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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Naomi, oder?«
    »Nein! Ich meine, ja. Und nein. Als ich dich für tot hielt, konnte ich nicht mehr atmen. Jetzt versuche ich, mich darauf zu konzentrieren, dieses Ding vom Schiff zu bekommen, und fürchte die ganze Zeit, ich könnte einen aus der Crew verlieren.«
    Amos nickte und schlang sich das Gewehr über die Schulter. Er setzte sich auf die Bank vor seinem Spind.
    »Ich verstehe das. Was willst du jetzt tun?«
    »Ich will dieses verdammte Ding von meinem Schiff verjagen«, entgegnete Holden, während er ein Magazin in die Pistole schob. »Aber versprich mir, dass du dabei nicht stirbst. Das würde mir sehr helfen.«
    »Käpt’n«, antwortete Amos grinsend. »Was mich tötet, hat vorher alle anderen getötet. Ich bin dazu geboren, der letzte Überlebende zu sein. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Holdens Panik und Angst ließen nicht nach. Genau wie zuvor hockten sie auf seiner Brust. Aber wenigstens war er mit ihnen nicht mehr ganz so einsam.
    »Dann lass uns den blinden Passagier hinauswerfen.«
    Die Warterei in der Luftschleuse vor dem Frachtraum war unerträglich. Die Innentür schloss sich, die Pumpen saugten die Luft aus der Kammer, dann öffnete sich die äußere Tür. Holden fummelte nervös herum und überprüfte seine Pistole ein halbes Dutzend Mal. Amos stand locker und entspannt da, die riesige Schrotflinte lag lässig in der Armbeuge. Das Angenehme, falls das Warten überhaupt eine angenehme Seite hatte, war, dass die Luftschleuse so viel Krach machen konnte, wie sie wollte, ohne das Wesen zu warnen, da es auf der anderen Seite keine Atmosphäre gab.
    Nach und nach schwanden die Außengeräusche, bis Holden nur noch den eigenen Atem hörte. Schließlich flammte neben der äußeren Schleusentür eine gelbe Warnlampe auf, weil dahinter Vakuum herrschte.
    »Alex«, sagte Holden, nachdem er ein Kabel in das Terminal der Luftschleuse gesteckt hatte, weil der Funk im ganzen Schiff immer noch tot war. »Wir gehen jetzt rein. Schalte den Antrieb ab.«
    »Alles klar.« Die Schwerkraft verschwand. Holden trat gegen die Schieberegler an den Hacken, um die Magnetsohlen der Stiefel zu aktivieren.
    Der Frachtraum der Rosinante war vollgestopft. Der hohe und schmale Raum nahm die Steuerbordseite des Schiffs ein und lag im ungenutzten Bereich zwischen der Außenhülle und dem Maschinenraum. Auf der Backbordseite befand sich an der gleichen Stelle der Wassertank. Die Rosinante war ein Kriegsschiff. Fracht spielte hier nur eine untergeordnete Rolle.
    Unter Schub verwandelte sich der Frachtraum in eine Schwerkraftsenke, deren tiefster Punkt die Frachtluke war. Die Kisten, die im Raum lagerten, waren an Wandhalterungen oder mit elektromagnetischen Verriegelungen befestigt. Solange die durch den Schub erzeugte Schwerkraft einen Menschen sieben Meter tief bis zur Frachtluke schleudern konnte, war dies kein guter Ort, um zu kämpfen.
    Unter Mikrogravitation war es ein langer Gang mit vielen Deckungsmöglichkeiten.
    Holden betrat den Raum als Erster und lief dank der Magnetstiefel auf der Wand entlang. Hinter einer großen Metallkiste mit Reservemunition für die Nahkampfkanonen des Schiffs ging er in Deckung. Alex folgte ihm und verschwand zwei Meter entfernt hinter einer anderen Kiste.
    Unter ihnen befand sich das Monster, das anscheinend schlief.
    Reglos kauerte es an der Wand, die den Frachtraum vom Maschinenraum trennte.
    »In Ordnung, Naomi, du kannst jetzt öffnen«, sagte Holden. Er wackelte an dem ausgezogenen Kabel, das sich an einer Ecke der Kiste verfangen hatte, und verschaffte sich etwas Spielraum.
    »Tür fährt auf«, meldete sie. Im Helm klang ihre Stimme dünn und undeutlich. Lautlos öffnete sich die Frachtluke am unteren Ende des Raumes, mehrere Quadratmeter mit Sternen besetzter Schwärze kamen zum Vorschein. Das Monster bemerkte nicht, dass die Luke aufging, oder es war ihm egal.
    »Fallen die nicht manchmal in Winterschlaf?«, fragte Amos. Das Kabel lief von seinem Anzug zur Luftschleuse wie eine Hightech-Nabelschnur. »Wie Julie, als sie infiziert wurde. Sie hat doch in dem Hotelzimmer auf Eros zwei Wochen Winterschlaf gehalten.«
    »Kann sein«, antwortete Holden. »Wie gehen wir jetzt vor? Ich neige fast dazu hinunterzugehen, das Ding zu schnappen und hinauszuwerfen. Aber ich habe Hemmungen, es einfach anzufassen.«
    »Ja. Wir könnten dann mit den Anzügen nicht mehr rein«, stimmte Amos zu.
    Holden erinnerte sich daran, wie er als Kind draußen gespielt hatte und ins Haus gekommen war. Er

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