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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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intim, und er fühlte sich ein wenig befangen. Doch da war noch etwas Wichtigeres. Er war ein wenig benommen, als wäre sein Kopf mit einem Baumwollgespinst ausgefüllt. Das Gefühl kannte er. Gedanken, die ihm noch nicht richtig bewusst waren, formten sich gerade.
    »Ich stecke hier fest«, sagte Holden. »Du musst die Magnete der Kiste abschalten.«
    Das Wesen befand sich am hinteren Ende des Frachtraums. Als Amos hereinkam, stützte es sich mit einer Hand ab und warf mit der anderen eine große Kiste. Obwohl der Feed keine hohe Auflösung hatte, konnte Prax die mächtigen Trapez- und Deltamuskeln erkennen, die abnorm vergrößert waren. Außerdem saßen sie nicht ganz an den richtigen Stellen. Also arbeitete das Protomolekül unter gewissen Beschränkungen. Was das Wesen auch war, es tat nicht das Gleiche wie die Proben auf Eros. Das Wesen im Frachtraum benutzte zweifellos die gleiche Technologie, sie diente hier jedoch anderen Zwecken.
    »Nein! Lass die verdammte Tür in Ruhe. Ich stecke jetzt hinter zwei verdammten Kisten fest.«
    Das Wesen zog sich bis zu der Wand zurück, wo es zuerst geruht hatte, und kauerte nieder. Das Pulsieren der Wunden war deutlich zu erkennen. Es hatte sich nicht zufällig dort niedergelassen. Da der Antrieb abgeschaltet war, gab es keinerlei Schwerkraft, die das Wesen nach unten zog. Wenn es sich dort hingezogen fühlte, musste es einen Grund dafür geben.
    »Nein!« Naomi hatte die Haltegriffe neben dem Pult gepackt. Ihr Gesicht war aschfahl. »Nein. Sieh doch nur, wie Holden da unter den Kisten eingeklemmt ist. Wenn wir stark beschleunigen, bricht er sich sämtliche Knochen, falls er nicht auch selbst durch die Tür geschleudert wird.«
    »Ja, sie hat recht«, stimmte Amos zu. Es klang müde. Vielleicht war das seine Art, seine Sorge zum Ausdruck zu bringen. »Dabei käme der Käpt’n um. Das kommt nicht infrage.«
    »Also, ein hoher Schub würde mich jetzt wahrscheinlich in kleine Stücke zerlegen. Aber das heißt nicht zwingend, dass es damit ausgeschlossen ist.«
    Das Wesen bewegte sich vor der Wand. Keine starke Bewegung, aber eindeutig zu erkennen. Mit einer großen Hand mit Klauen – es waren Klauen, aber immer noch vier Finger und ein Daumen – hielt es sich fest, während die andere an der Wand herumzerrte. Die erste Schicht bestand aus faserigem Isolationsmaterial, das in gummiartigen Streifen abriss. Darunter lag gehärteter Stahl, den das Wesen jetzt bearbeitete. Kleine Späne schwebten im Vakuum davon und schimmerten im Licht wie winzige Sterne. Warum tat es das? Wenn es versuchte, das Schiff zu beschädigen, gab es bessere Möglichkeiten. Vielleicht wollte es auch durch die Wand brechen und etwas erreichen, vielleicht folgte es einem Signal …
    Das Baumwollgespinst flog davon und wich dem Bild einer bleichen neuen Wurzel, die aus einem Samenkorn wuchs. Er lächelte. Das ist ja interessant.
    »Was ist los, Doc?«, fragte Amos. Prax hatte gar nicht gemerkt, dass er laut gesprochen hatte.
    »Äh …« Prax suchte nach den richtigen Worten, um seine Beobachtung zu erklären. »Es versucht, sich einer Strahlungsquelle zu nähern. Ich meine, die Version des Protomoleküls, die auf Eros losgelassen wurde, hat sich von Strahlung ernährt, also muss man annehmen, dass dieses hier ebenfalls …«
    »Dieses hier?«, fragte Alex. »Was für eins?«
    »Diese Version. Ich meine, dieses Exemplar hier ist offenbar so konstruiert, dass es die meisten Veränderungen unterdrückt. Es hat den Wirtskörper kaum verändert. Also ist es neu eingebrachten Einschränkungen unterworfen, benötigt aber anscheinend immer noch eine Strahlungsquelle.«
    »Warum, Doc?«, fragte Amos. Er gab sich Mühe und zeigte Geduld. »Warum glauben wir, dass es Strahlung braucht?«
    »Oh«, sagte Prax. »Wir haben den Antrieb heruntergefahren. Der Reaktor ist jetzt im Leerlauf, und nun will es sich bis zum Kern durchgraben.«
    Es gab eine Pause. Alex stieß etwas Obszönes aus.
    »In Ordnung«, sagte Holden. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Alex, du musst das Wesen herausbekommen, ehe es durch die Wand bricht. Wir haben keine Zeit, uns einen neuen Plan zu überlegen.«
    »Käpt’n«, wandte Alex ein. »Jim …«
    »Ich gehe rein, sobald es weg ist«, erklärte Amos. »Wenn du nicht mehr da bist, war es mir eine Ehre, unter dir gedient zu haben, Käpt’n.«
    Prax wedelte mit den Händen, als könnte er damit ihre Aufmerksamkeit erregen, und schwebte auf einmal frei durch das Operationsdeck.
    »Warten

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