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Calendar Girl

Titel: Calendar Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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ihr um und nahm ihre Hände. »Liebste«, sagte er und bemerkte gar nicht, wie er sie anredete, »Caro, mein Herz. Du sorgst dich, dass ich krank sein könnte?«
    Sie nickte wortlos, ihr Blick hing an seinem Gesicht. »So dünn geworden«, flüsterte sie.
    Er beugte sich zu ihr und hielt sie fest. »Du wolltest keinen fetten, alten, bärtigen Mann lieben«, sagte er leise. »An meinem Alter kann ich nichts ändern, Caro.« Er lächelte und drehte ihre Handfläche in seinem Griff, um sie zu küssen. »Ich habe mich gequält, das kann ich dir flüstern. Ich habe einen Trainer engagiert und der hat mich jeden Tag ein paar Stunden durch die Gegend gescheucht. Ich war der dicke Typ mit dem laut knurrenden Magen, der morgens zur Belustigung der Massen laut schimpfend durch den Volksgarten geschnauft ist, bevor er sich an diesen Mördergeräten im Studio mit Gewichten gequält hat.«
    Sie starrte ihn an. »Was?«, sagte sie.
    »Ich habe trainiert, Caro«, sagte er geduldig. »Den Bauch abtrainiert. Salat gegessen, von Pizza geträumt, vor Muskelkater kaum kriechen können.«
    »Deswegen warst du dauernd weg?« Sie lachte auf. »Ich dachte, du vögelst dich durch den Kalender.«
    Das klang endlich wieder nach seiner Caro. Er entspannte sich und grinste. »Das auch«, sagte er. »Der Kalorienverbrauch beim Vögeln ist unschlagbar.«
    Sie schnaufte empört, gab ihm einen Klaps und schüttelte den Kopf. »Das hast du nur für mich getan?«
    »Für dich würde ich noch viel mehr tun«, erwiderte er nachdrücklich.
    Sie hob ihm ihr Gesicht entgegen und er sah die Tränen in ihren Augen. »Und ich dachte, ich fürchtete ... ich dachte, du stirbst auch.«
    Er nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie. Endlich, dachte er. Endlich zuckt sie nicht mehr zurück. Und er wusste, dass das nichts damit zu tun hatte, ob er einen Bart oder keinen trug, einen Bauch hatte oder nicht. Es war der Troll, der endlich gebannt war.
    Sie erwiderte seinen Kuss und ließ sich mit einem Seufzer gegen seine Schulter sinken. »Du siehst ihm überhaupt nicht ähnlich«, sagte sie. »Nicht die Bohne.«

38
    Ich stehe da in meinen Killer-High-Heels, trinke das dritte oder vierte Glas Champagner und genieße die Atmosphäre des Festes. Eine Hochzeit ist eine der Gelegenheiten, bei der der gesamte Danesi-Clan von überallher anrollt, und wo der Danesi-Clan ist, ist lautes Gelächter, sind Gespräche in voller Phonzahl auf Deutsch und Italienisch und heftig gestikulierende Hände. Ich fühle mich wie im Urlaub.
    Eine meiner Cousinen, ich weiß im ersten Moment nicht, ob es Gabriella oder doch Ricarda ist, steht neben mir und hechelt die anderen Hochzeitsgäste durch. Kleider, Schuhe, Frisuren, Männer. Vor allem Männer.
    Sie stößt mich mit spitzem Ellbogen in die Rippen und deutet auf Fo, der sich gerade mit Daniele über irgendetwas köstlich zu amüsieren scheint. Ich höre die beiden lachen, Fo tief und rollend, Daniele etwas höher und heiser, weil er sich verschluckt hat. »Das Sahneschnittchen ist also deiner?«, sagt Gabriella mit hörbarem Neid in der Stimme. »Wie hast du dir den denn an Land gezogen, Schätzchen?« Ich sehe ihren Blick und drehe mich zum Lachen weg. Es ist deutlich, was sie denkt: An deinem Aussehen hat es sicher nicht gelegen . Ich schaue Fo an. Sie hat recht mit dem »Sahneschnittchen«. Er trägt seinen schicken, dreiteiligen blauen Anzug und sieht hinreißend aus, vor allem, seit er sich einen gepflegten Drei-Tage-Bart stehen lässt. Verwegen. Und nicht mehr ganz so schrecklich dünn, dafür habe ich gesorgt. Ich sehe ihn an und mein Atem geht schneller. Ich kann nichts dagegen tun. Ich bin verrückt nach meinem Fo.
    »Seid ihr fest liiert? Hast du was dagegen, wenn ich es mal bei ihm probiere? Er ist genau mein Typ.« Gabriella ist an meiner Antwort sichtlich nicht interessiert, befeuchtet sich die Lippen und wirft sich in Pose. Ich grinse und wedele mit der Hand. »Nur zu«, sage ich. Hol dir dein blaues Auge, Schätzchen .
    Fo fängt meine Grimasse auf und zwinkert mir zu. Meine Cousine schlingert verführerisch auf ihn zu, er begrüßt sie höflich und lauscht ihr mit geduldiger Miene. Ich sehe den Blick, den er mir über ihren Kopf hinweg zuwirft. Er verdreht die Augen. Ich winke und deute auf die Terrassentür. Er nickt erleichtert.
    Ich stelle mein Glas ab. Fo hält seins schon seit Beginn der Feier fest umklammert, hat nur einmal daran genippt und es dann nicht mehr angerührt. Er trinkt nicht mehr. Ab und zu,

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