Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey

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wirklich bedeutete.
    »Wer hat Ihnen aus welchem Grund den Feuerbefehl gegeben?«
    Unglaublich, dass er noch fragen musste, warum ihre Leute das Feuer eröffnet hatten. Wusste er denn gar nichts von dem Monster?
    »Wissen Sie nichts von dem Monster?«
    Captain Thorsson rührte sich nicht, zog aber die Mundwinkel herunter und legte die Stirn in tiefe Falten.
    »Monster«, sagte er. Die Stimme klang so warm wie zuvor.
    »Sir, eine Art Monster … ein Mutant … irgendetwas hat den UN-Vorposten angegriffen. Die UN-Truppen sind auf uns zugelaufen, um vor ihm zu fliehen. Wir haben nicht auf sie gefeuert. Dieses … was es auch war, es hat sie und dann uns getötet.« Ihr wurde übel, und sie musste innehalten, um den bitteren Geschmack herunterzuschlucken. »Ich meine, alle außer mir.«
    Thorsson runzelte immer noch die Stirn, griff in eine Tasche und zog einen kleinen Digitalrekorder heraus. Er schaltete ihn ab und stellte ihn neben Bobbies Bett auf ein Tablett.
    »Sergeant, ich gebe Ihnen noch eine letzte Chance. Bis jetzt ist Ihre Akte makellos. Sie sind ein guter Marinesoldat. Einer der besten. Möchten Sie vielleicht noch einmal von vorne beginnen?«
    Er nahm den Rekorder und legte den Finger auf die Löschtaste, während er sie aufmunternd ansah.
    »Glauben Sie, ich lüge?« Das Jucken in den Gliedmaßen wich dem sehr realen Drang, den überheblichen Kerl zu packen und ihm den Arm zu brechen. »Wir haben alle darauf geschossen. Es muss Aufzeichnungen der ganzen Einheit geben, wie dieses Ding die UN-Soldaten getötet und dann uns angegriffen hat, Sir.«
    Thorsson schüttelte den beilförmigen Kopf und kniff die Augen zusammen, bis sie fast verschwanden.
    »Wir haben keinerlei Aufzeichnungen über den Kampf geborgen, und es gibt keine hochgeladenen Daten …«
    »Sie haben gestört«, fiel Bobbie ihm ins Wort. »Ich habe die Funkverbindung verloren, als das Monster näher kam.«
    Thorsson fuhr fort, als hätte sie nichts gesagt. »Außerdem wurde die ganze lokale Hardware vernichtet, als ein Orbitalspiegel auf die Kuppel stürzte. Sie waren außerhalb des Einschlagbereichs, aber die Schockwelle hat Sie fast einen Viertelkilometer weit geschleudert. Wir haben lange gebraucht, um Sie zu finden.«
    Die ganze lokale Hardware vernichtet. Das war eine sehr nüchterne Art, es zu beschreiben. Bobbies ganze Einheit war zerschmettert und zermalmt worden, als ein Tausende Tonnen schwerer Spiegel aus der Umlaufbahn auf sie gestürzt war. Ein Monitor gab Alarm und piepste leise, aber da niemand darauf achtete, ignorierte auch sie den Ton.
    »Mein Anzug, Sir. Ich habe auch auf das Wesen geschossen. Die Aufnahmen müssen noch dort sein.«
    »Ja«, antwortete Thorsson. »Wir haben das Videolog Ihres Anzugs untersucht. Dort ist nichts als statisches Rauschen zu erkennen.«
    Das ist wie ein schlechter Horrorfilm, dachte sie. Die Heldin sieht das Monster, aber niemand glaubt ihr. Sie malte sich den zweiten Akt aus: Sie kam vor das Kriegsgericht, wurde bestraft und konnte sich erst im dritten Akt rehabilitieren, wenn das Monster wieder auftauchte und alle tötete, die nicht daran glaubten …
    »Warten Sie mal«, sagte sie. »Welche Dekompression haben Sie benutzt? Mein Anzug ist ein älteres Modell. Es benutzt die Kompression in der Version fünf Punkt eins. Sagen Sie das den Technikern, und veranlassen Sie einen weiteren Versuch.«
    Thorsson starrte sie einen Augenblick an, dann zückte er das Handterminal und rief jemanden an.
    »Lassen Sie Sergeant Drapers Kampfanzug in ihr Zimmer bringen, und schicken Sie einen Techniker mit einer Videoausrüstung mit.«
    Er steckte das Terminal weg und schenkte Bobbie abermals ein beängstigendes Lächeln.
    »Sergeant, ich muss gestehen, dass ich äußerst neugierig auf das bin, was Sie mir zeigen wollen. Wenn es ein Trick ist, dann haben Sie sich damit höchstens ein paar Sekunden erkauft.«
    Bobbie antwortete nicht, doch inzwischen fand sie Thorssons Haltung nicht mehr beängstigend, sondern sie reagierte wütend und gereizt. Sie schob sich im schmalen Krankenhausbett hoch und drehte sich zur Seite, bis sie auf der Kante saß, dann warf sie die Decke zur Seite. Dank ihrer Körpergröße waren Männer, die sich in ihrer unmittelbaren Nähe befanden, entweder eingeschüchtert oder scharf auf sie. So oder so, sie waren verunsichert. Als sie sich ein wenig zu Thorsson vorbeugte, stellte sie erfreut fest, dass er mit dem Stuhl ein Stück zurückrutschte.
    Seine Miene verriet ihr, dass er ihr Manöver