Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
Vom Netzwerk:
und mit den Nahkampfbatterien abzuschießen, und überließ die Einzelheiten der marsianischen Ingenieurskunst und der Gnade des Universums.
    Sie legte die Bilder einer Bugkamera auf ein großes Display und erhielt so wie durch ein Fenster einen Ausblick auf die Schlacht. Überall zuckten grellweiße Lichtblitze, dazwischen konnte sie expandierende Gaswolken erkennen, wo Torpedos explodiert waren. Die UN-Schiffe waren inzwischen zu der Ansicht gelangt, dass die Marsianer eine echte Bedrohung darstellten, und hatten kehrtgemacht, um es mit den gegnerischen Einheiten aufzunehmen. Bobbie tippte auf eine Taste, um das Videobild mit einer Feindanzeige zu überlagern, und auf einmal war der Himmel voller unglaublich schnell fliegender Lichtpunkte, als der Computer die Torpedos und Projektile mit glühenden Umrissen versah.
    Die Rosinante näherte sich den UN-Zerstörern mit großer Geschwindigkeit, dann sank der Schub auf zwei G. »Jetzt geht es los«, verkündete Alex.
    Bobbie rief das Zielsystem der Torpedos auf und erfasste die Antriebskegel zweier feindlicher Schiffe. »Zwei raus«, sagte sie und ließ die ersten beiden Aale ins Wasser. Die hellen Rückstoßflammen erleuchteten vorübergehend den ganzen Himmel, bis sich die Raketen entfernt hatten. Der Feuerknopf färbte sich rot, während das Schiff die Raketenwerfer nachlud. Bobbie wählte bereits die Antriebe der nächsten beiden UN-Schiffe als Ziele aus. Sobald die Anzeige auf Grün wechselte, jagte sie die Geschosse hinaus. Sie visierte die beiden letzten Zerstörer an und überprüfte unterdessen die Flugbahnen der beiden ersten Raketen. Beide waren verschwunden, offenbar ausgeschaltet von den rückwärtigen Nahkampfbatterien der Zerstörer. Eine Wolke schnell dahinziehender Lichtpunkte flog ihnen entgegen. Alex zog das Schiff zur Seite, um der Geschossgarbe zu entgehen.
    Er war nicht schnell genug. Im Cockpit rotierte ein gelbes Warnlicht, das einen Druckverlust anzeigte, und gleichzeitig ertönte ein Zweitonalarm.
    »Wir sind getroffen«, sagte Holden mit ruhiger Stimme. »Wir verlieren Druck, ich schalte die Atmosphäre ab. Hoffentlich haben alle den Hut aufgesetzt.«
    Als Holden die Luftversorgung stilllegte, verklangen die Geräusche des Schiffs, bis Bobbie nur noch den eigenen Atem und das leise Zischen des Funkkanals im Kopfhörer wahrnahm.
    »Mann«, sagte Amos über den Com. »Drei Treffer. Kleine Projektile, vermutlich Nahkampfmunition. Glatte Durchschüsse, aber sie haben nichts Wichtiges getroffen.«
    »Eins ist durch meine Kabine geflogen«, meldete Prax.
    »Ich möchte wetten, dass Sie das geweckt hat«, erwiderte Amos. Man konnte hören, dass er grinste.
    »Ich hab mir in die Hosen gemacht«, erklärte Prax ohne jede Spur von Humor.
    »Ruhig«, schaltete sich Holden ein, doch es klang nicht aufgebracht. »Halten Sie sich bitte aus diesem Kanal heraus.«
    Ein rationaler, klar denkender Bereich in Bobbies Gehirn folgte dem Wortwechsel. Diesen Teil des Gehirns konnte sie im Augenblick sowieso nicht gebrauchen. Der andere Teil, der darauf trainiert war, Ziele zu erfassen und Torpedos abzuschießen, arbeitete unterdessen völlig ungestört. Die Eidechse hatte die Regie übernommen.
    Sie wusste nicht, wie viele Torpedos sie abgefeuert hatte, als ein gewaltiger Lichtblitz aufflammte und die Kameras wegen der Überlastung einen Moment lang ausfielen. Als das Bild wieder stand, war einer der UN-Zerstörer in zwei Teile zerborsten. Die rotierenden Teile der Hülle entfernten sich rasch voneinander und zogen eine dünne Wolke aus Gas und kleinen Trümmern hinter sich her. Einige Objekte, die aus dem zerstörten Schiff herausflogen, waren sicherlich auch UN-Soldaten. Bobbie ignorierte den Gedanken. Die Eidechse frohlockte.
    Die Zerstörung des ersten UN-Schiffs veränderte das Gleichgewicht, und nur Minuten später waren auch die anderen fünf schwer beschädigt oder zerstört. Ein UN-Kapitän sendete ein Notsignal und kapitulierte.
    Bobbie betrachtete ihr Display. Drei UN-Schiffe vernichtet, drei weitere schwer beschädigt. Die Marsianer hatten zwei Zerstörer verloren, und ein Kreuzer war arg ramponiert. Die Rosinante hatte drei Einschusslöcher abbekommen und die Luft verloren, sonst aber keinen Schaden erlitten.
    Sie hatten gesiegt.
    »Heilige Scheiße«, sagte Alex. »Käpt’n, wir müssen uns eine davon besorgen.«
    Bobbie brauchte eine Weile, um zu erkennen, dass er sie meinte.
    »Die Dankbarkeit der UN-Regierung ist Ihnen sicher«, erklärte Avasarala

Weitere Kostenlose Bücher