Calibans Krieg
Augenblick versuchen ein paar Hundert sehr wütende Zombies, durch den Aufzugschacht hierherzugelangen. Eine Lösung, bei der ich unversehrt nach draußen gelange, finden wir jetzt sowieso nicht mehr.«
Larson legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich drücke auf den Knopf.«
»Nein, Sie müssen doch nicht …«
Larson streckte den Arm aus. Der Ärmel des Schutzanzugs hatte einen winzigen Riss, wo die Aufzugtüren ihn eingeklemmt hatten. Rings um den Riss klebte ein brauner Fleck in der Größe eines Handtellers.
»Da habe ich wohl Pech gehabt. Jedenfalls habe ich genau wie alle anderen die Feeds von Eros gesehen«, erklärte Larson. »Sie können es nicht riskieren, mich mitzunehmen. Nicht mehr lange, und ich bin …« Er hielt inne und nickte in die Richtung des Aufzugs. »Bald bin ich einer von denen da.«
Holden nahm Larsons Hand. Durch die dicken Handschuhe fühlte er nichts. »Es tut mir sehr leid.«
»He, Sie haben es immerhin versucht«, antwortete Larson mit einem traurigen Lächeln. »Wenigstens verdurste ich jetzt nicht in einem Spind.«
»Admiral Souther wird es erfahren«, sagte Holden. »Ich sorge dafür, dass es alle erfahren.«
»Danke.« Larson schwebte neben dem Knopf, der die Agatha King ein paar Sekunden lang in einen kleinen Stern verwandeln würde. Er nahm den Helm ab und atmete tief ein. »Drei Decks höher gibt es eine weitere Luftschleuse. Wenn sie noch nicht in dem Aufzugschacht sind, können Sie es schaffen.«
»Larson, ich …«
»Sie sollten jetzt gehen.«
Holden musste den alten Anzug in der Luftschleuse der King ablegen. Er war mit Pampe bedeckt, und er konnte nicht riskieren, die Viren auf die Razorback mitzuschleppen. Während er in einen Vakuumanzug der UN schlüpfte, den er in einem Spind gefunden hatte, nahm er ein paar Rad Strahlung auf. Der neue Anzug glich demjenigen, den Larson benutzt hatte. Sobald er wieder auf der Razorback war, schickte er die Transpondercodes an Southers Schiff. Er hatte die Rosinante fast erreicht, als die King in einem weißen Feuerball verglühte.
50 Bobbie
»Der Käpt’n ist gerade aufgebrochen«, sagte Amos zu Bobbie, als er in die Werkstatt zurückkehrte. Sie schwebte einen halben Meter über dem Deck in einem Ring tödlicher Technologie. Hinter ihr befand sich die gereinigte und überholte Kampfrüstung. In der Halterung am rechten Arm schimmerte ein Lauf der neu installierten Kanone. Links schwebte die gewartete Automatikschrotflinte, die Amos bevorzugte. Den Rest des Rings bildeten Pistolen, Granaten, ein Nahkampfmesser und verschiedene Magazine. Bobbie überblickte alles noch einmal und entschied, dass sie alles erledigt hatte, was sie überhaupt tun konnte.
»Er glaubt, er kehrt von dem Einsatz vielleicht nicht zurück«, fuhr Amos fort. Dann bückte er sich und nahm die Schrotflinte an sich. Nachdem er sie kritisch gemustert hatte, nickte er anerkennend.
»Wenn man mit dem Gefühl, nicht mehr lebend herauszukommen, in ein Gefecht geht, gewinnt man eine gewisse Klarheit.« Bobbie nahm die Rüstung und zwängte sich hinein, was in der geringen Schwerkraft gar nicht so einfach war. Sie musste sich drehen und winden, um die Beine in den Anzug zu stecken, ehe sie den Rumpf versiegeln konnte. Amos beobachtete sie mit einem etwas dämlichen Grinsen.
»Also, ehrlich«, sagte sie. »Wir reden darüber, dass der Kapitän in den Tod fliegt, und Ihnen fällt nichts Besseres ein als ›Oh, Titten‹.«
Amos grinste weiter und war überhaupt nicht verlegen. »Der innere Anzug überlässt kaum etwas der Fantasie, das ist alles.«
Bobbie verdrehte die Augen. »Glauben Sie mir, selbst wenn ich in diesem elegant geformten, motorverstärkten Kampfanzug einen Pullover tragen könnte, würde ich es nicht tun, weil es dumm wäre.« Sie drückte auf die Knöpfe, um den Anzug zu versiegeln, der sich wie eine zweite Haut um sie legte. Dann schloss sie den Helm und redete über die externen Lautsprecher weiter mit Amos. Ihr war klar, dass ihre Stimme dabei mechanisch und unmenschlich klang.
»Ziehen Sie sich lieber die Hosen an«, sagte sie. Es hallte laut durch den Raum. Amos wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Der Kapitän ist nicht der Einzige, der vielleicht nicht zurückkommt.«
Bobbie stieg auf den Leiteraufzug und fuhr nach oben ins Operationsdeck. Avasarala war noch auf die Liege hinter der Com-Station geschnallt. Naomi hatte Holdens Platz übernommen und saß am taktischen Pult. Alex hockte wahrscheinlich schon im Cockpit. Bobbie
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