Calibans Krieg
Avasarala. »Sergeant Draper. Begleiten Sie mich bitte.«
Die Karten verschwanden sofort, und die Sicherheitsleute wechselten nervöse Blicke, während die ältere Frau in ihr Schlafzimmer zurückkehrte. Sie schloss die Tür, sobald alle versammelt waren. Es klickte nicht einmal.
»Ich will etwas tun, das vielleicht Konsequenzen hat«, sagte sie. »Wenn ich das mache, kann sich unsere Gesamtlage ändern.«
Cotyar und Bobbie wechselten einen Blick.
»Ich muss ein paar Sachen aus dem Lager holen«, warf Bobbie ein.
»Ich warne die Männer«, fügte Cotyar hinzu.
»Zehn Minuten.«
Die Zeitverzögerung zwischen der Guanshiyin und der Rosinante war zu groß für eine direkte Unterhaltung, aber immer noch kleiner als die Laufzeit einer Nachricht zur Erde. Ihr wurde ein wenig schwindlig, als sie daran dachte, wie weit sie von zu Hause entfernt war. Cotyar betrat den Raum und nickte knapp. Avasarala öffnete ihr Terminal und forderte eine Richtstrahlverbindung an. Sie gab den Transpondercode der Rosinante ein. Weniger als eine Minute später kam die Antwort, die Verbindung sei verweigert worden. Lächelnd wählte sie die Operationszentrale an.
»Hier ist die Stellvertretende Untergeneralsekretärin Avasarala«, sagte sie, als wäre noch jemand an Bord, der ihr den Rang streitig machen konnte. »Was, zum Teufel, ist mit Ihrem Richtstrahl los?«
»Entschuldigung, Madam«, antwortete ein junger Mann mit hellblauen Augen und kurz geschnittenem blondem Haar. »Der Kommunikationskanal ist jetzt nicht verfügbar.«
»Warum, zum Teufel, ist er nicht verfügbar?«
»Er ist nicht verfügbar, Madam.«
»Schön. Ich wollte das nicht über den normalen Funk erledigen, aber wenn es nicht anders geht, greife ich eben darauf zurück.«
»Ich fürchte, das ist nicht möglich«, sagte der Junge. Avasarala atmete tief durch und atmete mit zusammengebissenen Zähnen aus.
»Geben Sie mir den Kapitän«, verlangte sie.
Gleich darauf wechselte das Bild. Der Kapitän war ein Mann mit einem schmalen Gesicht und den braunen Augen eines Irish Setter. Die Art, wie er die Lippen zusammenkniff, bis sie fast blutleer waren, verriet ihr, dass er mindestens in groben Zügen wusste, was kommen würde. Sie blickte einen Moment lang schweigend in die Kamera. Diesen Trick hatte sie schon ganz am Anfang ihrer Karriere gelernt. Es gab dem Gesprächspartner das Gefühl, wirklich gesehen zu werden. Wenn man auf den winzigen schwarzen Knopf der Kameralinse blickte, hatten sie das Gefühl, man wollte sie mit Starren bezwingen.
»Kapitän, ich will eine Nachricht mit hoher Priorität absetzen.«
»Es tut mir sehr leid. Wir haben Probleme mit der Kommunikationsanlage.«
»Haben Sie ein Backup-System? Ein Shuttle, das man in Betrieb nehmen kann? Oder sonst etwas?«
»Nicht im Moment.«
»Sie lügen«, erwiderte sie. Als er nicht antwortete, fuhr sie fort: »Dann fordere ich Sie offiziell auf, das Notsignal dieser Jacht zu aktivieren und Kurs auf die nächste Stelle zu setzen, die uns helfen kann.«
»Das kann ich leider nicht tun, Madam. Wenn Sie bitte noch etwas Geduld haben, werden wir Sie wohlbehalten und sicher nach Ganymed befördern. Ich bin sicher, dass dort alle notwendigen Reparaturen durchgeführt werden können.«
Avasarala beugte sich vor.
»Ich könnte auch zu Ihnen hinaufkommen und die Unterhaltung mit Ihnen persönlich fortsetzen«, drohte sie. »Kapitän, Sie kennen die Gesetze so gut wie ich. Schalten Sie das Notsignal ein, oder geben Sie mir Zugang zur Kommunikation.«
»Madam, Sie sind Gast von Jules-Pierre Mao, und das respektiere ich. Aber Mister Mao ist der Eigner dieses Schiffs, und ich gehorche nur ihm.«
»Also weigern Sie sich.«
»Es tut mir ausgesprochen leid.«
»Sie machen einen Fehler, Sie Idiot.« Avasarala trennte die Verbindung.
Bobbie kam herein. Sie strahlte und zeigte eine Art Begierde wie ein aufgeregter Hund, der an der Leine zerrte. Die Schwerkraft veränderte sich geringfügig. Eine kleine Kurskorrektur, kein bedeutender Kurswechsel.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Bobbie.
»Ich erkläre hiermit, dass dieses Schiff die gültigen Gesetze und Prozeduren verletzt und missachtet«, sagte Avasarala. »Cotyar, Sie sind mein Zeuge.«
»Wie Sie wünschen, Madam.«
»Also gut. Bobbie, verschaffen Sie mir die Kontrolle über dieses verdammte Schiff.«
38 Bobbie
»Was können wir sonst noch tun?«, fragte Cotyar, während zwei seiner Leute die große Kiste mit der Aufschrift ABENDKLEIDUNG in Avasaralas
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