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Caligula - Eine Biographie

Caligula - Eine Biographie

Titel: Caligula - Eine Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aloys Winterling
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seinem Einzug in das Zentrum der antiken Welt, das er seit sechs Jahren nicht mehr betreten hatte, sollen die allgemeinen Festlichkeiten fast drei Monate angehalten haben und über 160.000 Opfertiere geschlachtet – und verzehrt – worden sein.
    Wie aber reagierte die Aristokratie auf den 24jährigen neuen Herrscher? Würde es mit Schmeicheleien, Denunziationen und Intrigen weitergehen wie unter Tiberius? Und wie würde sich der junge Augustus gegenüber den Senatoren verhalten? Aus ihrem Kreis waren die Anzeigen gegen Mutter und Brüder gekommen. Der Senat insgesamt hatte die Urteile gegen sie ausgesprochen. Die mittlerweile fast sieben Jahrzehnte Alleinherrschaft unter Augustus und Tiberius hatten gezeigt, daß es vor allem die schwierige Kommunikation mit den aristokratischen Standesgenossen war, in der ein Kaiser seinen Erfolg begründen oder an der er scheitern konnte.
    Als erstes hielt Caligula eine Rede im Senat, wo zu diesem Anlaß auch Vertreter des Ritterstandes und des Volkes zusammengekommen waren. Er schmeichelte den Senatoren, wieCassius Dio schreibt, versprach, seine Herrschaft mit ihnen zu teilen und alles zu tun, was ihnen gefalle. Er bezeichnete sich sogar als ihren Sohn und als ihr Mündel. An konkreten Maßnahmen verkündete er die Beendigung der Majestätsprozesse, die während der Herrschaft des Tiberius innerhalb der Aristokratie und im Verhältnis zwischen Kaiser und Aristokratie so grauenhafte Auswirkungen gehabt hatten. Den unter Tiberius Verbannten oder Inhaftierten wurde die Freiheit zurückgegeben. Die Prozeßunterlagen, die sein Vorgänger hinterlassen hatte und die auch die Anklagen gegen seine Mutter und seine Brüder betrafen, ließ er (nicht ohne Kopien gesichert zu haben, wie sich später zeigen sollte) auf dem Forum öffentlich verbrennen, um den Befürchtungen der Senatoren oder Ritter, die sich dabei exponiert hatten, zu begegnen. Es sollte ein Schlußstrich unter die schreckliche Vergangenheit gezogen werden. Den Neuanfang unterstrich sein Verhalten gegenüber der ersten Verschwörungsanzeige, die ihm überbracht wurde: Er ignorierte sie und verkündete, nichts begangen zu haben, was ihn irgendjemandem verhaßt machen könne. Er werde keinem Denunzianten seine Aufmerksamkeit schenken.
    Wie sollte nun mit dem toten Kaiser verfahren werden? Als Adoptivenkel und Nachfolger hatte Caligula Pietät zu wahren, andererseits war die Stimmungslage der Senatoren nach wie vor von Haß geprägt. In einem ersten Schreiben an den Senat hatte er die Bitte geäußert, dem Toten dieselben Ehrungen wie dem verstorbenen Augustus zu gewähren, das heißt ihn zu konsekrieren und damit unter die römischen Götter aufzunehmen. Weder dazu hatten sich die Senatoren in seiner Abwesenheit durchringen können, noch zum Gegenteil, was ihren Gefühlen sicherlich besser entsprochen hätte: die
damnatio memoriae
über ihn zu verhängen und ihn damit aus dem öffentlichen Gedächtnis zu tilgen. Caligula ließ dieses Weder-Noch, das der Persönlichkeit des Verstorbenen durchaus angemessen war, auf sich beruhen, den Leichnam öffentlich aufbahren und ehrte ihn sodann durch ein aufwendiges öffentliches Begräbnis im Mausoleum des Augustus. Die Leichenrede auf dem Forum nutzte er vornehmlich, um die Zuhörer an Augustus und Germanicus zu erinnern und um sich selbst zugleich in deren Tradition zu stellen.
    Dann wurden die Legate des – zuvor für ungültig erklärten – Testaments des Tiberius erfüllt. Die Prätorianer bekamen pro Mann 1000 Sesterzen, was ungefähr dem Jahressold eines normalen Soldaten entsprach, an das Volk von Rom wurden 45 Millionen ausgezahlt, die städtischen Kohorten, eine Art Polizeitruppe, und die Feuerwehr, die ebenfalls paramilitärische Funktionen ausübte, bekamen 500, sämtliche römischen Bürgersoldaten im Reich 300 Sesterzen pro Mann. Zusätzlich veranlaßte der neue Kaiser auch die Schenkungen, die im Testament der acht Jahre zuvor verstorbenen Livia vorgesehen, seinerzeit aber von Tiberius nicht ausgeführt worden waren. Und schließlich setzte Caligula selbst noch eins drauf: Er verdoppelte den Betrag für die Prätorianer und ließ dem Volk von Rom pro Familienvorstand 300 Sesterzen ausbezahlen. Der Geldsegen, der so anläßlich seines Herrschaftsantritts auf die römische Bürgergesellschaft niederging, unterstrich nachhaltig seine Großzügigkeit, eine vor allem bei Soldaten und Volk sehr beliebte und beliebt machende kaiserliche Tugend.
    Die Zahlungen an die

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