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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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der Torpedos.
    »Sind wir rot oder grün?«, fragte Avasarala. »Wer ist wer auf diesem verdammten Ding?«
    »Mars ist rot, Erde ist grün«, erklärte Naomi.
    »Und welche Grünen sind auf unserer Seite?«
    »Finden Sie’s heraus«, entgegnete Holden, als einer der grünen Punkte plötzlich verschwand. »Alex?«
    »Die Darius hat die Sicherungen der Nahkampfkanonen ausgeschaltet und deckt alles in Schussweite ein, ob Freund oder Feind. Und … verdammt!«
    Avasaralas Sitz bewegte sich wieder und schien unter ihr emporzusteigen. Der Schub drückte ihren Rücken in das Gel, bis sie kaum noch die Arme heben konnte. Auf dem taktischen Bildschirm verlagerte sich die Wolke der feindlichen, freundlichen und nicht einzuordnenden Schiffe ein wenig. Zwei goldene Kugeln wuchsen heran, die Entfernungsanzeige neben ihnen schrumpfte zusehends.
    »Madam Stellvertreterin, oder was Sie auch sind«, sagte Holden. »Sie könnten vielleicht auf einige der Com-Anfragen antworten.«
    Avasaralas Bauch fühlte sich an, als drückte jemand von unten dagegen. Sie schmeckte Salz und Magensäure im Gaumen und schwitzte, was aber nicht mit der Temperatur, sondern nur mit Übelkeit zu tun hatte. Sie überwand sich und legte die Hände auf das Pult. In diesem Moment verschwanden die beiden goldenen Kugeln.
    »Danke, Bobbie«, sagte Alex. »Ich fliege rüber und versuche, die Marsianer zwischen uns und das Kampfgebiet zu bekommen.«
    Die Politikerin erledigte unterdessen die ersten Anrufe. In der Hitze des Gefechts war dies das Einzige, was sie beisteuern konnte: Leute anrufen und reden. Genau das, was sie auch sonst immer getan hatte. Irgendwie fand sie es beinahe tröstlich. Die Greenville unterstellte sich Southers Kommando. Die Tanaka reagierte überhaupt nicht. Die Dyson öffnete einen Kanal, aber dort waren nur Männer zu hören, die sich gegenseitig anbrüllten. Es war das reinste Chaos.
    Von Souther ging eine Nachricht ein, die sie sofort akzeptierte. Er schickte neue Codes für die Freund-Feind-Erkennung. Sie führte das Update manuell durch. Auf dem taktischen Bildschirm wechselten die meisten grünen Punkte nach Weiß.
    »Danke«, sagte Holden. Avasarala schluckte und verzichtete auf das »Gern geschehen«. Das Medikament, das die Übelkeit unterdrücken sollte, wirkte offenbar bei allen anderen, nur nicht bei ihr. Sie wollte sich wirklich nicht im Innern des Helms übergeben. Einer der sechs verbliebenen grünen Punkte blinkte und verschwand, dann färbte sich ein anderer weiß.
    »Oh, genau in den Hintern«, verkündete Alex. »Das war gemein.«
    Southers ID tauchte wieder auf Avasaralas Konsole auf. Sie nahm den Ruf an, als die Rosinante ein weiteres Manöver ausführte.
    »… sofortige Kapitulation des Flaggschiffs King und von Admiral Augusto Nguyen«, sagte Souther. Die dichten weißen Haare standen in der niedrigen Schwerkraft vom Kopf ab wie ein Pfauenschweif. Er lächelte schmallippig. »Jedes Schiff, das sich weiterhin weigert, meine Befehle als rechtmäßig und richtig zu befolgen, verliert die Amnestie. Sie haben von jetzt an dreißig Sekunden Zeit.«
    Auf dem taktischen Display waren die silbernen und goldenen Fäden größtenteils verschwunden. Die Schiffe wechselten die Positionen, jedes folgte seiner eigenen komplizierten Flugbahn. Nach ein paar Sekunden wurden alle verbliebenen grünen Punkte weiß. Alle bis auf einen.
    »Sei kein Arschloch, Nguyen«, sagte Avasarala. »Es ist vorbei.«
    Auf dem Operationsdeck herrschte Stille, die Spannung war fast unerträglich. Schließlich brach Naomi das Schweigen.
    »Ich habe weitere schnelle Objekte. Oh, es sind sogar sehr viele.«
    Holden fuhr auf. »Wo?«
    »Von der Oberfläche.«
    Avasarala tat nichts, doch ihr taktisches Display veränderte den Bildausschnitt, bis die roten und weißen und das einzige trotzige grüne Schiff nur noch ein Viertel der Anzeige einnahmen und die riesige Krümmung des Mondes von unten in den Bildschirm wanderte. Von dort stiegen Hunderte dünner gelber Linien auf.
    »Führe eine Zählung durch«, sagte Holden. »Ich brauche eine Zählung.«
    »Ich sehe zweihundertneunzehn. Nein, warte. Zweihundertdreißig.«
    »Was, zur Hölle, ist das? Sind das Torpedos?«, fragte Alex.
    »Nein«, antwortete Bobbie. »Das sind Monster. Sie haben die Monster abgeschossen.«
    Avasarala öffnete einen Rundrufkanal. Wahrscheinlich sah ihre Frisur noch schlimmer aus als Southers Haarpracht, aber für Eitelkeit hatte sie keine Zeit. Es war schon ein Segen, dass sie

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