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Caligula - Eine Biographie

Caligula - Eine Biographie

Titel: Caligula - Eine Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aloys Winterling
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«Adelige Herkunft war gefährlich,» schreibt zum Beispiel Ronald Syme in seiner berühmten Analyse zur beginnenden Kaiserzeit. Die Kaiser hatten ein «vernünftiges Mißtrauen» gegen die Vertreter des alten Hochadels, die als solche ihrem Herrschaftsanspruch zuwiderliefen: «Auch wenn der
nobilis
seine Ahnen und seinen Namen vergaß, der Kaiser konnte es nicht.» Das spätere Schicksal dieses Pompeius nahm einen entsprechenden Lauf. Kaiser Claudius, der ihm den Beinamen wieder erlaubte, machte ihn sogar zu seinem Schwiegersohn. Die Kombination von erlauchter Herkunftund Kaisernähe war dann aber zuviel des Guten. Im Jahre 47 fiel er einer Hofintrige seitens der Kaiserin Messalina zum Opfer. Er verlor sein Leben «wegen seiner Abkunft und Verwandtschaft mit dem Kaiser». (Cass. Dio 61 [60], 29, 6 a) Caligula behielt also recht. Aber weder war er Sozialhistoriker, noch Pompeius an entsprechenden Erkenntnissen interessiert. Es handelte sich vielmehr um einen Zynismus, mit dem auf die Entehrung des Pompeius noch eins draufgesetzt wurde. Nicht nur daß Caligula ihn als latenten Rivalen entwertete. Der Kaiser selbst sprach vielmehr offen die Gefährlichkeit der Rivalität zwischen Kaiser und Personen mit hoher Familienehre aus und begründete so die Entehrung des Pompeius mit dessen Schutz vor dem Kaiser – also vor ihm selbst.
    Die für die Aristokratie schmerzhafteste Erniedrigung erfolgte, dies zeigt der Fall des Pompeius, zweifellos im persönlichen Kontakt mit dem Kaiser. Philo berichtet, alle Welt habe zwar unter den Taten Caligulas gelitten, aber man habe trotzdem nicht aufgehört, ihm zu schmeicheln. Über das letzte Gastmahl des Kaisers zu Beginn des Jahres 41 berichtet Dio, der damalige amtierende Konsul Quintus Pomponius Secundus, ein Halbbruder der Kaiserin Caesonia, habe zu Füßen des Kaisers gesessen, das heißt sich wie ein Sklave verhalten, und sich an den Speisen bedient. «Und er beugte sich immer wieder über die Füße, um sie mit Küssen zu bedecken.» (Cass. Dio 59, 29, 5) Bei Sueton heißt es, einige Senatoren, die höchste Ämter bekleidet hatten, hätten, wenn der Kaiser abends speiste, in einem hochgeschürzten Leinengewand an der Lehne seines Speisesofas oder zu seinen Füßen gestanden, das heißt sich wiederum wie Sklaven des Dienstpersonals verhalten.
    Die Entehrungen im persönlichen Kontakt mit dem Kaiser nahmen also – wie bei den Gastmählern zu sehen – zunächst wiederum von einer unterwürfigen Selbstentehrung einzelner ihren Ausgang, der Caligula nicht entgegentrat und die dann einen entsprechenden Handlungszwang für die übrigen auslöste. Das Phänomen als solches war ja nichts Neues. Bei Tacitus findet man die opportunistischen Verhaltensweisen der Aristokratie unter Augustus und Tiberius mit markigen Worten beschrieben, und ihr Verhalten unter Caligula war, wie zu sehen, schon vor dem Herbst des Jahres 40 nicht anders gewesen.Nun aber forcierte der Kaiser entsprechende Umgangsformen auch von sich aus. Dio schreibt, er habe den meisten Senatoren nur die Hand oder den Fuß zum Kuß hingehalten und ihnen seinen eigenen Kuß, der Gleichrangigkeit symbolisierte, vorenthalten. Seneca berichtet haßerfüllt, der Kaiser habe einem alten Konsular, dem er – offensichtlich im Zusammenhang einer Anzeige, vielleicht handelte es sich um den Geliebten der Quintilia – das Leben geschenkt hatte und der sich dafür bedanken wollte, den linken Fuß zum Kuß hingehalten. Und jener, der die höchsten Ämter bekleidet hatte, warf sich zu Boden und küßte den kaiserlichen Fuß in Gegenwart der Ersten des Senats. Zusätzlich konterkarierte Caligula die traditionelle gesellschaftliche Hierarchie, indem er Personen, die hoch in seiner Gunst, aber in ihrem offiziellen Rang weit unter den Senatoren standen, in aller Öffentlichkeit die Ehre seines Kusses zuteil werden ließ, so dem bekannten Pantomimen Mnester.
    Die Reaktion der Aristokratie auf ihre zeremonielle Entehrung illustriert der Bericht Dios, wonach diejenigen Senatoren, denen ein Kuß des Kaisers ausnahmsweise zuteil geworden war, ihm dafür mit einer Rede im Senat Dank abstatteten. Die Unterwürfigkeit ging also weiter. Aber Caligula nutzte den Kontakt mit der Aristokratie nun zusätzlich zu gezielten persönlichen Demütigungen. Alle Quellen berichten von seiner rhetorischen Begabung und seiner überlegenen Schlagfertigkeit. Seine Neigung zu zynischen Witzen war schon vielfach zu sehen.
    Der Horror, den die zur Unterwürfigkeit

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