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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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etwas Kühles in den Arm schoss. Das Licht ging aus.
    Götterspeise. Warum gibt es im Krankenhaus immer nur Götterspeise?
    Lustlos bearbeitete Bobbie mit der Gabel den wabbeligen grünen Klecks auf dem Teller. Endlich fühlte sie sich gut genug, um etwas Vernünftiges zu essen. Die weiche, durchsichtige Pampe, die man ihr auftischte, fand sie mehr als unbefriedigend. Selbst der stark mit Proteinen und Kohlenhydraten angereicherte Brei, den es auf den Schiffen der Marine gewöhnlich gab, wäre besser gewesen als dies. Oder ein dickes Pilzsteak mit Soße und etwas Couscous …
    Ihre Zimmertür glitt auf, und die Ärztin kam herein. Sie hieß Trisha Pichon, bestand aber darauf, dass alle sie Dr. Trish nannten. In ihrer Begleitung befanden sich Captain Thorsson und ein Mann, den Bobbie nicht kannte. Thorsson begrüßte sie mit seinem bösen Lächeln. Inzwischen hatte sie jedoch erkannt, dass das Gesicht dieses Mannes einfach auf diese Weise funktionierte. Anscheinend fehlten ihm die Muskeln, die man brauchte, um normal zu lächeln. Der zweite Mann trug die neutrale Uniform eines Militärseelsorgers, die keinen Aufschluss über seine Glaubensrichtung gab.
    Dr. Trish ergriff als Erste das Wort.
    »Es gibt gute Neuigkeiten, Bobbie. Wir können Sie morgen entlassen. Wie fühlen Sie sich?«
    »Gut. Hungrig.« Erbost stach sie noch einmal auf die Götterspeise ein.
    »Dann sehen wir mal, ob wir für Sie etwas Ordentliches zu essen auftreiben können.« Dr. Trish lächelte und ging hinaus.
    Thorsson deutete auf den Pfarrer. »Das ist Captain Martens. Er begleitet uns auf unserer Reise. Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie sich etwas kennenlernen können.«
    Thorsson ging hinaus, ehe Bobbie noch etwas sagen konnte, und Martens ließ sich neben ihrem Bett auf den Stuhl fallen. Er streckte die Hand aus, sie schlug ein.
    »Hallo, Sergeant, ich …«
    »Als ich im Formular 2790 ›keine Konfession‹ angekreuzt habe, meinte ich es ernst«, fiel Bobbie ihm ins Wort.
    »Ich bin nicht als Geistlicher hier, Sergeant. Ich bin auch ausgebildeter Trauerbegleiter, und da Sie alle anderen Angehörigen Ihrer Einheit haben sterben sehen und beinahe selbst ums Leben gekommen wären, waren Captain Thorsson und Ihre Ärztin der Ansicht, Sie könnten mich vielleicht brauchen.«
    Bobbie wollte eine abweisende Antwort geben, schwieg aber, als sie die Last spürte, die ihr auf dem Herzen lag. Das Unbehagen überspielte sie, indem sie einen großen Schluck Wasser trank. »Es geht mir gut. Aber vielen Dank, dass Sie mal vorbeigeschaut haben.«
    Martens lächelte unverwandt und lehnte sich zurück.
    »Wenn es Ihnen nach allem, was Sie durchgemacht haben, wirklich gut ginge, wäre das ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Außerdem steht Ihnen eine Situation bevor, in der Sie großem emotionalem und intellektuellem Druck ausgesetzt sein werden. Sobald wir auf der Erde landen, können Sie sich den Luxus eines emotionalen Zusammenbruchs oder eines posttraumatischen Stresssyndroms nicht mehr leisten. Wir haben viel Arbeit vor uns …«
    »Die Erde?«, stieß Bobbie hervor. »Warten Sie mal. Warum soll ich zur Erde fliegen?«

5 Avasarala
    Chrisjen Avasarala, die Stellvertretende Untergeneralsekretärin, saß fast am Ende des Tischs. Ihr orangefarbener Sari bildete den einzigen Farbfleck in der von blauer und grauer Militärtracht dominierten Sitzung. Die sieben anderen Teilnehmer der Konferenz vertraten die verschiedenen Waffengattungen der UN-Streitkräfte, und alle waren Männer. Sie kannte die Namen, die Laufbahnen, die Persönlichkeitsprofile, die Gehälter und die politischen Verbindungen und wusste sogar, mit wem sie schliefen. An der hinteren Wand standen Adjutanten und Boten unbehaglich herum wie Jugendliche beim Ball. Avasarala klaubte eine Pistazie aus der Handtasche, knackte behutsam die Schale und schob sich den salzigen Kern in den Mund.
    »Etwaige Treffen mit marsianischen Abgesandten müssen warten, bis die Situation auf Ganymed wieder stabil ist. Wenn wir uns vorher auf offizielle diplomatische Gespräche einlassen, erwecken wir nur den Anschein, wir hätten uns mit dem neuen Status quo abgefunden.« Diese Ansicht vertrat Admiral Nguyen, der jüngste Teilnehmer der Runde. Er war auf eine Weise von sich selbst überzeugt, wie es nur junge Männer sein konnten.
    General Adiki-Sandoval nickte mit seinem mächtigen Haupt.
    »Richtig. Wir dürfen hier auch nicht nur an den Mars denken. Wenn wir gegenüber der Allianz der äußeren

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