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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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schwarzer Overall, der aus mehreren Schichten Kevlar, Gummi, stoßresistentem Gel und einem Netzwerk von Sensoren bestand, die Verletzungen und Lebensfunktionen des Trägers überwachten. Darüber kam der nur unwesentlich lockerer sitzende Schutzanzug mit einer Schicht aus selbstheilendem Gel, das Risse oder Einschusslöcher verschließen konnte. Darüber legte er eine Rüstung aus mehreren Platten an, die Hochgeschwindigkeitsmunition ablenken und deren äußere Schichten sogar verdampfen konnten, um die Energie von Laserstrahlen zu absorbieren.
    Holden kam es so vor, als hüllte er sich selbst ins Grabtuch.
    Trotz der Schichten und des Gewichts war der Anzug immer noch nicht so beängstigend wie die motorgetriebene Rüstung der schweren Marinesoldaten. Die Jungs von der Navy nannten sie wandelnde Särge. Der Grund für diese Bezeichnung war recht einfach: Was stark genug war, die Rüstung zu durchschlagen, erledigte auch den Marinesoldaten im Inneren, also machte man sich gar nicht erst die Mühe, das Ding zu öffnen, sondern warf einfach alles zusammen ins Grab. Das war natürlich übertrieben, aber die Vorstellung, den Frachtraum mit einer Rüstung zu betreten, die sich ohne die elektrischen Kraftverstärker nicht einmal bewegen würde, machte ihm schreckliche Angst. Wenn nun die Batterien versagten?
    Natürlich war so eine schöne, die Körperkraft verstärkende Rüstung sehr nützlich, wenn man ein Monster vom Schiff werfen wollte.
    »Das da ist verkehrt herum.« Amos deutete auf Holdens Oberschenkel.
    »Verdammt.« Amos hatte recht. Er war so gründlich von der Rolle, dass er die Schnallen der Beinpanzerung verwechselt hatte. »Tut mir leid, es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren.«
    »Eine Scheißangst«, meinte Amos nickend.
    »Also, das würde ich nicht gerade …«
    »Ich habe nicht über dich geredet«, fiel Amos ihm ins Wort. »Nur über mich selbst. Ich habe eine Scheißangst, in den Frachtraum zu gehen, solange dieses Ding da drinnen hockt. Und ich habe nicht einmal aus der Nähe beobachtet, wie Eros zu Pampe zerflossen ist. Also kann ich das verstehen. Ich bin da, Jim.«
    Soweit Holden sich erinnern konnte, war es das erste Mal, dass Amos ihn beim Vornamen nannte. Holden nickte ihm zu und brachte den Beinpanzer an.
    »Ja«, sagte er. »Vorhin habe ich Alex angebrüllt, weil er nicht genug Angst hatte.«
    Amos war fertig und nahm seine liebste Schrotflinte aus dem Spind.
    »Ehrlich?«
    »Ja. Er hatte einen Scherz gemacht, und ich hatte große Angst, also habe ich ihn zur Schnecke gemacht und gedroht, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden.«
    »Kannst du das machen?«, fragte Amos. »Er ist doch unser einziger Pilot.«
    »Nein, Amos. Nein, ich kann Alex so wenig vom Schiff werfen, wie ich dich oder Naomi rauswerfen kann. Wir sind nicht einmal eine Rumpfbesatzung. Wir sind das, was übrig bleibt, wenn man keine Rumpfbesatzung mehr hat.«
    »Machst du dir Sorgen, dass Naomi weggeht?«, fragte Amos. Es klang unbeschwert, doch die Worte trafen Holden wie Hammerschläge. Die Luft entwich aus seinen Lungen, und er war einige Sekunden lang vor allem damit beschäftigt, ruhig zu atmen.
    »Nein«, antwortete er. »Oder vielmehr doch, natürlich. Aber deshalb bin ich nicht ausgerastet.«
    Holden nahm sein Sturmgewehr und betrachtete es, schob es in den Spind zurück und entschied sich für eine schwere rückstoßlose Pistole. Die Raketengeschosse übertrugen keine Kräfte auf die Pistole und warfen den Schützen nicht wild durch die Gegend, wenn er bei null G feuerte.
    »Ich habe dich sterben sehen«, sagte er, ohne Amos anzusehen.
    »Was?«
    »Ich habe dich sterben sehen. Als diese Entführer, wer sie auch waren, uns erwischt haben. Einer von ihnen hat auf deinen Hinterkopf geschossen, und du bist mit dem Gesicht voran auf den Boden gefallen. Überall war Blut.«
    »Ja, aber ich …«
    »Ich weiß, es war keine tödliche Wunde. Sie wollten uns lebend schnappen. Ich weiß jetzt auch, dass das Blut aus deiner gebrochenen Nase gekommen ist, als du auf den Boden geprallt bist. Das alles ist mir jetzt klar. Aber da wusste ich nur, dass du einen Kopfschuss abbekommen hast und tot warst.«
    Amos schob schweigend ein Magazin in die Flinte und lud eine Patrone in den Lauf.
    »Das alles ist sehr zerbrechlich.« Holden machte eine Geste, die Amos und das ganze Schiff einschloss. »Die kleine Familie, die wir bilden. Ein Fehler, und etwas Unersetzliches geht kaputt.«
    Amos runzelte die Stirn. »Jetzt geht es aber um

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