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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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klang ganz nach einem spielerischen Wettkampf. Dann kreischte Mei entzückt, und Avasarala verstand es.
    Mit Ausnahme des Maschinenraums war die Werkstatt der letzte Ort im Schiff, an dem Avasarala mit einem kleinen Mädchen gespielt hätte, aber dort war Mei und flog mit rudernden Armen und Beinen durch die Luft. Das schulterlange schwarze Haar wirbelte um sie herum und flatterte hinter dem Körper, der sich in der Luft überschlug. Sie strahlte vor Vergnügen. Bobbie und Amos standen in gegenüberliegenden Ecken der Werkstatt. Jetzt fing Bobbie gerade das kleine Mädchen aus der Luft und warf es zu Amos zurück. Die Kleine wird bald die Milchzähne verlieren, dachte Avasarala. Sie fragte sich, ob Mei sich als Erwachsene an dieses Spiel erinnern würde.
    »Seid ihr verrückt?«, fragte sie, als Amos das Mädchen auffing. »Das ist doch kein Spielplatz.«
    »Hallo«, antwortete Amos. »Wir wollten auch nicht lange bleiben, aber der Käpt’n und der Doc wollten sich in Ruhe unterhalten, deshalb habe ich das Mädchen hierher mitgenommen, um ihm alles zu zeigen.«
    »Wenn Sie mit einem Kind Fangen spielen sollen, dann heißt das nicht, dass das Kind der verd… dass das Kind der Ball ist.« Avasarala näherte sich ihm. »Überlassen Sie die Kleine mir. Sie haben doch keine Ahnung, wie man sich um ein kleines Mädchen kümmert. Es ist ein Wunder, dass Sie erwachsen geworden sind.«
    »Daran ist doch nichts Verkehrtes.« Amos hielt ihr das Mädchen hin.
    »Komm zu deiner Nana«, sagte Avasarala.
    »Was ist eine Nana?«, fragte Mei.
    »Ich bin eine Nana.« Sie nahm das Kind. Ihr Körper wollte es auf die Hüfte setzen, um das Gewicht zu spüren, das sie nach unten zog. In der geringen Schwerkraft ein Kind zu halten fühlte sich seltsam an. Gut, aber seltsam. Mei roch nach Wachs und Vanille. »Wie lange dauert es noch, bis wir etwas Schub bekommen? Ich fühle mich hier drin wie ein … wie ein Luftballon.«
    »Wir starten, sobald Alex und Naomi die Wartungsarbeiten an den Antriebscomputern erledigt haben«, erklärte Amos.
    »Wo ist mein Daddy?«, fragte Mei.
    »Gut«, sagte Avasarala. »Wir müssen den Terminplan einhalten, und ich bezahle euch nicht für Lektionen im schwerelosen Schweben. Mei-Mei, dein Daddy redet mit dem Kapitän.«
    »Wo denn?«, fragte das Mädchen. »Wo ist er? Ich will zu Daddy.«
    »Ich bringe dich zu ihm, Kleines.« Amos streckte eine riesige Hand aus. Dann wandte er sich an Avasarala. »Fünf Minuten geht es gut, dann fragt sie nach ihrem Daddy.«
    »Gut so«, antwortete Avasarala. »Die beiden brauchen einander.«
    »Ja«, stimmte der große Mechaniker zu. Er zog das Kind nahe an seinen Körperschwerpunkt und stieß sich in Richtung Messe ab. Er brauchte natürlich keine Handgriffe. Avasarala sah ihm nach, dann drehte sie sich zu Bobbie um.
    Die Soldatin schwebte in der Luft, die Haare waren rings um den Kopf aufgefächert. Ihre Miene und ihr Körper waren so entspannt, wie Avasarala es noch nie bei ihr gesehen hatte. Eigentlich hätte es friedlich aussehen müssen, aber Avasarala dachte an ein ertrunkenes Mädchen.
    »He«, sagte Bobbie. »Haben Sie schon etwas von Ihren Technikern auf der Erde gehört?«
    »Ja«, antwortete Avasarala. »Es gab wieder eine Energiespitze. Sogar größer als die letzten. Prax hatte recht. Die Monster stehen miteinander in Verbindung, und das Schlimmste ist, dass es nicht einmal eine Zeitverzögerung gibt. Venus hat reagiert, bevor die Informationen über die Schlacht überhaupt dort angekommen sein können.«
    »Oh«, meinte Bobbie. »Das ist übel, oder?«
    »Es ist so seltsam wie Titten bei einem Bischof, aber wer weiß schon, ob das überhaupt etwas zu bedeuten hat? Die Eierköpfe reden jetzt über quantenverschränkte Netzwerke, was auch immer das sein soll. Die bislang beste Theorie besagt, dass das Protomolekül eine Art Adrenalinstoß erlebt. Wenn ein Teil von ihm an Gewalttaten beteiligt ist, geht der Rest in Alarmbereitschaft und wartet, bis die Gefahr vorbei ist.«
    »Dann hat es vor irgendetwas Angst. Es ist gut zu wissen, dass es irgendwo einen schwachen Punkt hat.«
    Sie schwiegen einen Moment. Weit entfernt im Schiff klirrte etwas, und Mei kreischte. Bobbie fuhr auf, Avasarala blieb ruhig. Es war interessant zu sehen, wie Menschen, die keine Kinder hatten, auf Mei reagierten. Sie konnten den Unterschied zwischen einem Freudenschrei und Entsetzen nicht erkennen. Avasarala stellte fest, dass sie und Prax auf dem Schiff die einzigen Experten für

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