Callboys - Die Schönen der Nacht
würde unwillig reagieren, wenn ich ihn auf das Thema ansprach, aber ich musste irgendjemanden fragen, und seine Meinung war mir wichtig.
Wir sprachen lange über die Sache, während wir arbeiteten und auch noch hinterher in meinem Apartment, bei Kaffee und Doughnuts. Er hatte viele gute Argumente, aber viel wichtiger war, dass er sich anhörte, was ich zu sagen hatte, und nicht versuchte, zu bestimmen, was ich tun sollte. Er bot mir seinen Rat an, ohne Befehle zu erteilen.
Als ich aufstand, um ihm noch einen Doughnut zu geben, strich er mir über den Arm. „Wir haben dich lange nicht gesehen. Warum kommst du am Sonntag nicht zum Abendessen? Bring Sam mit.“
Ich stellte den Kuchenteller zurück auf den Tisch. „Ich treffe Sam nicht mehr, Dad. Wir haben uns getrennt.“
Mein Dad musste nichts sagen. Er breitete nur die Arme aus und bot mir einen Platz an seiner Schulter an, wo ich mein Gesicht vergraben konnte, als ich anfing zu weinen.
„Es tut weh, nicht wahr?“, stellte er fest, während er sanft und beruhigend auf meinen Rücken klopfte. „Ich weiß.“
Mehr sagte er nicht, aber das war auch nicht nötig. Später, als ich aufgehört hatte zu weinen, bot er mir das unvermeidliche weiße Taschentuch an, dass er in seiner Hosentasche immer bei sich trug. Ich lehnte das Angebot mit einer Grimasse ab, und wir lachten beide.
„Es tut mir leid, dass ich nicht mehr für dich da war, als du jünger warst“, bemerkte mein Dad. „Ich weiß, dass ich deiner Meinung nach kein Recht habe, dir jetzt noch zu sagen, was du tun sollst.“
„Und ich weiß, dass du nur versuchst, mir zu helfen. Das weiß ich wirklich. Aber … es ist besser, wenn du wartest, bis ich dich um deine Meinung bitte. Okay?“
Er nickte seufzend. „Ja. Wenn du mich fragst, Gracie, es tut mir leid, dass du nicht mehr mit deinem Freund zusammen bist.“
„Mir auch, Dad.“
„Ich denke, es ist eine gute Idee, Jared die Geschäftspartnerschaft anzubieten. Die Firma ist zu viel Arbeit für einen allein. Ich hatte deinen Onkel Chuck, und es war immer noch viel Arbeit. Ich habe Dinge verpasst, die ich nicht hätte verpassen sollen. Es ist auch gut, Zeit für deine Familie zu haben. Für deine Kinder.“
Ich schnaubte leise. „Ich habe keine Kinder.“
„Eines Tages“, erwiderte mein Dad.
Ich hatte gedacht, ich wäre mit dem Weinen fertig, aber das war ein Irrtum gewesen.
Die Trauerfeier war schlicht, aber gut besucht gewesen. Mrs. Hoover war von vielen Menschen geliebt worden. Ich war noch einmal zurückgekommen, um sicherzugehen, dass die Kapelle leer war, bevor ich den Leichenwagen zum Friedhof fuhr, und stellte fest, dass Mr. Hoover immer noch auf dem Platz vor dem riesigen Foto seiner verstorbenen Frau saß.
„Es ist Zeit zu gehen, Mr. Hoover.“
Er hob den Kopf mit einem Lächeln. „Ich weiß. Ich wollte hier nur noch für ein paar Minuten sitzen. Ich bin müde. Ich habe nicht gut geschlafen. Ohne sie ist das Bett einfach nicht dasselbe.“
„Ich verstehe“, erklärte ich ihm, und das tat ich tatsächlich.
„Natürlich hat sie schon monatelang nicht mehr in unserem Bett geschlafen, aber ich glaube, solange sie noch im Haus war, konnte ich mir vorstellen, dass sie eines Tages wieder neben mir liegen würde.“
Ich nickte. Die Zeit verstrich, aber ich warf nicht einmal einen Blick auf meine Armbanduhr. Stattdessen saß ich neben ihm, und wir schauten uns beide das Bild von Mrs. Hoover an.
„Das ist ihr Abschlussfoto von der Highschool“, erzählte er mir. „Ich wusste damals schon, dass ich sie heiraten wollte, aber sie nahm meinen Antrag nicht an. Als wir die Highschool verließen, hatte ich sie schon zweimal gefragt, aber sie sagte, sie wollte warten, bis sie ihre Ausbildung an der Krankenpflegeschule beendet hatte.“
„Sie war wunderhübsch.“
„Und eigensinnig. Verdammt, diese Frau war rechthaberisch.“
Ich hielt ihm ein Papiertuch hin, aber er wedelte abwehrend mit der Hand und zog ein weißes Stofftaschentuch hervor, um sich damit die Augen trocken zu wischen. Ich tätschelte seine Hand. Gemeinsam betrachteten wir noch eine Weile das Foto.
„Wenn Sie damals gewusst hätten, dass Sie eines Tages hier so sitzen würden, kurz bevor Sie sie beerdigen müssen“, fragte ich ihn, „hätten Sie sie dennoch geheiratet? Selbst wenn Sie gewusst hätten, dass Sie eines Tages ohne sie würden leben müssen?“
„Oh Himmel, natürlich“, stieß Mr. Hoover mit einem Seufzer hervor.
„Obwohl es so schrecklich
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