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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Planeten den Eindruck erwecken, wir seien schwach, müssen wir mit einer Zunahme terroristischer Aktivitäten rechnen.«
    Mikel Agee vom diplomatischen Corps lehnte sich zurück und leckte sich nervös über die Lippen. Mit dem glatt zurückgekämmten Haar und dem verkniffenen Gesicht sah er aus wie eine Mensch gewordene Ratte.
    »Meine Herren, ich muss Ihnen widersprechen …«
    »Natürlich müssen Sie das«, warf General Nettleford trocken ein. Agee ignorierte die Bemerkung.
    »Eine Konferenz mit Vertretern des Mars ist ein notwendiger erster Schritt. Wenn wir Vorbedingungen und Hindernisse in den Raum stellen, wird der ganze Prozess viel länger dauern, und außerdem besteht die Gefahr, dass erneut Feindseligkeiten ausbrechen. Wenn wir dagegen den Druck verringern und etwas Dampf ablassen …«
    Admiral Nguyen nickte mit versteinerter Miene, und seine Antwort klang fast beiläufig.
    »Habt ihr Diplomaten eigentlich auch Metaphern, die etwas moderner sind als Dampfmaschinen?«
    Avasarala kicherte genau wie alle anderen. Auch sie hielt nicht viel von Agee.
    »Der Konflikt mit dem Mars ist bereits eskaliert«, berichtete General Nettleford. »Mir scheint, unsere beste Strategie wäre es jetzt, die Siebte von der Ceres-Station abzuziehen und mit vollem Schub beschleunigen zu lassen. Das hängt gewissermaßen eine tickende Uhr an die Wand, und dann können sich die Marsianer entscheiden, ob sie auf Ganymed nicht doch noch einlenken wollen.«
    »Wollen Sie die Flotte ins Jupiter-System fliegen lassen, oder eher in Richtung Mars?«, fragte Nguyen.
    »Wenn wir Schiffe zur Erde rufen, sieht es sofort so aus, als wollten sie zum Mars«, warf Nettleford ein.
    Avasarala räusperte sich.
    »Haben Sie neue Informationen über den ursprünglichen Angreifer?«, fragte sie.
    »Die Techniker arbeiten daran«, erklärte Nettleford. »Aber das unterstützt ja gerade meinen Standpunkt. Wenn Mars auf Ganymed neue Technologien erprobt, dann können wir uns nicht von ihnen das Tempo diktieren lassen. Wir müssen eine eigene Drohung ins Spiel bringen.«
    »Aber es war doch das Protomolekül, oder?«, fragte Agee. »Ich meine, war es das, was sich auf Eros befunden hat, als er abgestürzt ist?«
    »Wir arbeiten daran«, sagte Nettleford noch einmal und etwas schärfer. »Es gibt einige erstaunliche Ähnlichkeiten, aber auch ein paar wichtige Unterschiede. Es hat sich nicht ausgebreitet wie auf Eros. Die Einwohner Ganymeds verändern sich nicht, wie es die Eros-Bewohner getan haben. Nach den Satellitenbildern sieht es so aus, als sei das Objekt auf marsianisches Gebiet vorgedrungen und habe sich dann selbst zerstört oder sei von den Marsianern beseitigt worden. Wenn es überhaupt mit Eros zu tun hat, dann ist es eine verfeinerte Version.«
    »Also hat Mars sich eine Probe beschafft und baut damit Waffen«, überlegte Admiral Souther. Er redete nicht viel. Avasarala vergaß immer, wie hoch seine Stimme war.
    »Das ist eine Möglichkeit«, entgegnete Nettleford. »Eine Möglichkeit, für die vieles spricht.«
    »Hören Sie.« Nguyen setzte ein selbstzufriedenes kleines Lächeln auf wie ein Kind, das genau wusste, dass es seinen Willen bekommen würde. »Mir ist durchaus klar, dass wir einen Erstschlag ausgeschlossen haben, aber wir müssen über die Grenzen unserer Reaktionsmöglichkeiten beraten. Wenn dies ein Probelauf für eine größere Sache war, dann sollten wir nicht warten. Das wäre, als würden wir freiwillig durch eine Luftschleuse hinausspazieren.«
    »Wir sollten das Gesprächsangebot des Mars annehmen«, erklärte Avasarala.
    Es wurde still im Raum. Nguyens Gesicht verdüsterte sich.
    »Ist das …« Er bekam den Satz nicht zu Ende. Avasarala beobachtete, wie die Männer Blicke wechselten. Sie nahm eine weitere Pistazie aus der Handtasche, aß sie und verstaute die Schale. Agee gab sich Mühe, nicht allzu zufrieden dreinzuschauen. Sie musste unbedingt herausfinden, wer seine Beziehungen hatte spielen lassen, um ihn als Vertreter des diplomatischen Corps einzuteilen. Er war eine schreckliche Wahl.
    »Die Sicherheit ist ein Problem«, gab Nettleford zu bedenken. »Wir lassen ihre Schiffe natürlich nicht in unsere Sicherheitszone hinein.«
    »Wir gehen sowieso nicht auf ihre Bedingungen ein. Wenn wir mit ihnen reden, dann wollen wir sie hierhaben, wo wir das Gelände kontrollieren.«
    »Sie könnten in sicherer Entfernung anhalten, und dann holen wir sie mit unseren Transportern ab.«
    »Darauf lassen sie sich im Leben nicht

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