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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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länger. Sehen Sie sich an, was ich habe, und teilen Sie mir mit, ob Sie das Gleiche erkennen wie ich.«
    Sie schickte die Botschaft ab. Natürlich wäre es sinnvoll gewesen, als Nächstes Errinwright zu kontaktieren. Wäre die Situation zwischen ihnen so gewesen, wie sie es beide vorgaben, dann hätte sie ihn beteiligt und hinzugezogen. Sie überlegte, ob sie die Form wahren und weiterhin so tun sollte als ob. Bobbie erschien neben ihr und stellte mit einem leisen Klicken ein Glas Gin auf dem Schreibtisch ab. Avasarala nahm es und trank einen kleinen Schluck. Maos privater Gin war auch ohne das Zitronenaroma ausgezeichnet.
    Nein. Zur Hölle mit Errinwright. Sie öffnete das Adressbuch und überflog die Eintragungen, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Sie startete eine neue Aufzeichnung.
    »Miss Corlinowski, ich habe gerade das Video gesehen, das Praxidike Meng vorwirft, seine niedliche fünfjährige Tochter zu missbrauchen. Seit wann mischt sich eigentlich die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der UN in Ehestreitigkeiten ein? Wenn herauskommt, dass wir dahinterstecken, möchte ich gern wissen, wessen Rücktritt ich den Newsfeeds mitteile, und im Moment denke ich, dass es der Ihre ist. Richten Sie Richard schöne Grüße von mir aus, und melden Sie sich bei mir, ehe ich Ihren inkompetenten Arsch auf die Straße setze.«
    Sie beendete die Aufzeichnung und schickte sie ab.
    »War sie diejenige, die das eingefädelt hat?«, fragte Bobbie.
    »Kann gut sein.« Avasarala trank noch einen Schluck Gin. Er war viel zu gut. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie eine Menge davon trinken. »Und wenn nicht, wird sie herausfinden, wer es war, und mir den Kopf auf einem Silbertablett servieren. Emma Corlinowski ist feige. Deshalb mag ich sie so.«
    Im Laufe der nächsten Stunde verschickte sie noch eine Reihe weiterer Botschaften, ein Rollenspiel folgte auf das nächste. Sie brachte eine förmliche Ermittlung gegen Mengs Exfrau in Gang und ließ prüfen, ob die UN wegen übler Nachrede belangt werden konnten. Sie versetzte den Koordinator der Hilfsaktionen für Ganymed in Alarmbereitschaft und forderte alles an, was sie über Mei Meng und die Suche nach ihr bekommen konnte. Mit dringlichen Anfragen versuchte sie, den Arzt und die Frau in Holdens Sendung zu identifizieren und schickte eine zwanzig Minuten lange und ziemlich wortreiche Nachricht an einen alten Kollegen im Archiv, in deren Mitte eine kleine, unausgesprochene Bitte um die gleichen Informationen verborgen war.
    Errinwright hatte die Spielregeln verändert. Wäre sie völlig frei gewesen, dann hätte er sie nicht aufhalten können. Im Moment musste sie allerdings annehmen, dass alle ihre Bewegungen registriert und sofort mit Gegenmaßnahmen beantwortet wurden. Errinwright und seine Verbündeten waren aber auch nur Menschen, und wenn sie einen ständigen Strom von Anforderungen und Nachfragen produzierte und zudem ausgiebig tratschte und palaverte, würden die anderen vielleicht etwas übersehen. Oder irgendjemand bei den Newsfeeds bemerkte die verstärkten Aktivitäten und forschte nach. Zumindest konnte sie dafür sorgen, dass Errinwright schlecht schlief.
    Mehr hatte sie nicht, und es reichte nicht. Nach dem langjährigen Training im eleganten Tanz der Politik und der Macht hatte sie Erwartungen und Reflexe, die hier nicht den richtigen Ausdruck finden konnten. Die Zeitverzögerung war äußerst frustrierend, und das ließ sie an dem aus, für den sie jeweils gerade eine Nachricht aufzeichnete. Sie kam sich vor wie ein Weltklassemusiker, den man mit einem Kazoo vor einen vollen Konzertsaal gestellt hatte.
    Sie bemerkte gar nicht, wie sie den Gin austrank. Irgendwann führte sie das Glas zum Mund, stellte fest, dass es leer war, und erinnerte sich, dass es nicht zum ersten Mal geschah. Fünf Stunden waren vergangen. Bisher hatte sie auf die fast fünfzig hinausgeschickten Nachrichten nur drei Antworten bekommen. Das war mehr als die Zeitverzögerung. Das war die Schadenskontrolle, die jemand anders betrieb.
    Erst als Cotyar mit einem Teller hereinkam, bemerkte sie, wie hungrig sie war. Der Geruch von Lammcurry und Wassermelone umwehte sie. Avasaralas Magen erwachte mit lautem Brüllen, und sie wandte sich vom Terminal ab.
    »Sie haben mir gerade das Leben gerettet«, lobte sie ihn und bedeutete ihm, das Essen auf den Schreibtisch zu stellen.
    »Das war Sergeant Drapers Idee«, erklärte er. »Nachdem Sie auch ihre dritte Nachfrage ignoriert hatten.«
    »Daran

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