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Caligula - Eine Biographie

Caligula - Eine Biographie

Titel: Caligula - Eine Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aloys Winterling
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erneuten Senatsgesandtschaft gebeten wurde, sich doch zu beeilen – was auf einen dringenden Handlungsbedarf in der Hauptstadt deutet –, habe er mit sich überschlagender Stimme geantwortet: «Ich werde kommen, ich werde kommen, und dies hier mit mir!», wobei er mehrfach auf den Griff des Schwertes an seiner Seite schlug.Zugleich habe er durch ein Edikt verkünden lassen, «er kehre zurück, aber nur für die, die dies wünschten, den Ritterstand und das Volk; für den Senat werde er nämlich in Zukunft weder Bürger noch Kaiser sein». (Suet.
Cal.
49, 1) Auch habe er die Pläne zu einem Triumph aufgegeben und verboten, daß irgendeiner der Senatoren ihm zur Begrüßung entgegenkomme, das heißt er kündigte pauschal den gesellschaftlichen Umgang mit seinen aristokratischen Standesgenossen auf.
4. Die Neugestaltung der kaiserlichen Rolle
    Mit der Verschwörung der Agrippina, der Livilla und des Lepidus hatte Caligula in extremer Weise erfahren, was schon unter der Herrschaft seiner kaiserlichen Vorgänger als stete Gefahr präsent gewesen war und womit auch seine Nachfolger auf dem Thron noch vielfach konfrontiert werden sollten: Die Personen, die die engste Umgebung des Kaisers bildeten, konnten zu einer Bedrohung seiner Sicherheit werden. Gerade aufgrund ihrer Nähe zum Herrscher, aufgrund der Fähigkeit, ihn in seinen Entscheidungen zu beeinflussen und die Kommunikation anderer mit ihm zu ermöglichen oder zu verhindern, wuchs ihnen eine Macht zu, die sich auch gegen den Kaiser selbst richten konnte. Es war damit die paradoxe Situation gegeben, daß der Kaiser denen, denen er am meisten vertraute, zugleich auch am meisten mißtrauen mußte. Das Problem verschärfte sich noch bei familiärer Nähe und sozialem Rang der Personen um den Kaiser. Schon unter den ersten beiden Kaisern hatte dies Folgen für die Auswahl des Personals gehabt, das für machtpolitisch prekäre Aufgaben herangezogen wurde. Der ritterliche Rang der Prätorianerpräfekten und des Statthalters in Ägypten zeigen dies deutlich, aber auch die gelegentliche Heranziehung einer Personengruppe, die in dieser Hinsicht besonders gut geeignet war – der kaiserlichen Freigelassenen, das heißt ehemaliger Sklaven des kaiserlichen Haushaltes. Im Unterschied zu Personen von Rang oder gar Mitgliedern der kaiserlichen Familie waren sie alles durch den Kaiser und nichts ohne ihn. Auch sie konnten ihm in Hofintrigen gegebenenfalls gefährlich werden, aber sie hätten sich niemals an seine Stellesetzen können. Caligula war der erste römische Kaiser, der den Vorteil, den gerade diese Personengruppe bot, systematisch ausnutzte.
    Nach der Hinrichtung des Lepidus und der Verbannung der Schwestern hören wir nichts mehr von vornehmen Römern, die sich in Caligulas engster Umgebung aufhielten und dank persönlicher Nähe zu ihm über Einfluß und Reichtum verfügten. Bei Auftritten in der städtischen Öffentlichkeit umgab er sich zwar nach wie vor mit einem Gefolge aus hochstehenden aristokratischen «Freunden», darunter auch Claudius, im engsten Kreis seiner Vertrauten und Helfer dominierten dagegen seit dem Gallienaufenthalt ganz andere Personen.
    Der Freigelassene Gaius Iulius Callistus war eine der Zentralfiguren. Über seine Herkunft ist nichts bekannt. Seine Tochter Nymphidia, die Mutter des späteren Prätorianerpräfekten Nymphidius Sabinus unter Nero, soll in jungen Jahren eine Geliebte des Caligula gewesen sein, wodurch der Kontakt zwischen beiden entstanden sein mag. Schon bei der Aufdeckung der großen Verschwörung scheint er eine Rolle gespielt zu haben. Er war es, der den Kaiser dazu brachte, in dieser äußerst kritischen Situation dem Domitius Afer das Konsulat zu verleihen. In der Folgezeit gelangte er nach Aussage des Iosephus wegen der Angst, die man vor ihm hatte, und wegen der Größe seines Vermögens zu höchstem Einfluß und «tyrannengleicher Macht» (Ios.
ant. lud.
19, 64). Ein weiterer enger Vertrauter, wohl ebenfalls unfreier Herkunft, war Protogenes. Er diente dem Kaiser «bei seinen schlimmsten Taten als Helfer» (Cass. Dio 59, 26, 1) und soll zwei Verzeichnisse mit den Titeln
Schwert
und
Dolch
geführt haben. In ihnen wurde offensichtlich über das Verhalten und die gegebenenfalls vorgesehenen Bestrafungen der mit 600 Personen schwer überschaubaren Senatorenschaft Buch geführt, was den Sekretär zu einer Schreckensfigur für die Aristokratie werden ließ. Eine wichtige Rolle spielte schließlich der ägyptische Sklave

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