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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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eigenartiges Lächeln auf. »Alles klar. Kommen Sie zu mir in die Werkstatt, wenn Sie fertig sind.«
    »In Ordnung.« Damit kletterte sie die Leiter hinunter.
    Nach einem unverschämt ausgiebigen Duschbad zog sie sich die saubere rotgraue Borduniform an, besorgte sich in der Messe eine Tasse Kaffee und ging nach unten in die Werkstatt. Holden war schon dort. Auf einer Werkbank lag eine Kiste in der Größe eines Gitarrenkastens, vor seinen Füßen stand ein etwas größerer viereckiger Kasten. Als sie eintrat, klopfte er auf den Behälter, der auf dem Tisch lag. »Das hier ist für Sie. Als Sie an Bord gekommen sind, ist mir aufgefallen, dass Ihnen etwas fehlt.«
    Bobbie zögerte, dann ging sie zu der Kiste und riss den Deckel auf. Darin lag eine elektrisch angetriebene dreiläufige Gatlingkanone, die Zweimillimetergeschosse abfeuern konnte. Es war der Typ, der bei der Marine »Thunderbolt Mark V« genannt wurde. Die Waffe war neu, glänzte hell und war genau der Typ, der in ihren Anzug passte.
    »Erstaunlich«, sagte Bobbie, als sie wieder bei Atem war. »Aber ohne Munition ist das nur eine bessere Keule.«
    Holden versetzte der Kiste auf dem Boden einen Tritt. »Fünftausend Schuss mantellose Zweimillimetermunition. Brandladungen.«
    »Brandladungen?«
    »Auch ich habe das Monster aus der Nähe beobachten können. Panzerbrechende Munition nützt überhaupt nichts, weil sie dem weichen Gewebe kaum schadet. Aber da die Leute im Labor Brandbomben in die Wesen eingebaut haben, nehme ich an, dass sie nicht feuerfest sind.«
    Bobbie nahm die schwere Waffe aus der Kiste und legte sie neben der zusammengesetzten Rüstung auf den Boden.
    »Oh, Mann, ja.«

47 Holden
    Holden saß auf dem Operationsdeck an der Gefechtsstation und beobachtete, wie sich Ragnarök entfaltete. Admiral Souther, der nach Avasaralas Versicherungen einer der guten Jungs war, hatte auf dem Flug nach Io seine Schiffe mit ihrer kleinen, aber stetig wachsenden Flotte marsianischer Einheiten vereinigt. Im Orbit des Mondes erwarteten sie ein Dutzend Schiffe unter Admiral Nguyens Kommando. Von Saturn und aus dem Gürtel eilten weitere Verbände der Marsflotte und der UN herbei. Wenn sie alle eingetroffen waren, würden etwa fünfunddreißig Schlachtschiffe und Dutzende kleinerer Abfangjäger und Korvetten wie die Rosinante gefechtsbereit sein.
    Drei Dutzend Schlachtschiffe. Holden konnte sich nicht erinnern, schon einmal einen Flottenaufmarsch dieser Größe gesehen zu haben. Wenn man Admiral Nguyens und Admiral Southers Flagschiffe berücksichtigte, waren vier Großkampfschiffe der Truman -Klasse im Einsatz, und die Marsianer hatten drei Schlachtschiffe der Donnager -Klasse aufgeboten. Jedes dieser Schiffe konnte einen ganzen Planeten entvölkern. Außerdem waren noch eine Reihe Kreuzer und Zerstörer mit von der Partie. Sie waren nicht ganz so gefährlich wie die Schlachtschiffe, aber immer noch imstande, die Rosinante in eine Dampfwolke zu verwandeln. Wenn Holden ehrlich war, hatte er genau davor die größte Angst.
    Auf dem Papier hatte seine Gruppe die meisten Schiffe. Da Souther und die Marsianer auf derselben Seite standen, waren sie Nguyens Flotte im Verhältnis zwei zu eins überlegen. Doch wie viele irdische Schiffe wären bereit, auf ihre eigenen Einheiten zu feuern, nur weil ein Admiral und eine verbannte Politikerin dies verlangten? Es war gut möglich, dass viele UN-Schiffe, wenn die Schießerei ernstlich begann, unerklärliche Com-Ausfälle erlitten und einfach abwarteten, wie sich die Dinge entwickelten. Dabei war dies noch nicht einmal die schlimmste denkbare Möglichkeit. Im schlimmsten Fall würden einige von Southers Schiffen die Seiten wechseln, sobald die Marsianer begannen, irdische Einheiten zu vernichten. Am Ende konnten viele Leute aufeinander zielen, und niemand wusste mehr, wem er überhaupt noch vertrauen konnte.
    Es konnte ein Blutbad werden.
    »Wir haben doppelt so viele Schiffe«, verkündete Avasarala, die an der Com-Station auf Neuigkeiten lauerte. Holden hätte beinahe widersprochen, besann sich aber. Letzten Endes spielte es keine Rolle. Avasarala würde glauben, was immer sie glauben wollte. Sie musste sich einreden, dass all ihre Mühen nicht vergebens gewesen waren und sich auszahlen würden, wenn die Flotte eintraf und dieser Clown Nguyen sich den offensichtlich überlegenen Streitkräften ergab. In Wirklichkeit war ihre Version ebenso sehr eine Chimäre wie seine eigene. Niemand würde es genau wissen, bis es

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