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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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lächelte.
    »Dad«, sagte sie noch einmal und streckte eine Hand aus. Er kam ihr entgegen, und sie fasste einen Finger mit der Faust und zog sich hoch, bis sie in seinen Armen lag. Er drückte sie an sich, spürte den warmen Körper, der nicht mehr winzig, sondern nur noch klein war. Es war überwältigend. Die Leere zwischen den Sternen war unbedeutender als Mei in diesem Augenblick.
    »Sie steht unter Beruhigungsmitteln«, erklärte Strickland, »ist aber sonst bei guter Gesundheit. Ihr Immunsystem hat prächtig funktioniert.«
    »Mein Baby«, sagte Prax. »Mein perfektes Mädchen.«
    Mei hatte die Augen geschlossen und gab ein kleines zufriedenes Grunzen von sich.
    »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie leid mir das alles tut«, fuhr Strickland fort. »Wenn ich eine Möglichkeit gehabt hätte, Sie zu erreichen und Ihnen zu erklären, was passiert ist, ich schwöre Ihnen, ich hätte es getan. Es war schlimmer als ein Albtraum.«
    »Soll das heißen, Sie sind hier ein Gefangener?«, fragte Amos.
    »Fast das gesamte technische Personal war unfreiwillig hier«, erklärte Strickland. »Als wir die Verträge unterschrieben, versprach man uns Ressourcen und eine Freiheit in der Arbeit, von der die meisten nur geträumt hatten. Am Anfang dachte ich noch, ich könnte wirklich etwas erreichen. Es war ein schrecklicher, furchtbarer Irrtum, den ich mir selbst nie werde verzeihen können.«
    Prax’ Blut sang. In der Mitte seines Körpers entstand eine Wärme, die bis zu den Händen und Füßen ausstrahlte. Es war, als hätte er das beste Euphorikum in der Geschichte der Pharmazeutik bekommen. Ihre Haare rochen nach dem billigen Shampoo, mit dem er in seiner Jugend die Hunde im Labor gewaschen hatte. Er richtete sich zu hastig wieder auf und flog mit ihr ein paar Zentimeter hoch. Seine Knie und die Füße rutschten weg. Erst jetzt erkannte er, dass er in einer Blutlache gekniet hatte.
    »Was ist mit den Kindern passiert? Sind irgendwo noch andere?«, fragte Amos.
    »Diese hier sind die einzigen, die ich retten konnte. Sie wurden alle betäubt, um die Evakuierung vorzubereiten«, erklärte Strickland. »Wir müssen jetzt gehen, die Station verlassen. Ich muss es den Behörden melden.«
    »Warum wollen Sie das tun?«, fragte Amos.
    »Ich muss ihnen berichten, was hier vor sich geht«, sagte der Arzt. »Ich muss alle über die Verbrechen informieren, die hier begangen wurden.«
    »Ja, schon gut«, erwiderte Amos. »He, Prax, schaffen Sie das?« Er deutete mit der Schrotflinte auf eine andere Kiste in der Nähe.
    Prax drehte sich zu Amos um. Es fiel ihm schwer, sich zu erinnern, wo er war und was sie taten.
    »Oh«, sagte er. »Sicher.«
    Mit einem Arm hielt er Mei fest, nahm Stricklands Waffe und richtete sie auf den Mann.
    »Nein«, widersprach Strickland. »Sie … Sie verstehen das nicht. Ich bin hier das Opfer. Ich musste es tun, sie haben mich gezwungen. Sie hat mich gezwungen.«
    »Wissen Sie«, antwortete Amos, »vielleicht erscheine ich Ihnen wie jemand, den Leute wie Sie als Angehörige der Arbeiterklasse bezeichnen. Das heißt aber nicht, dass ich dumm bin. Sie sind einer der wichtigsten Soziopathen von Protogen, und ich kaufe Ihnen kein Wort ab.«
    Auf einmal fiel die Maske ab, und Stricklands Gesicht zeigte kalte Wut.
    »Protogen ist tot«, wandte er ein. »Protogen gibt es nicht mehr.«
    »Ja«, gab Amos zu. »Ich habe den Firmennamen verwechselt. Das ist das Problem.«
    Mei murmelte etwas und hob die Hand, um hinter Prax’ Ohr dessen Haare zu packen. Strickland ballte die Hände zu Fäusten und wich zurück.
    »Ich habe sie gerettet«, sagte er. »Das Mädchen ist nur meinetwegen noch am Leben. Sie sollte schon für die Einheiten der zweiten Generation eingesetzt werden, aber ich habe sie aus dem Projekt herausgenommen. Ich habe sie alle herausgenommen. Wäre ich nicht gewesen, dann hätte jedes dieser Kinder hier ein schlimmeres Schicksal ereilt als der Tod. Ja, schlimmer als der Tod.«
    »Es lag an der Sendung, nicht wahr?«, schaltete sich Prax ein. »Sie haben erkannt, dass wir es herausfinden würden, und dafür gesorgt, dass Sie das Mädchen hatten, das auf dem Bildschirm zu sehen war. Das Mädchen, nach dem alle gesucht haben.«
    »Wäre es Ihnen lieber gewesen, ich hätte es nicht getan?«, erwiderte Strickland. »Trotzdem war ich es, der sie gerettet hat.«
    »Eigentlich war es eher Kapitän Holden«, entgegnete Prax. »Aber ich verstehe schon, was Sie meinen.«
    Stricklands Pistole hatte hinten einen

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