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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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wenn ich zusammen mit James Holden, Sergeant Roberta Draper und Mei Meng zurückkehre. Die Presse wird sich darauf stürzen. Erde, Mars, die äußeren Planeten, und was immer Holden jetzt ist.«
    »Eine Berühmtheit«, sagte Souther. »Eine eigene Nation.«
    »Er ist gar nicht so übel, wenn Sie die Selbstgerechtigkeit außen vor lassen. Jedenfalls bin ich jetzt auf diesem Schiff, und hier sind keine großen Reparaturen nötig, ehe wir starten können. Außerdem habe ich ihn schon angeheuert. Niemand soll mir jetzt noch reinreden, ich müsse mit öffentlichen Mitteln sparsam umgehen.«
    »Also gut«, lenkte Souther ein. »Dann sehen wir uns unten in der Schwerkraftsenke.«
    »Bis dann«, antwortete sie und schaltete ab.
    Sie zog sich hoch und schlurfte vorsichtig durch das Operationsdeck. Es wäre leicht gewesen, einfach die Leiter hinunterzuspringen und zu fliegen, wie sie es als Kind immer geträumt hatte. Sehr verlockend. Allerdings musste sie befürchten, dass sie sich entweder zu fest abstieß und gegen irgendetwas prallte, oder sich zu leicht abstieß und vom Luftwiderstand gebremst wurde, wenn nichts Festes in der Nähe war, das sie erreichen konnte. Also zog sie sich an den Handgriffen langsam nach unten in die Messe. Die Drucktüren öffneten sich, sobald sie sich näherte, und schlossen sich hinter ihr mit leisem Zischen und metallischem Knall. Als sie das Mannschaftsdeck erreicht hatte, hörte sie die Stimmen und verfolgte das Gespräch schon, ehe sie die Betreffenden sehen konnte.
    »… müssen wir es jetzt abschalten«, sagte Prax. »Ich meine, die Voraussetzungen stimmen doch nicht mehr. Glauben Sie, man könnte mich verklagen?«
    »Man kann Sie jederzeit verklagen«, antwortete Holden. »Allerdings bestehen gute Aussichten, dass die anderen verlieren.«
    »Aber ich will am liebsten gar nicht verklagt werden. Wir müssen es abschalten.«
    »Ich setze eine Nachricht auf die Seite, damit die neue Situation erläutert und eine ausdrückliche Bestätigung erbeten wird, ehe weitere Einzahlungen transferiert werden.«
    Sie zog sich in die Messe hinein. Prax und Holden schwebten vor der Kaffeemaschine. Prax schien benommen, während Holden ein wenig selbstzufrieden wirkte. Beide hatten Trinkbeutel mit Kaffee in der Hand, aber Prax hatte seinen anscheinend vergessen. Der Botaniker hatte die Augen weit aufgerissen, und in der geringen Schwerkraft stand sogar sein Mund offen.
    »Wer wird hier verklagt?«, fragte Avasarala.
    »Da wir jetzt Mei haben, will Prax verhindern, dass die Leute ihm noch mehr Geld geben«, erklärte Holden.
    »Es ist zu viel«, bestätigte der Botaniker und sah sie an, als erwartete er von ihr eine Entscheidung. »Ich meine …«
    »Sie haben einen Überschuss erzielt?«, fragte Avasarala.
    »Er kann mit dem, was er hat, noch nicht ganz in den Ruhestand gehen«, meinte Holden. »Jedenfalls nicht im Luxus.«
    »Aber es gehört Ihnen.« Prax wandte sich hoffnungsvoll an Holden. »Sie haben das Konto eingerichtet.«
    »Die Bezahlung für die Rosinante habe ich schon abgezogen. Glauben Sie mir, Sie haben uns großzügig bezahlt«, antwortete Holden und wehrte mit einer Hand ab. »Was jetzt noch da ist, gehört allein Ihnen. Nun ja, Ihnen und Mei.«
    Avasarala machte eine finstere Miene. Dies veränderte ihre Verhandlungsposition ein wenig. Sie hatte angenommen, nun sei der richtige Moment gekommen, um Prax einen Vertrag anzubieten, aber Jim Holden hatte wieder einmal im letzten Moment dazwischengefunkt und alles vermasselt.
    »Glückwunsch«, sagte Avasarala. »Hat einer von Ihnen Bobbie gesehen? Ich müsste mit ihr reden.«
    »Sie wollte vorhin in die Werkstatt.«
    »Danke.« Avasarala schwebte weiter. Wenn Praxidike Meng wohlhabend und unabhängig war, sanken die Aussichten, dass er den Auftrag, Ganymed wiederaufzubauen, aus rein wirtschaftlichen Erwägungen annahm. Vielleicht konnte sie aber an sein Pflichtgefühl als Bürger appellieren. Er und seine Tochter waren das Gesicht der Tragödie, und wenn er die Arbeiten leitete, würde das die Menschen stärker anfeuern als all die Fakten und Zahlen, die ihnen sagten, wie schlecht sie dastünden, wenn die Lebensmittelproduktion nicht wieder in Gang käme. Sie musste darüber nachdenken.
    Wieder bewegte sie sich so langsam und vorsichtig durch das Schiff, dass sie die Stimmen hörte, bevor sie die Werkstatt erreichte. Bobbie und Amos waren dort und lachten. Kaum zu glauben, dass sie ausgerechnet dort ein intimes Gespräch führten, aber es

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