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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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es ungeheuer selbstgerecht klang.
    Naomi ließ ihn los. »Richte auf keinen Fall deine Waffe auf irgendjemanden.«
    »Die sind doch auch bewaffnet.«
    »Genau. Mehrzahl. Du bist allein und hast eine Waffe. Einzahl. Deshalb lässt du deine Waffe im Halfter, oder du bist auf dich selbst gestellt.«
    Wenn man wirklich etwas erreichen will, ist man doch immer auf sich selbst gestellt. So etwas hätte Detective Miller gesagt. Für den Polizisten wäre es wahr gewesen. Das war ein starkes Argument, es nicht auf diese Weise zu tun.
    »Na gut.« Holden nickte und drängte sich weiter nach vorn. Als er dort ankam, konzentrierte sich der Konflikt auf zwei Personen. Ein grauhaariger Wachmann mit einem weißen Abzeichen, auf dem »Einsatzleiter« stand, stritt sich mit einer großen, dunkelhaarigen Frau, die Naomis Mutter hätte sein können. Sie schrien sich an, und ihre jeweiligen Anhänger schauten zu und stießen zustimmende Rufe oder Beleidigungen aus.
    »Öffnet einfach die verdammte Tür, und lasst uns selbst nachsehen!«, rief die Frau in einem Tonfall, der Holden verriet, dass sie es schön öfter gerufen hatte.
    »Wenn Sie mich anschreien, werden Sie gar nichts erreichen«, rief der grauhaarige Vorgesetzte zurück. Seine Wachleute hielten die Schockstäbe so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten, während die Sicherheitsleute der Firma ihre Waffen locker in der Armbeuge hielten, was Holden weitaus bedrohlicher fand.
    Die Frau hörte auf zu rufen, als Holden sich zum Einsatzleiter durchdrängte, und starrte ihn an.
    »Wer …«, setzte sie an.
    Holden stieg neben dem Aufseher auf die Laderampe. Die anderen Wächter wippten bedrohlich mit den Schockstäben, griffen ihn aber nicht an. Die Schlägertypen der Firma kniffen die Augen zusammen und veränderten geringfügig ihre Haltung. Holden wusste, dass die Verwirrung, wer er wohl sei, nicht sehr lange anhalten würde, und wenn sie sich besonnen hatten, würde er vermutlich auf sehr unsanfte Art und Weise mit den Schockstäben Bekanntschaft machen, sofern er nicht vorher eine Schrotladung ins Gesicht bekam. Ehe irgendetwas geschah, gab er dem Einsatzleiter die Hand und sagte so laut, dass es auch die Meute hören konnte: »Hallo. Ich bin Walter Philips, ein AAP-Vertreter von der Tycho-Station, und ich bin hier als persönlicher Gesandter von Frederick Johnson.«
    Der Einsatzleiter schüttelte benommen den Kopf. Die Wachleute der Firma rührten sich und packten die Waffen fester.
    »Mister Philips«, sagte der Einsatzleiter, »die AAP hat hier nichts zu …«
    Holden ignorierte ihn und wandte sich an die Frau, die gerufen hatte.
    »Madam, was ist hier los?«
    »Dieses Schiff.« Sie deutete auf die Tür. »Es hat fast zehntausend Kilo Bohnen und Reis geladen. Das reicht aus, um die ganze Station eine Woche lang zu versorgen!«
    Die Menge murmelte zustimmend und rückte ein paar Schritte vor.
    »Ist das wahr?«, fragte Holden den Einsatzleiter.
    »Wie ich der Dame schon sagte«, antwortete der Mann und machte schiebende Bewegungen, als könnte er allein mit seiner Willenskraft die Menschen zurückdrängen, »wir dürfen nicht über die Frachtbriefe von Schiffen reden, die sich in Privatbesitz …«
    »Dann öffnen Sie die Tür, und lassen Sie uns nachsehen!«, rief die Frau wieder. Gleichzeitig nahm die Menge den Sprechgesang wieder auf: Lasst uns nachsehen, lasst uns nachsehen. Holden zupfte den Einsatzleiter am Ärmel und zog ihn zu sich heran.
    »In spätestens dreißig Sekunden wird die Menge Sie und Ihre Männer in Stücke reißen, um in das Schiff zu gelangen«, sagte er. »Ich glaube, Sie sollten es ihnen übergeben, ehe Gewalt ausbricht.«
    »Gewalt!« Der Mann lachte humorlos. »Es ist schon Gewalt verübt worden. Das Schiff ist nur noch hier, weil einer von ihnen eine Bombe gezündet und den Mechanismus der Andockklammern zerstört hat. Wenn sie das Schiff übernehmen wollen, dann werden wir …«
    »Sie werden das Schiff nicht übernehmen«, knirschte jemand anders. Eine schwere Hand drückte auf Holdens Schulter. Als er sich umdrehte, sah er einen Wachmann der Firma. »Dieses Schiff ist Eigentum von Mao-Kwikowski Mercantile.«
    Holden schob die Hand weg.
    »Ein Dutzend Männer mit Tasern und Schrotflinten werden die Menge nicht aufhalten können.« Er deutete auf den singenden Mob.
    »Mister …« Der Wachmann sah ihn von oben bis unten an. »Mister Philips, ich gebe einen feuchten Dreck auf das, was Sie oder die AAP über irgendetwas denken, und lasse mich

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