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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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helfen.«
    Ein Marinesoldat machte einen kleinen Schritt auf ihn zu, mehr geschah nicht.
    »Meine Theorie sieht so aus«, erklärte Amos. »Um das ganze Problem zu vermeiden, schneiden sie euch einfach von vornherein die Teile ab, die in euren Anzügen hinderlich sein könnten. Außerdem verringert das natürlich die Versuchung, euch auf diesen langen kalten Nächten auf dem Schiff gegenseitig zu begrabbeln.«
    Der Marinesoldat machte einen weiteren Schritt, worauf Amos ihm sofort ebenso weit entgegenging. Als seine Nase so dicht vor dem gepanzerten Helm des Marinesoldaten war, dass von seinem Atem das Visier beschlug, sagte Amos: »Also sei ehrlich, Joe. Die Außenseite dieser Anzüge stellt euch doch anatomisch korrekt dar, oder?«
    Es gab ein langes, angespanntes Schweigen, das schließlich gebrochen wurde, als sich jemand in der Luke räusperte. Der Leutnant trat in den Korridor. »Gibt es hier ein Problem?«
    Amos zog sich lächelnd einen Schritt zurück.
    »Nein. Ich wollte nur die hervorragenden Männer und Frauen kennenlernen, die ich mit meinen Steuern bezahle.«
    »Sergeant?«, fragte der Leutnant.
    »Nein, Sir, kein Problem.«
    Der Offizier drehte sich um und schüttelte Naomi die Hand.
    »Kapitän Estancia, es war mir ein Vergnügen. Wir erteilen Ihnen in Kürze über Funk die Landeerlaubnis. Ich bin sicher, dass die Einwohner von Ganymed für die Vorräte, die Sie bringen, dankbar sind.«
    »Ich helfe immer gern.« Naomi strahlte den jungen Offizier an.
    Als die UN-Truppen endlich die Schleuse passiert hatten und mit ihrem Shuttle abflogen, schnaufte Naomi gedehnt und massierte sich die Wangen.
    »Hätte ich noch eine Sekunde länger lächeln müssen, dann wäre mir das Gesicht zersprungen.«
    Holden packte Amos am Ärmel.
    »Was sollte das, verdammt?«, knirschte er.
    »Was?«, fragte Naomi.
    »Amos hat sich große Mühe gegeben, die Marinesoldaten zu ärgern, während du weg warst. Es wundert mich, dass sie nicht erst ihn und eine halbe Sekunde später mich erschossen haben.«
    Amos betrachtete Holdens Hand, die seinen Ärmel festhielt, unternahm aber keine Anstalten, sich zu befreien.
    »Kapitän, du bist ein guter Kerl, aber ein lausiger Schmuggler.«
    »Was?«, fragte Naomi noch einmal.
    »Der Kapitän war so nervös, dass sogar ich fürchtete, er hätte etwas vor. Also habe ich die Aufmerksamkeit der Marinesoldaten auf mich gelenkt, bis ihr zurückgekehrt seid«, erklärte Amos. »Oh, und sie dürfen nicht auf jemanden schießen, solange der Betreffende sie nicht berührt oder eine Waffe zieht. Du warst doch auch bei der UN-Raummarine, du solltest die Spielregeln kennen.«
    »Also …«, setzte Holden an.
    »Also«, fiel Amos ihm ins Wort. »Wenn der Leutnant sich nach uns erkundigt, erzählen sie ihm eine Geschichte über das Arschloch von Ingenieur, der sie gepiesackt hat, aber nichts über den nervösen Kerl mit dem zerzausten Bart, der sich in der Ecke versteckt hat.«
    »Verdammt«, sagte Holden.
    »Du bist ein guter Kapitän, für den ich jederzeit den Kopf hinhalten würde. Aber du bist ein lausiger Verbrecher. Du kannst gar nicht anders, als du selbst sein.«
    »Willst du wieder Kapitän spielen?«, fragte Naomi. »Das ist ein Scheißjob.«
    »Ganymed Tower, hier ist die Somnambulist . Wir bitten um Zuweisung eines Landeplatzes«, sagte Naomi. »Die UN-Kontrolle hat uns freigegeben, und jetzt halten Sie uns schon seit drei Stunden im niedrigen Orbit.«
    Naomi schaltete das Mikrofon ab. »Arschloch.«
    Die Stimme, die ihr antwortete, war eine andere als diejenige, die ihr seit drei Stunden die Landeerlaubnis verweigerte. Diese hier klang älter und weniger gereizt.
    »Tut mir leid, Somnambulist , wir nehmen euch so bald wie möglich dran. Während der letzten zehn Stunden hatten wir allerdings fast ununterbrochen Starts, und wir müssen immer noch ein Dutzend Schiffe abfertigen, ehe wir wieder jemanden hereinnehmen können.«
    Holden schaltete sein Mikrofon ein. »Sprechen wir jetzt mit dem Chef?«
    »Ja. Leitender Fluglotse Sam Snelling, wenn Sie sich Notizen für eine Beschwerde machen wollen. Snelling schreibt sich mit zwei L.«
    »Nein, nein«, antwortete Holden. »Wir wollen uns nicht beschweren. Wir haben die gestarteten Schiffe vorbeifliegen sehen. Sind dort Flüchtlinge an Bord? Wenn man die Tonnage berücksichtigt, scheint ja der halbe Mond zu fliehen.«
    »Nein. Wir haben ein paar Charterschiffe und Linienschiffe, die Personen transportieren, aber die meisten Einheiten, die jetzt

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