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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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mit kultiviertem marsianischem Akzent.
    »Io, hier ist Admiral Muhan von der Raummarine der Marsrepublik. Wenn Sie etwas Größeres als eine Feuerwerksrakete abschießen, verwandeln wir den ganzen Mond in Glas. Haben Sie das verstanden?«
    Amos beugte sich zu Prax vor. »Sehen Sie? Jetzt haben alle die Waffen angelegt.«
    Prax nickte. »Ich hab’s begriffen.«
    Holden war die kaum verhaltene Wut der marsianischen Admiralin nicht entgangen. »Das hier wird bald ernsthaft den Bach runtergehen.«
    »Hier ist Admiral Nguyen an Bord der Agatha King «, sagte eine neue Stimme. »Admiral Souther ist illegal auf Bitten einer zivilen UN-Politikerin hier, die keine militärische Befehlsgewalt besitzt. Hiermit befehle ich allen Schiffen unter Admiral Southers Kommando, sich sofort zurückzuziehen. Weiterhin befehle ich, dass der Kapitän von Southers Flaggschiff den Admiral wegen Hochverrats inhaftiert und …«
    »Ach, halten Sie doch den Mund«, antwortete Souther auf demselben Kanal. »Ich bin als Angehöriger eines ordentlichen Ermittlungsausschusses hier, um die widerrechtliche Benutzung von Mitteln und Material der UN für ein geheimes biologisches Waffenprojekt auf Io zu untersuchen. Im klaren Widerspruch zu den UN-Direktiven ist Admiral Nguyen unmittelbar für dieses Projekt verantwortlich …«
    Avasarala schaltete den Link ab.
    »Das ist nicht gut«, meinte Alex.
    »Ach.« Avasarala klappte das Visier ihres Helms hoch und seufzte ausgiebig. Sie öffnete ihre Handtasche und nahm eine Pistazie heraus, knackte sie und aß nachdenklich den Kern. Dann warf sie die Schale in den Recycler neben ihrem Platz. »Nein, eigentlich klingt das ganz gut. Sie posieren nur. Solange sie die Größe ihrer Schwänze vergleichen, wird niemand schießen.«
    Prax schüttelte den Kopf. »Aber wir können doch nicht einfach nur hier warten.« Amos schwebte direkt vor ihm und überprüfte gerade seinen Helm. Prax stieß ihn weg und wollte sich aufrichten. Er schwebte von der Druckliege hoch, dachte aber nicht daran, die Magnetstiefel zu aktivieren. »Wenn Mei da unten ist, müssen wir hinfliegen. Die reden davon, den Mond in Glas zu verwandeln. Wir müssen runter, ehe sie das tun.«
    Prax’ Stimme klang weinerlich wie eine hohe Geigensaite. Die Anspannung war zu viel für ihn. Es setzte ihnen allen zu, aber Prax war derjenige, den es am schlimmsten traf. Holden warf Amos einen Blick zu, doch der große Mann schaute nur überrascht drein, nachdem ihn der viel kleinere Wissenschaftler weggestoßen hatte.
    »Die reden darüber, den Stützpunkt zu zerstören. Wir müssen da runter!« Es klang jetzt ausgesprochen panisch.
    »Wir tun überhaupt nichts«, schaltete sich Holden ein. »Nicht, solange wir keine klare Vorstellung haben, wie sich die Dinge entwickeln.«
    »Sind wir denn so weit geflogen, nur um überhaupt nichts zu unternehmen?«, fragte Prax.
    »Doc, wir wollen nicht diejenigen sein, die den ersten Schritt tun.« Er legte Prax eine Hand auf die Schulter und zog ihn aufs Deck herunter. Der kleine Botaniker schüttelte sie mit einer heftigen Bewegung ab, ohne sich umzudrehen, und schwebte zu Avasarala.
    »Geben Sie mir den Kanal. Lassen Sie mich mit ihnen reden.« Prax griff nach ihrem Com-Pult. »Ich kann …«
    Holden schoss von seiner Druckliege hinüber, fing den Wissenschaftler mitten im Flug ab und prallte mit ihm zusammen gegen die Wand. Die dicke schockdämpfende Schicht federte den Aufprall ab, doch Holden spürte, wie Prax die Luft ausging, als er dem kleinen Mann die Hüfte in den Bauch rammte.
    »Gah«, machte Prax und krümmte sich.
    Holden aktivierte seine Stiefelmagnete und schob sich zum Deck hinunter. Dann packte er Prax und stieß ihn durch den Raum zu Amos. »Bring ihn nach unten, steck ihn in die Koje, und lege ihn mit Beruhigungsmitteln still. Dann gehst du in den Maschinenraum und machst uns kampfbereit.«
    Amos nickte und schnappte sich den schwebenden Prax. »In Ordnung.« Gleich darauf verschwanden die beiden durch die Luke.
    Holden sah sich um. Avasarala und Naomi beobachteten ihn schockiert, doch er ignorierte ihre Blicke. Prax’ Besessenheit, seine Tochter über alles andere zu stellen, hätte sie beinahe schon wieder in Gefahr gebracht. Nüchtern betrachtet konnte Holden den Mann sogar verstehen, aber er musste verhindern, dass er sie jedes Mal fast umbrachte, sobald Meis Name fiel. Das war ein Stress, den er im Augenblick überhaupt nicht brauchen konnte. Er war wütend und hatte Lust, jemanden

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