Callboys - Die Schönen der Nacht
Seite nach oben wieder auf den Tisch stellte, sah ich ihn über die Schulter an. „Das hat der Sache noch mehr Reiz verliehen.“
Er sah erfreut aus. „Ich hatte Angst, versehentlich im falschen Zimmer zu landen, und dachte mir, wenn ich eine richtige Pizza dabeihabe, bin ich überzeugender.“
Ich hob den Deckel. Ein Teil des Käses klebte an der Schachtel, aber sonst war alles in Ordnung. „Sieht gut aus. Doppelt Käse?“
„Ja.“ Er kam näher und nahm das Stück, das ich aus dem Karton genommen hatte, um es ihm zu geben. „Danke.“
Wir mussten uns ohne Teller und Servietten behelfen, indem wir die Pizza aus der Hand aßen, aber sie war inzwischen kalt genug. „Ich bin halb verhungert“, gestand ich ihm. „Setz dich.“
Er zog einen Stuhl zum Tisch, ich nahm den anderen. „Der Pizzaladen gehört dem Onkel meines Freundes Ricky Scorza, und sie machen da die verdammt beste Pizza überhaupt.“
Ich biss in mein Stück und musste ihm zustimmen, es war verflucht gut. Allerdings schmeckt letzten Endes alles gut, wenn man richtig Hunger hat. Nach dem Sex knurrte mein Magen wie verrückt. „Scorza’s Pizza Stop?“
„Ja.“ Jack kaute und schluckte. „Du kennst ihn?“
„Ich bin schon vorbeigefahren.“ Scorza’s lag zwischen einer Praxis für medizinische Massagen und einem alten Sandsteingebäude an der 3. Straße, das in Apartments aufgeteilt worden war. Auf meinem Weg durch die Stadt war ich schon einige Male dort vorbeigekommen, hatte aber niemals angehalten.
Wir aßen in kameradschaftlichem Schweigen weiter. Jack schlang drei Stücke hinunter, ich schaffte zwei, aber ich war diejenige, die hinter vorgehaltener Hand rülpste. Nach kurzem Stutzen lachte er und folgte meinem Beispiel.
„Der war beeindruckend“, erklärte ich ihm mit einem Seufzer, lehnte mich auf dem Stuhl zurück und legte mir die Hände auf den Bauch.
Auch Jack lehnte sich zurück und überkreuzte seine Knöchel. „Du bist ganz anders, als ich zuerst dachte.“
Eine Bemerkung wie diese kann entweder ein Kompliment oder eine Beleidigung sein, je nachdem, wer es sagt, doch bei Jack konnte ich davon ausgehen, dass er es positiv meinte. „Wie dachtest du denn, dass ich bin?“
Er zuckte die Achseln und beugte sich vor, um die Ellenbogen auf die Knie zu stützen. „Die anderen Frauen … sie sind nicht so …“
In seinem Gesicht arbeitete es, während er nach Worten suchte. Ich war mir nicht sicher, ob ich wissen wollte, wie die anderen Frauen waren. Der Gedanke, dass er womöglich mit den anderen Frauen über mich sprach, gefiel mir jedenfalls ganz sicher nicht. Ich stand auf, um mir am Waschbecken im Bad das Fett von den Fingern zu waschen. Im Spiegel konnte ich ihn beobachten, während er mich betrachtete, ohne zu wissen, dass ich ihn sehen konnte.
Zweifellos begutachtete er meinen Hintern, und zwar auf jene gleichzeitig jungenhafte und lüsterne Art, die Männer draufhaben. Sie betrachten ein neues Auto oder ein Elektrowerkzeug auf die gleiche Weise, wie sie Frauen begutachten, jedenfalls manchmal, wenn sie sie mit den Augen Stück für Stück auseinandernehmen, wie sie die Motorhaube eines Lamborghini öffnen und den Motor anhimmeln. Doch als ich mich umdrehte und zurück ins Zimmer kam, musterte er mich nicht mehr. Jedenfalls nicht so offensichtlich.
“… spannend“, beendete er seinen Satz, obwohl ich ihn nicht dazu aufgefordert hatte.
Das erstaunte mich. Ich hatte erwartet, er würde so etwas wie „jung“ sagen. Oder sogar „scharf“, wenn er mutig genug war, so deutlich zu werden. „Spannend?“ Ich lächelte über das Wort, eine unerwartete und deshalb umso willkommenere Charakterisierung.
„Ja“, bestätigte er grinsend. „Die Sache mit dem Pizzaboten. Keine der anderen Frauen kommt auf solche Ideen.“
„Aha.“ Ich sammelte die Sachen ein, die ich auf dem Weg ins Hotel getragen hatte, schlüpfte in mein Höschen und zog mir das Nachthemd über den Kopf, sodass ich meinen BH anziehen konnte. Wieder spürte ich seinen Blick auf mir, und wieder schauten seine Augen in eine andere Richtung, als ich mich umwandte. „Nun … jeder hat seine eigene Meinung dazu, was Spaß macht, Jack.“
„Genau.“ Er stand auf und streckte sich, bevor er ins Bad schlenderte. Im Gegensatz zu mir schloss er die Tür hinter sich, und eine Minute später hörte ich die Toilettenspülung und das Geräusch von Wasser, das ins Waschbecken lief. Als er schließlich wieder herauskam, war ich bereits
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