu sein.
    „Usipetes ist ein germanischer Stamm auf der rechten Seite des Rheins", sagte Udo. „Ich komme aus einer Gegend, die auf dem linken Ufer liegt. Wir haben uns früher oft gegenseitig überfallen, aber in den letzten Jahren haben wir Frieden geschlossen und sind gut befreundet. Sie feiern unsere Feste mit, wir ihre. Bei uns gibt es Fässer voll Wein, bei ihnen fließt das Bier in Strömen."
    „Danke", sagte Xantippus freundlich. „Man lernt nie aus im Leben. Als letzte Namen bleiben noch Castor und Pollux, die unzertrennlichen Zwillinge", fuhr Xantippus fort. „Sie sind Söhne von Zeus und gelten als die Beschützer Roms. Was bieten uns die beiden Göttersöhne?
    Nicht viel. Castor beschäftigte sich damit, wilde Pferde zu züchten, während sein Zwillingsbruder Pollux sich der fragwürdigen Kunst des Boxens widmete. So, jetzt haben wir erst einmal alle Namen aufgezählt. Rufus, hol eine Wandtafel und eine Kreide aus dem Schulzimmer!"
    Rufus verschwand nach nebenan und kehrte rasch mit der Tafel und Kreide zurück.
    Xantippus hängte sie über ein Bild, und mit schulmeisterlicher Gründlichkeit, die er in diesem Falle später noch tief bereute, schrieb er auf die Tafel, wie wenn es sich um ein mathematisches Problem handelte:
    In Pollinos Brief, den der Bote Udo gebracht hat, stehen folgende Namen:
    Viminalis Niobe Cicero Usipetes Castor Pollux Er studierte sie eine Weile. „Was bedeuten diese Namen? Wo steckt der Schlüssel zu ihrem Geheimnis?" Er drehte sich um und schaute seine Schüler an: „Die Antwort ist: Wir haben keine Ahnung."
    Plötzlich schoß Caius hastig hoch; dabei warf er vor Aufregung den Stuhl um, auf dem er gesessen hatte. „Ich . . . ich weiß, wer gemeint ist!" brachte er heiser, fast erstickt, hervor. „Hört, hört, Caius geht ein Licht auf!" rief Publius höhnisch. „Nun, Caius, was glaubst du zu wissen?" fragte Xantippus ungläubig. „Ich . . . ich . . .", stammelte Caius bleich und entsetzt. „Ich weiß, es ist mein Vater, der ermordet werden soll!"

13. Kapitel
Wird der Stadtpräfekt seine gesamte Polizei alarmieren?
    Die Jungen waren verblüfft und starrten Caius mißtrauisch an. Sie hielten es für ausgeschlossen, daß gerade er, dessen Gehirn nur im Schneckentempo arbeitete, das Geheimnis des Briefes gelöst haben sollte, wenn es sogar Xantippus nicht gelungen war.
    „Nun, Caius ? Sprich!" forderte Xantippus ihn ermutigend auf. „Wir sind gespannt zu hören, warum du glaubst, das Rätsel des Briefes gelöst zu haben."
    „Ich hätte es wahrscheinlich nie gelöst, wenn es sich nicht gerade um meinen Vater handelte", sprudelte Caius aufgeregt heraus. „Die Götter müssen mir gnädig gewesen sein."
    „Ich verstehe", sagte Xantippus. „Du meinst, weil es dein Vater ist, hast du gewissermaßen einen sechsten Sinn entwickelt?"
    „Du hast dich bestimmt geirrt!" rief Rufus.
    „Ich weiß nichts von einem sechsten Sinn", fuhr Caius fort. „Aber ich werde euch gleich beweisen, daß ich mich nicht geirrt habe."
    Er rannte zur Wandtafel, nahm die Kreide und unterstrich von den sechs Namen, die Xantippus untereinander aufgeschrieben hatte, die

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