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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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bereit, auf Ihren Befehl die Fracht umzuladen.«
    Leutnant Graves klang so, als müsste sie eigentlich noch zur Schule gehen, aber Holden sagte nur: »Beginnen Sie. Wir sind so weit.«
    Dann schaltete er zu Naomi um. »Öffne die Luken, wir bekommen neue Torpedos.«
    Ein paar Meter von seinem Standort entfernt ging eine Luke auf, deren Deckel normalerweise nahtlos mit dem Schiffsrumpf verschmolz. An den Seiten der Öffnung, die einen Meter hoch und acht Meter lang war, kamen komplizierte Schienen und Getriebe zum Vorschein. Unten waren die drei letzten Torpedos der Rosinante zu erkennen.
    »Hier und auf der anderen Seite kommen je sieben hinein.« Holden deutete auf die offene Torpedokammer.
    »Alles klar«, bestätigte Graves. In der offenen Luke der Ride erschien die schmale weiße Gestalt eines Plasmatorpedos. Crewmitglieder mit EVA-Einheiten flankierten das Geschoss. Mit sanften Stößen des komprimierten Stickstoffs führten sie den Torpedo an den beiden Leitkabeln entlang zur Rosinante . Dann half Bobbie mit ihrem verstärkten Anzug, die Waffe in die Halterung zu bugsieren.
    »Der Erste ist eingesetzt«, meldete Bobbie.
    »Verstanden«, antwortete Naomi. Gleich darauf griff das Getriebe zu, packte den Torpedo und zog ihn ins Magazin.
    Holden blickte auf die im Helmdisplay eingeblendete Uhrzeit. Es würde Stunden dauern, alle vierzehn Torpedos zu überführen und ins Magazin zu befördern.
    »Amos«, sagte er. »Wo steckst du?«
    »Gerade mit dem letzten Flicken in der Werkstatt fertig«, erklärte der Mechaniker. »Brauchst du mich?«
    »Schnapp dir zwei EVA-Einheiten, wenn du fertig bist. Wir holen schon mal den übrigen Nachschub. Es müssten drei Kisten mit Nahkampfmunition und ein paar weitere Sachen sein.«
    »Bin schon unterwegs. Naomi, öffnest du mir die Frachtraumluke?«
    Holden sah Bobbie und den Leuten von der Ride bei der Arbeit zu. Bis Amos mit den beiden Außenbordpacks eintraf, hatten die Arbeiter zwei weitere Torpedos überstellt.
    »Leutnant Graves, zwei Crewmitglieder der Rosinante bitten um Erlaubnis, an Bord kommen und die restlichen Vorräte holen zu dürfen.«
    »Erlaubnis erteilt, Rosinante .«
    Die Nahkampfmunition wurde in Kisten von jeweils zwanzigtausend Schuss gelagert. Bei voller Schwerkraft hätten sie mehr als fünfhundert Kilo gewogen. In der Mikrogravitation der schwebenden Schiffe konnten zwei Leute mit EVA-Einheiten die Kisten bewegen, wenn sie bereit waren, sich Zeit zu lassen und nach jeder Reise den komprimierten Stickstoff aufzufüllen. Ohne Bergungsmech oder ein kleines Shuttle gab es keine andere Möglichkeit.
    Bei jeder Kiste gab Amos mit seiner EVA-Einheit zwanzig Sekunden lang Schub, um das Heck der Rosinante zu erreichen. Vor der Ladeluke bremste Holden die Kiste mit einem ebenso langen Schub aus dem Stickstofftank wieder ab. Dann manövrierten sie die Fracht nach drinnen und verankerten sie an der Wand. Es war ein langwieriger Vorgang, zumindest für Holdens Gefühl, und jedes Mal gab es einen atemlosen Moment, wenn er eine Kiste abbremsen musste, denn er stellte sich vor, wie seine EVA-Einheit versagte und er zusammen mit der Munitionskiste in den Weltraum davonflog, während Amos hilflos zusah. Es war natürlich lächerlich, wegen so etwas in Panik zu geraten. Amos konnte mühelos eine frische EVA-Einheit nehmen und ihn holen, oder das Schiff konnte ihn ansteuern, oder die Ride konnte ein Rettungsshuttle schicken. Davon abgesehen, hätte es noch eine große Zahl weiterer Rettungsmöglichkeiten gegeben.
    Aber die Menschen lebten und arbeiteten noch nicht lange genug im Weltraum, um den primitiven Teil des Gehirns zu überwinden, der ihnen sagte: Ich werde fallen. Ich werde bis in alle Ewigkeit stürzen.
    Die Crewmitglieder der Ride hatten die Torpedos transportiert, als Holden und Amos die letzte Munitionskiste im Frachtraum verankerten.
    »Naomi«, funkte Holden über den allgemeinen Kanal. »Alles grün?«
    »Von hier aus sieht alles gut aus. Die neuen Torpedos reden mit der Rosinante und haben sich dienstbereit gemeldet.«
    »Ausgezeichnet. Amos und ich kommen durch die Frachtschleuse wieder rein. Die Luke kannst du inzwischen schließen. Alex, sobald Naomi so weit ist, gibst du der Cydonia Bescheid, dass wir mit hohem Schub nach Io fliegen können, wann immer der Kapitän es will.«
    Während die Crew das Schiff für den Flug nach Io vorbereitete, legten Holden und Amos ihre Anzüge ab und verstauten sie in der Werkstatt. Sechs graue Scheiben, jeweils drei an

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