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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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hatte sich in der Waschküche ausziehen müssen, ehe Mutter Tamara ihn ins Haus gelassen hatte. Dies hier wäre ganz ähnlich, nur erheblich kälter.
    »Ich wünschte, ich hätte einen langen Stock«, sagte Holden. Er sah sich im Frachtraum um, ob sich etwas Passendes fände.
    »Äh, Käpt’n?«, sagte Amos. »Es beobachtet uns.«
    Holden drehte sich um. Amos hatte recht. Das Wesen hatte nur den Kopf bewegt, doch es starrte sie eindeutig an. In den Augen lag ein gespenstischer blauer Schimmer, der von innen kam.
    »Also gut«, sagte Holden. »Es macht keinen Winterschlaf.«
    »Ich könnte es mit ein oder zwei Schüssen von der Wand vertreiben, und wenn Alex die Maschine startet, purzelt es vielleicht einfach zur Hintertür hinaus und gerät in den Rückstoßstrahl. Das müsste das Problem doch erledigen.«
    »Mal nachdenken«, sagte Holden, doch ehe er den Gedanken zu Ende bringen konnte, blitzte es im Frachtraum mehrmals kurz auf, weil Amos mit der Schrotflinte schoss. Das Monster wurde mehrmals getroffen, drehte sich um sich selbst und schwebte in Richtung Frachtluke.
    »Alex, jetzt …«, begann Amos.
    Das Monster setzte sich in Bewegung. Es streckte einen Arm zur Wand aus, der Arm schien sich dabei sogar zu verlängern, und zog fest genug an den Spanten, um die Stahlplatten zu verbiegen. Das Wesen zog sich so schnell zum oberen Ende des Frachtraums zurück, dass es den Kasten, hinter dem Holden sich versteckte, aus der Magnethalterung riss. Alles drehte sich um Holden, als er durch den Frachtraum geschleudert wurde. Direkt hinter ihm flog die Kiste mit der gleichen Geschwindigkeit wie er selbst durch den Raum. Holden prallte einen Sekundenbruchteil vor der Kiste gegen die Wand. Die Magnethalterung verankerte sich sofort in der Metallfläche und klemmte Holdens Bein unter der Kiste ein.
    Der Druck überdehnte sein Knie, und vor Schmerzen färbte sich einen Moment lang die ganze Welt rot.
    Amos schoss aus der Nähe weiter auf das Monster, doch es wehrte ihn mit einem lässigen Rückhandschlag ab. Er prallte so fest gegen die Schleusentür, dass sich das Metall verbog. Da die innere Tür nicht mehr dicht war, verriegelte sich die äußere Tür sofort automatisch. Holden versuchte, sich zu bewegen, doch die Kiste hielt sein Bein unerbittlich fest. Da die Elektromagnete dazu konstruiert waren, eine Vierteltonne Gewicht bei einem Schub von zehn G zu halten, war nicht damit zu rechnen, dass er sich in der nächsten Zeit befreien konnte. Die Kontrollen der Kiste, mit denen er die Magnete abschalten konnte, zeigten das orangefarbene Glühen eines vollständigen Kontakts und waren zehn Zentimeter außer Reichweite.
    Das Monster drehte sich um und sah ihn an. Die blauen Augen waren viel zu groß für den Kopf und gaben dem Wesen ein seltsam kindliches Aussehen. Es streckte eine viel zu große Hand aus.
    Holden schoss, bis seine Waffe leer war.
    Die kleinen Patronen, die eigene Treibladungen besaßen, verließen den Lauf der rückstoßlosen Pistole und explodierten leuchtend und in kleinen Rauchwolken, wenn sie das Wesen trafen. Jeder Einschlag schob das Wesen ein Stück weiter zurück und riss große Brocken aus seinem Rumpf. Schwarze Fäden breiteten sich im Raum aus, als zeichnete jemand vergossenes Blut auf ein Blatt Papier. Die letzte Rakete riss das Monster von der Wand weg und ließ es den Frachtraum hinunter zur offenen Luke treiben.
    Der schwarze und rote Körper überschlug sich vor den Sternen und der dunklen Weite. Holden schöpfte neue Hoffnung. Doch weniger als einen Meter vor der Tür streckte es einen langen Arm aus und hielt sich an der Kante einer Kiste fest. Holden hatte gesehen, welche Kräfte es besaß. Es würde nicht loslassen.
    »Käpt’n«, schrie Amos ihm ins Ohr. »Holden, bist du noch da?«
    »Hier, Amos. Ich hab ein kleines Problem.«
    Während er sprach, zog sich das Monster auf die Kiste, an der es sich festgehalten hatte, und blieb reglos sitzen. Ein schrecklicher Gargyle, der schlagartig zu Stein erstarrt war.
    »Ich schalte die Schleuse auf manuelle Steuerung um und hol dich da raus«, verkündete Amos. »Die Innentür ist im Eimer, also verlieren wir etwas Druck, aber wohl nicht sehr viel …«
    »In Ordnung, aber beeil dich«, sagte Holden. »Ich stecke hier fest. Du musst die Magnete der Kiste abschalten.«
    Gleich darauf öffnete sich die Schleusentür, und etwas Atmosphäre entwich. Als Amos sich durch den Frachtraum in Bewegung setzte, sprang das Monster von der Kiste, auf der es

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