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Caligula - Eine Biographie

Caligula - Eine Biographie

Titel: Caligula - Eine Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aloys Winterling
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neue, in Rom noch nie dagewesene Form der Selbstdarstellung. Sie nahm auf die Ereignisse der Feldzüge im Norden Bezug, überbot jeden Triumph und war so imposant, daß selbst Sueton sie unter die wenigen Taten des «guten» Prinzeps Caligula einordnet. Der Kaiser begab sich dazu nach Kampanien in seine luxuriösen Villen bei Puteoli und ließ dorteine Demonstration seiner Macht vorbereiten, die ihm an der Kanalküste verwehrt worden war: eine triumphale Überquerung des Meeres.
    Dazu wurde am Golf von Baiae zwischen Puteoli und Bauli (bei Misenum) über eine Strecke von ca. fünf Kilometern eine Schiffbrücke angelegt. Sie bestand aus Lastschiffen in doppelter Reihe, die von überall herbeigeholt worden waren. Darüber wurde durch Erdanschüttungen eine Straße gebaut, die ähnlich aufwendig wie die Via Appia befestigt war. An verschiedenen Zwischenstationen auf dem Meer wurden Verbreiterungen angelegt, auf denen man Rastplätze und Unterkünfte errichtete, die über fließendes Trinkwasser verfügten. Als das Bauwerk fertig war, legte Caligula den Brustpanzer des berühmtesten Herrschers der griechischen Welt, Alexanders des Großen, an (der aus dessen Grab geholt worden war) und darüber einen purpurfarbenen griechischen Feldherrnmantel, verziert mit Gold und indischen Edelsteinen. Er gürtete sich ein Schwert um, nahm einen Schild und bekränzte sich mit Eichenlaub. Dann opferte er den Göttern, vor allen anderen Poseidon, dem Gott des Meeres, und Invidia, der Göttin des Neides, damit ihn selbst kein Neid treffen solle, und betrat von Bauli aus die Brücke mit einem großen militärischen Gefolge, bestehend aus Reitern und Fußtruppen. Auf der anderen Seite angelangt, stürmte er wie bei einem Eroberungszug in die Stadt Puteoli.
    Am folgenden Tag wurde dort wie nach einer Schlacht eine Rast abgehalten, anschließend ging es zurück. Dabei trug Caligula eine goldbestickte Tunika und lenkte einen Wagen, der von den berühmtesten Rennpferden der Zeit gezogen wurde. Ihm folgte ein langer Zug mit Beutestücken, die offensichtlich aus dem Norden mitgebracht worden waren, sowie ein parthischer Prinz, der sich zu jener Zeit als Geisel in Rom aufhielt. Ebenfalls in Wagen fahrend folgte, bekleidet mit Blütengewändern, seine
cohors amicorum,
die «Freunde», die das aristokratische Gefolge eines römischen Feldherrn bildeten, dann kamen die Prätorianer, das Heer und weiteres Gefolge, die sich nach eigenem Geschmack geschmückt hatten. Man zog bis zur Mitte der Brücke, wo sich eine auf Schiffen errichtete Bühne befand. Dort hielt der Kaiser eine Rede. «Zuerst rühmte er sich selbst als den Veranlasser gewaltiger Unternehmungen, dannpries er die Soldaten als Männer, die sich Mühen und Gefahren unterzogen hätten, und erwähnte besonders, daß sie zu Fuß über das Meer marschiert seien. Dafür gab er ihnen Geld.» (Cass. Dio 59, 17, 7) Anschließend wurde für den Rest des Tages und die anschließende Nacht auf der Brücke und auf ringsum ankernden Schiffen ein Festgelage abgehalten, wobei die Brücke, die gesamte Bucht und die umliegenden Berge wie ein Theater mit Feuern taghell beleuchtet wurden.
    Am Ende «warf Caligula viele seiner Freunde von der Brücke ins Meer hinab und tauchte eine Menge anderer unter, indem er mit Booten, die mit Rammspornen bewehrt waren, herumfuhr. Ein paar fanden dabei sogar den Tod, doch konnte sich die Mehrzahl, obschon betrunken, retten.» (Cass. Dio 59, 17, 9f.) Der Kaiser rühmte sich, das Meer zum Land und die Nacht zum Tag gemacht zu haben, und spottete über die Perserkönige Dareios und Xerxes – die ein halbes Jahrtausend zuvor, in den Jahren 513 und 480 v.Chr., mit Schiffbrücken Bosporus und Hellespont überquert hatten –, weil er eine viel größere Meeresstrecke überwunden habe.
    Caligulas Ritt über das Meer hat, wie das Echo der antiken Quellen zeigt, einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Nach Seneca spielte der Kaiser mit den Kräften des Reiches, während gleichzeitig und infolge der dazu benötigten Schiffe die Getreideversorgung Roms in Gefahr geraten sei. Er wie auch Iosephus nutzen das Ereignis, um den Wahnsinn dieses Kaisers zu dokumentieren. Sueton erwähnt zeitgenössische Deutungen, die der Sache näher kommen. Caligula habe den Perserkönig Xerxes übertreffen wollen – was auch Dio berichtet – und zugleich Germanen und Briten, deren Grenzen er bedrohte, in Schrecken versetzen wollen. Suetons eigene Begründung zeigt zumindest das Anekdotengeflecht,

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