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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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abfliegen, befördern Lebensmittel.«
    »Lebensmittel?«
    »Wir verschicken fast hunderttausend Kilo Lebensmittel am Tag, und die Kämpfe haben zahlreiche Frachter auf der Oberfläche festgehalten. Jetzt ist die Blockade gelockert, und die Schiffe starten und liefern ihre Fracht ab.«
    »Moment mal«, antwortete Holden. »Ich warte auf die Landeerlaubnis, um den verhungernden Menschen auf Ganymed Lebensmittel zu bringen, und Sie schicken hunderttausend Kilo Lebensmittel vom Mond weg?«
    »Aufgrund des Rückstaus wird es wohl eher eine halbe Million«, erklärte Sam. »Aber die Ware gehört uns ja nicht. Die Lebensmittelproduktion auf Ganymed gehört größtenteils Firmen, deren Hauptsitz sich nicht hier befindet. In diesen Lieferungen ist ein Haufen Geld gebunden. Mit jedem Tag, an dem sich hier nichts bewegt hat, haben die Besitzer viel Geld verloren.«
    »Ich …« Holden unterbrach sich und sagte nach einer kurzen Pause: » Somnambulist Ende.«
    Dann drehte er den Stuhl zu Naomi herum. Ihre verschlossene Miene zeigte ihm, dass sie ebenso aufgebracht war wie er.
    Amos, der an der Maschinensteuerung saß und einen Apfel aß, den er aus den Notvorräten gestohlen hatte, sagte: »Warum genau überrascht dich das, Kapitän?«
    Eine Stunde später bekamen sie die Landeerlaubnis.
    Aus der Umlaufbahn und während des Anflugs betrachtet, unterschied sich die Oberfläche von Ganymed kaum von dem, was man dort seit jeher gesehen hatte. Der Jupitermond war eine Wüste aus grauen Silikaten und etwas weniger grauem Wassereis, durchsetzt mit Kratern und blitzschnell gefrorenen Seen. Schon lange bevor die Vorfahren der Menschheit zum ersten Mal auf das Festland gekrochen waren, hatte er ausgesehen wie ein Schlachtfeld.
    Doch die Menschen hatten es dank ihrer großen Erfindungsgabe und Betriebsamkeit in Sachen Zerstörung geschafft, ihre Spuren zu hinterlassen. Holden bemerkte das Skelett eines Zerstörers, das am Ende einer langen schwarzen Narbe am Boden lag. Die Schockwelle des Aufpralls hatte noch in zehn Kilometern Entfernung kleinere Kuppeln zum Einsturz gebracht. Winzige Rettungsschiffe flitzten um die Schiffsleiche herum, suchten jedoch weniger nach Überlebenden, sondern viel eher nach Informationen oder Bauteilen, die den Absturz überstanden hatten und keinesfalls in Feindeshand fallen durften.
    Der schlimmste sichtbare Schaden war der Verlust eines riesigen Gewächshauses. Die Treibhäuser waren große Kuppeln aus Stahl und Glas mit vielen Hektar sorgfältig kultiviertem Boden und gezielt gezüchteten und penibel gepflegten Nutzpflanzen. Es war schockierend und niederschmetternd, diese Kuppel zu betrachten, die offenbar von einem abgestürzten Spiegel zerstört worden war. Die Landwirtschaft ernährte mit ihren speziell gezüchteten Pflanzensorten die äußeren Planeten. Hier kam die fortschrittlichste Agrarwissenschaft zum Einsatz, die der Mensch je entwickelt hatte. Die Orbitalspiegel wiederum waren Wunder der Ingenieurskunst und halfen dabei, dies möglich zu machen. Das eine mithilfe des anderen zu zerstören, bis beide in Trümmern lagen, war nach Holdens Ansicht ebenso dumm und kurzsichtig, als würde man in den Wassertank scheißen, nur damit der Feind nichts zu trinken bekam.
    Als die Somnambulist ihre ächzenden Knochen auf dem zugewiesenen Landeplatz niederlegte, war Holden mehr als wütend über die Dummheit der Menschen.
    Genau die kam ihm natürlich entgegen, um ihn zu begrüßen.
    Der Zollinspektor wartete schon auf sie, als sie die Luftschleuse verließen. Er war ein spindeldürrer Mann mit halbwegs attraktiven Gesichtszügen und einem eierförmigen Kahlkopf. Zwei weitere Männer in den neutralen Uniformen der Sicherheitskräfte begleiteten ihn. Sie waren mit Tasern bewaffnet, die in Halftern am Gürtel steckten.
    »Hallo, ich bin Mister Vedas. Ich bin der Zollinspektor für Andockbereich elf, Landeplätze A14 bis A22. Ihre Ladeliste, bitte.«
    Naomi, die jetzt wieder den Kapitän spielte, trat vor. »Die Ladeliste wurde schon vor der Landung an Ihr Büro übermittelt. Ich verstehe nicht …«
    Vedas hatte kein offizielles Terminal der Inspekteure dabei, und die Wächter, die ihn begleiteten, trugen auch nicht die Uniformen der Hafenverwaltung von Ganymed. Holden begriff sofort, dass die Männer ein krummes Ding abziehen wollten. Er trat näher an sie heran und winkte Naomi, sie solle zurückbleiben.
    »Kapitän, lass mich das erledigen.«
    Zollinspektor Vedas betrachtete ihn von oben bis unten. »Und

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