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Caligula - Eine Biographie

Caligula - Eine Biographie

Titel: Caligula - Eine Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aloys Winterling
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deshalb hatte er oftmals an verschiedenen ihm erwiesenen Ehren etwas auszusetzen, da sie nicht zur Erhöhung seines Glanzes, sondern vielmehr zur Vernichtung seiner Machtstellung führten.» (Cass. Dio 59, 23, 3f.)
    Wie aber sollte eine monarchische Ehrenstellung jenseits der alten republikanischen Rangordnung, der einzigen Rangordnung, die es seit Jahrhunderten in Rom gegeben hatte, aussehen?Die nächsten Wochen und Monate sollten zeigen, welche Pläne Caligula dazu entwickelt hatte. Zunächst ging es ihm um die Entfaltung materieller Pracht, dem neben der alten politischen Rangordnung zweiten Bereich der Manifestation sozialer Ehre in Rom. Hier hatte er schon seit längerem neue Wege beschritten, aber auch in dieser Hinsicht änderte er während des Gallienaufenthaltes nochmals sein Verhalten. Die Versteigerungen des Hausrates seiner Vorgänger lassen sich in diesem Zusammenhang nicht nur als kaiserliche Geldeinnahme, sondern als ein bewußter Bruch mit den etablierten Elementen der Repräsentation der kaiserlichen Stellung deuten. Auch hier zeichneten sich also grundlegende Veränderungen in der Gestaltung der kaiserlichen Rolle ab. Die entscheidende Frage aber blieb: Was sollte für den Kaiser an die Stelle der traditionellen Rangmanifestation treten? Nicht nur im antiken Rom, in allen vormodernen Adelsgesellschaften wurde der soziale Status, den jeder einzelne besaß, erst zur Realität, wenn er öffentlich sichtbar in Erscheinung trat.
    Die engste Umgebung des Caligula während seines Gallienaufenthaltes war nicht gänzlich frei von Aristokraten, sie war nur frei von römischen Aristokraten. Laut Cassius Dio befanden sich zwei der Klientelkönige des griechischen Ostens, die er im Jahre 37 in ihre Königtümer eingesetzt hatte, in seinem Gefolge – Iulius Agrippa von Judäa und Antiochos IV. von Kommagene. Ein weiterer, Ptolemaios von Mauretanien, der als Nachkomme des Antonius und der Kleopatra mit ihm verwandt war, scheint ebenfalls nach Lyon gekommen zu sein, wurde dann aber unter unklaren Umständen – vielleicht im Zusammenhang der Neuordnung der politischen Verhältnisse in der Provinz Africa – von ihm zum Tode verurteilt. Diese Könige verkörperten eine andere Tradition der Alleinherrschaft, die über Jahrhunderte in den hellenistischen Reichen des Ostens entstanden war. Sie waren unabhängig von städtischen politischen Ordnungen und städtischen Aristokratien. Sie verfügten über politische Verwaltungsorganisationen, die aus ihrem Haushalt hervorgegangen und nur von ihren Befehlen abhängig waren. Sie hatten die Vornehmen ihrer Umgebung in eine höfische Rangordnung eingebunden, an deren Spitze unangefochten sie selbst standen. Und schließlich: Eshatte sich seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. eingebürgert, die Könige, die so hoch über allen anderen standen, in kultischen Formen als gottähnliche Wesen zu verehren. Cassius Dio schreibt zum Jahreswechsel 39/40, man habe sich in Rom besondere Sorgen auch deshalb gemacht, weil die Nachricht eintraf, «daß die Könige Agrippa und Antiochos gewissermaßen als Tyrannenerzieher bei Caligula weilten» (Cass. Dio 59, 24, 1). Was sich aus der Sicht der römischen Senatoren als Tyrannis abzeichnete, kann man auch mit anderen Worten beschreiben: Caligula ging daran, die paradoxe und gefährliche Rolle, die er bislang als Kaiser in einer Republik gespielt hatte, in die Form einer offenen Monarchie zu bringen.
5. Der Ritt übers Meer
    Caligulas schnelle Reise nach Italien endete vor den Toren Roms. Ende Mai des Jahres 40 ist seine Anwesenheit im Heiligtum der Arvalbrüder außerhalb der Stadtmauern belegt, und wohl um dieselbe Zeit empfing er in den ebenfalls vor Rom gelegenen Gärten seiner Mutter Agrippina zum ersten Mal die von Philo geleitete Gesandtschaft der alexandrinischen Juden. Einem direkten Betreten der Hauptstadt dürften vor allem zwei Dinge entgegengestanden haben. Die Situation in Rom mußte angesichts der Ereignisse der letzten Monate als völlig unberechenbar erscheinen. Ein offizieller Einzug unter Beteiligung großer Menschenmengen schloß sich daher schon aus Sicherheitsgründen aus. Eine Rückkehr aus Germanien ohne jegliches Zeremoniell hätte hingegen wie das Eingeständnis einer Niederlage wirken müssen. Zum anderen hatte der Kaiser ja ausdrücklich alle Begrüßungen und andere Ehrungen seitens des Senats zurückgewiesen. Ein Triumphzug in seinen üblichen Formen war auch deswegen ausgeschlossen. Caligula wählte statt dessen eine

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