Calibans Krieg
entlang. Die blauen Lichtpunkte tanzten in Luftströmungen, die Holden nicht spüren konnte, umher.
»Schneller«, drängte er Larson. Er richtete die Pistole auf den vordersten Zombie und schoss ihm in den Kopf. Das Wesen schwebte von der Wand weg und versprühte das braune Zeug. Der Zombie dahinter versetzte dem erschossenen Exemplar einen Stoß, worauf es rotierend durch den Korridor auf Holden zuflog. Holden schob sich vor Larson, um ihn zu schützen. Ein Schwall braunen Schleims traf seinen Oberkörper und das Visier. Wenn sie nicht beide luftdichte Anzüge getragen hätten, wäre dies ihr Todesurteil gewesen. Er unterdrückte ein Schaudern und erschoss zwei weitere Zombies. Die anderen wurden nicht einmal langsamer.
Hinter ihm fluchte Larson, als sich die schon halb aufgefahrene Tür des Aufzugs plötzlich wieder schloss und ihm den Arm einklemmte. Der Matrose stemmte sich mit dem Rücken und einem Bein dagegen und schob sie abermals auf.
»Wir sind drin!«, rief Larson. Holden wich zum Aufzugschacht zurück und feuerte dabei sein Magazin leer. Ein halbes Dutzend weitere Zombies wirbelten davon und versprühten ihre Pampe. Dann war er im Aufzugschacht, und Larson drückte die Tür zu.
»Eine Etage höher.« Larson keuchte vor Angst und Anstrengung. Er stieß sich von der Tür ab und schwebte nach oben, um die nächste Tür aufzuhebeln. Holden folgte ihm und schob ein neues Magazin in die Pistole. Direkt vor dem Aufzug befand sich ein schwer gepanzertes Schott, hinter dem sich die Befehlsinformationszentrale befand. Holden schwebte darauf zu und ließ seinen Anzug die Vorrangcodes senden. Hinter ihm ließ Larson die Aufzugtür wieder zufallen. Unten heulten die Zombies.
»Wir müssen uns beeilen.« Er drückte auf den Knopf, um die Tür der Zentrale zu öffnen, und zwängte sich hinein, ehe die Luke ganz aufgefahren war. Larson schwebte hinter ihm hinein.
Ein einziger Mann saß noch dort drinnen: ein gedrungener, kräftig gebauter Asiate in Admiralsuniform, der in einer zitternden Hand eine großkalibrige Pistole hielt.
»Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagte der Mann.
»Admiral Nguyen!«, platzte Larson heraus. »Sie leben noch!«
Nguyen achtete nicht auf ihn. »Sie wollen die Fernsteuercodes für die Biowaffen haben. Ich habe sie hier.« Er hob ein Handterminal. »Im Austausch für die Flucht von diesem Schiff gehören sie Ihnen.«
»Er nimmt uns mit.« Larson deutete auf Holden. »Er hat gesagt, er nimmt auch mich mit.«
»Kommt nicht infrage«, sagte Holden zu Nguyen. »Auf keinen Fall. Entweder Sie geben mir die Codes, weil noch ein Rest Menschlichkeit in Ihnen steckt, oder weil Sie tot sind. Es ist mir egal, wofür Sie sich entscheiden.«
Nguyen blickte zwischen Larson und Holden hin und her und hielt die Pistole und das Handterminal so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Nein! Sie müssen jetzt …«
Holden schoss ihm in die Kehle. Irgendwo im Hinterkopf sah er Detective Miller zustimmend nicken.
»Suchen Sie einen anderen Weg zurück zu meinem Schiff«, sagte Holden zu Larson, während er durch den Raum schritt und das Handterminal nahm, das vor dem toten Nguyen schwebte. Er brauchte einen Moment, um den hinter einer verriegelten Platte verborgenen Selbstzerstörungsschalter der King zu finden. Southers Vorrangcode öffnete ihm auch diesen Zugang.
»Tut mir leid«, sagte Holden leise zu Naomi, als er die Klappe öffnete. »Eigentlich habe ich ja eingewilligt, so etwas nicht mehr zu tun, aber ich hatte keine Zeit …«
»Nein«, fiel Naomi ihm traurig ins Wort. »Der Drecksack hatte den Tod verdient. Außerdem weiß ich, wie mies du dich später deshalb fühlen wirst. Das reicht mir schon.«
Hinter der Klappe entdeckte Holden einen einfachen Knopf. Er war nicht einmal rot, sondern in schlichtem technischem Weiß gehalten. »Damit jage ich das Schiff in die Luft?«
»Ich erkenne keinen Zeitschalter«, warf Naomi ein.
»Ja, das ist die Sicherung gegen Enterkommandos. Wenn jemand diese Klappe öffnet und auf den Knopf drückt, dann tut er das, weil das Schiff sowieso verloren ist. Deshalb gibt es keinen Zeitschalter, den jemand unterbrechen könnte.«
»Dann haben wir hier ein technisches Problem«, sagte Naomi. Sie wusste bereits, worüber er nachdachte, und versuchte, eine Lösung zu finden, bevor er es aussprechen konnte. »Wir können es lösen.«
»Können wir nicht.« Holden wartete darauf, dass er Kummer empfand, doch er entdeckte nur eine Art stillen Frieden. »In diesem
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