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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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gesessen hatte, packte den schweren Plastikbehälter mit einer und die nächste Strebe mit der anderen Hand und warf mit dem Container nach ihm. Der Aufprall auf die Wand war so heftig, dass Holden die Erschütterung durch den Anzug spürte. Das Wurfgeschoss hatte Amos’ Kopf nur um Zentimeter verfehlt. Der große Mechaniker zog sich fluchend zurück, und die Tür der Luftschleuse schloss sich wieder.
    »Entschuldigung«, sagte Amos. »Ich bin in Panik geraten. Ich muss das Ding hier erst mal öffnen …«
    »Nein!«, rief Holden. »Lass die verdammte Tür in Ruhe. Ich stecke jetzt hinter zwei verdammten Kisten fest, und bei nächster Gelegenheit wird die Tür mein Kabel durchtrennen. Ich will hier wirklich nicht ohne Sprechverbindung herumhängen.«
    Sobald die Luftschleuse geschlossen war, kehrte das Monster zu der Wand neben dem Maschinenraum zurück und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Wo Holdens Geschosse die Haut aufgerissen hatten, klafften feuchte, pulsierende Wunden.
    »Ich kann es sehen, Käpt’n«, meldete Alex. »Wenn ich Gas gebe, kann ich es durch die Tür nach draußen befördern.«
    »Nein«, sagten Naomi und Amos fast gleichzeitig.
    »Nein«, wiederholte Naomi. »Sieh doch nur, wie Holden da unter den Kisten eingeklemmt ist. Wenn wir stark beschleunigen, bricht er sich sämtliche Knochen, falls er nicht auch selbst durch die Tür geschleudert wird.«
    »Ja, sie hat recht«, stimmte Amos zu. »Dabei käme der Käpt’n um. Das kommt nicht infrage.«
    Holden hörte seiner Crew eine Weile zu, wie sie die Möglichkeiten diskutierten, ihn zu retten, und beobachtete gleichzeitig das Wesen, das sich an die Wand schmiegte und einzuschlafen schien.
    »Also«, unterbrach Holden schließlich die Diskussion, »ein hoher Schub würde mich jetzt wahrscheinlich in kleine Stücke zerlegen. Aber das heißt nicht zwingend, dass es damit ausgeschlossen ist.«
    Was er als Nächstes über den Sprechkanal hörte, schien aus einer anderen Welt zu kommen. Zuerst erkannte Holden nicht einmal die Stimme des Botanikers.
    »Das ist ja interessant«, sagte Prax.

27 Prax
    Als Eros starb, sahen alle zu. Die Station war zu einer wissenschaftlichen Datengewinnungsmaschine umgerüstet, und jede Veränderung, jeder Tod und jede Metamorphose wurden eingefangen, aufgezeichnet und ins System gesendet. Alles, was die Regierungen von Mars und Erde hatten unterdrücken wollen, war in den folgenden Wochen und Monaten durchgesickert. Die Art und Weise, wie die Menschen es betrachteten, hatte viel eher damit zu tun, wer sie waren, als mit den tatsächlichen Bildern. Für manche war es eine Neuigkeit. Für andere ein Beweis. Weitaus mehr Menschen, als es Prax lieb war, hatten in dem Vorfall eine schreckliche, dekadente Unterhaltung gesehen – eine Art Snuff-Film von Busby Berkeley.
    Wie alle anderen Mitglieder seines Teams hatte auch Prax es verfolgt. Für ihn war es ein Rätsel gewesen. Der überwältigende Wunsch, die Logik der konventionellen Biologie auf das Wirken des Protomoleküls anzuwenden, hatte sich zumeist als fruchtlos erwiesen. Manche Details waren quälend – die Spiralen ähnelten den Häusern der Perlboote sehr stark, während die Wärmebilder der infizierten Körper in Rhythmen waberten, die an gewisse hämorrhagische Fiebererkrankungen zu erinnern schienen. Nichts hatte zusammengepasst.
    Sicherlich bekam irgendjemand irgendwo Fördermittel, um zu untersuchen, was geschehen war, aber Prax’ Arbeit hatte nicht warten können. Er hatte sich wieder um seine Sojabohnen gekümmert. Das Leben war weitergegangen. Es war für ihn nicht zur Besessenheit geworden, sondern ein bekanntes Rätsel geblieben, das jemand anders lösen musste.
    Prax hing gewichtslos an einem freien Pult in der Operationszentrale und beobachtete den Feed der Überwachungskameras. Das Wesen wollte nach Kapitän Holden greifen, worauf Holden schoss und schoss und schoss. Aus dem Rücken des Wesens lösten sich dunkle Fäden. Das kannte Prax natürlich, dies war auch auf den Aufnahmen von Eros deutlich zu sehen gewesen.
    Das Monster taumelte umher. In morphologischer Hinsicht unterschied es sich gar nicht so sehr von einem Menschen. Es besaß einen Kopf, zwei Arme, zwei Beine und keine autonomen Körperteile. Keine Hände oder Brustkörbe, die umgebaut waren, um anderen Zwecken zu dienen.
    Naomi, die an der Steuerung saß, keuchte auf einmal. Es war seltsam, das Geräusch direkt in dem Raum und nicht über den Com-Kanal zu hören. Irgendwie klang es zu

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