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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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sich eine kleine Pause gönnte und es den Kühlsystemen des Anzugs überließ, die Temperatur zu drücken, sagte Larson: »Wir müssen an der vorderen Messe vorbei, um die Aufzugschächte zu erreichen. Das Befehlsinformationszentrum ist auf dem Deck darüber. Wir brauchen höchstens noch fünf oder zehn Minuten.«
    Holden überprüfte den Luftvorrat. Inzwischen hatte er fast die Hälfte verbraucht und näherte sich rasch dem Punkt, an dem er umkehren musste. Irgendetwas an der Art und Weise, wie Larson das Wort »Messe« ausgesprochen hatte, ließ ihn stutzen.
    »Sollte ich über die Messe irgendetwas wissen?«
    »Ich bin nicht sicher«, antwortete der Mann. »Aber nachdem die Kameras ausgefallen sind, hatte ich gehofft, jemand käme und würde mich rausholen. Deshalb habe ich über den Com verschiedene Leute gerufen. Da das nichts gebracht hat, habe ich die King nach Leuten suchen lassen, die ich kannte. Ganz egal, wen ich gesucht habe, nach einer Weile hieß es immer, sie seien in der vorderen Messe.«
    »Dann könnten sich dort oben in der Messe also mehr als tausend infizierte Besatzungsmitglieder versammelt haben?«, fragte Holden.
    Larson zuckte mit den Achseln, was in dem Schutzanzug aber kaum zu erkennen war. »Vielleicht haben die Monster sie getötet und dort gesammelt.«
    »Oh, genau das ist vermutlich passiert.« Holden zog die Waffe und lud durch. »Aber ich glaube nicht, dass sie tot geblieben sind.«
    Holden ließ seinen Anzugsender die Luke entriegeln, ehe Larson fragen konnte, was die Bemerkung zu bedeuten hatte. »Wenn die Tür offen ist, laufen Sie so schnell wie möglich zum Aufzug. Ich bleibe direkt hinter Ihnen. Sie müssen mich unbedingt zum Befehlsinformationszentrum bringen. Ist das klar?«
    Larson nickte hinter dem Visier seines Helms.
    »Gut. Auf drei.«
    Eine Hand an die Luke gelegt und mit der anderen die Waffe haltend, zählte Holden ab. Bei drei stieß er die Luke auf. Larson drückte sich von der Wand ab und schoss in den Korridor hinein.
    Winzige blaue Lichter umschwärmten sie wie Glühwürmchen. Genau wie die Lichter, die Miller erwähnt hatte, als er das zweite Mal durch Eros gewandert war. Dieser Gang war sein letzter gewesen. Auch hier tauchten jetzt die Glühwürmchen auf.
    Am Ende des Korridors erkannte Holden die Tür des Aufzugs und trampelte auf den Magnetstiefeln hinter Larson her. Als Larson die Hälfte des Korridors überwunden hatte, kam er an einem offenen Schott vorbei.
    Der junge Matrose schrie.
    Holden rannte, so schnell es der klobige Schutzanzug und die Magnetstiefel erlaubten. Larson flog längst weiter den Korridor hinunter, schrie und ruderte mit den Armen wie ein Ertrinkender, der verzweifelt zu schwimmen versuchte. Als Holden den offenen Durchgang fast erreicht hatte, kroch etwas heraus und stellte sich ihm in den Weg. Zuerst hielt er es für einen der Kotzzombies, die er auf Eros kennengelernt hatte. Das Wesen bewegte sich langsam, die Front der Marineuniform war mit braunem Erbrochenem bekleckert. Doch als er sich drehte und Holden anblickte, flackerten die Augen blau. In ihnen lag eine Intelligenz, die Holden bei den Zombies auf Eros nie bemerkt hatte.
    Das Protomolekül hatte auf Eros ein paar Lektionen gelernt. Dies war die neue, verbesserte Version der Kotzzombies.
    Holden wartete nicht ab, bis das Wesen etwas unternahm. Ohne langsamer zu werden, hob er die Pistole und jagte ihm eine Kugel in den Kopf. Zu Holdens Erleichterung erlosch das Licht in den Augen des Monsters. Es drehte sich um sich selbst und verspritzte dabei die braune Pampe. Als Holden an der offenen Luke vorbeikam, riskierte er einen Blick nach drinnen.
    Der Raum war voller neuer Kotzzombies. Es waren Hunderte. All die beunruhigenden blauen Augen waren auf ihn gerichtet. Holden heftete den Blick wieder auf den Korridor und rannte weiter. Hinter ihm erhob sich ein Chor stöhnender Zombies, die nacheinander auf den Wänden und dem Deck herbeikletterten und ihn verfolgten.
    »Los, rein in den Aufzug!«, schrie er Larson an und fluchte, weil ihn der schwere Schutzanzug behinderte.
    »Gott, was war das?«, fragte Naomi. Er hatte vergessen, dass sie zusah, verschwendete allerdings keine Atemluft auf eine Antwort. Larson hatte die Panik und die Benommenheit abgeschüttelt und bearbeitete die Tür des Aufzugs. Holden rannte zu ihm und drehte sich um. Dutzende der blauäugigen Kotzzombies drängten sich hinter ihm auf dem Gang, krochen wie Spinnen auf den Wänden, dem Deck und unter der Decke

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