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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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sich jeden Abend bei beiden Agenturen an, meldete sich dann bei der einen ab, wenn sie einen Auftrag erhielt, und meldete sich wieder an, wenn das Treffen vorüber war. Für mich klang das alles sehr kompliziert. Während sie bei mir im Auto saß, war sie immer abwechselnd mit ihrem Handy, ihrem Pieper und vielen Zetteln beschäftigt, um den weiteren Verlauf des Abends zu planen.
    Bei dem anderen Service handelte es sich wieder um den Verein von Lee. »Shit, ich soll mich mit Jerome treffen«, seufzte sie.
    »Ein schwieriger Kunde?«, fragte ich mitfühlend.
    Wie sich herausstellte, war nicht Jerome als solcher schwierig, sondern nur die zusätzlichen Abmachungen, die Jerome mit dem Service getroffen hatte. »Ich muss nur diesen Stoff vom Fahrer in seine Wohnung bringen, Jerome bezahlt mich dann für den Call und für den Botendienst.«

    Mir war klar, um was für »Stoff« es dabei ging. »Wie viel Stoff?«
    Sie rutschte unbehaglich auf ihrem Sitz hin und her. »Achtundzwanzig.«
    Ich wäre beinahe von der Straße abgekommen. »Achtundzwanzig Gramm? Bist du verrückt?«
    Sie inspizierte ihre Fingernägel. Sie waren lang, falsch und blutrot. »Ich muss ihm nur die Tasche übergeben.«
    »Ach, das ist alles?« Wenn ich irgendwas von Peter, der miesen Ratte, gelernt habe, dann die verschiedenen möglichen Strafen, die auf Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz stehen.
    Er redete unablässig davon. Dealte natürlich trotzdem immer weiter mit Pot. Er redete nur gern darüber. »Er lässt dich also direkt vor der Wohnung raus, du gehst rein und kommst eine Stunde später ohne dein kleines Paket wieder raus, während er draußen auf dich wartet? Sehr schlau. Das ist natürlich völlig unverdächtig.«
    Sie wand sich verlegen. »Er lässt mich am anderen Ende der Straße raus.«
    Noch besser. »Angie, dafür gehst du 15 Jahre in den Knast, wenn sie dich schnappen. Und Massachusetts ist ganz groß darin, Drogenhändler dingfest zu machen.«
    Sie drehte sich auf ihrem Sitz um und sah mich an: »Komm, Jen, lass mich in Ruhe, ja? Ich muss es tun, okay? Ich brauche die Arbeit. Ich habe zwei Kinder zu Hause. Ich brauche die Kunden, und Lee gibt mir nur Kunden, wenn ich ihm gefällig bin. Also, lass es gut sein.«
    Ich ließ es gut sein.
    Nachdem ich einige Erfahrungsberichte von anderen Callgirls gehört hatte, wurde mir klar, dass ich nicht nur großes Glück gehabt hatte, Peach zu finden. Mir wurde klar, dass ich bei keiner anderen Agentur hätte bleiben können.
    Ich hätte mir nicht vorstellen können, für einen Service zu arbeiten,
bei dem nicht nur über das Menü verhandelt wird, sondern in dem das Callgirl auch selbst für die Verhandlungen zuständig ist und später zur Verantwortung gezogen wird, wenn der Geschäftsabschluss nicht den Erwartungen irgendwelcher Fahrer oder Vermittler oder Besitzer entspricht.
    Elena, eines der vielen russischen Mädchen, die in jenem Winter in Boston arbeiteten, erklärte es mir: »Es kostet den Kunden 60 Dollar, dass du durch die Tür kommst. Das ist alles. Er sagt dir, was er will, du zählst die Preise zusammen. Küssen und Umarmen bringt 40 Dollar. Ein Blowjob gibt noch mal 60. Wenn er normalen Geschlechtsverkehr will, kostet das 100. Und so weiter.«
    Und so weiter. Eine einfache Feststellung, aber sie setzte sich in meiner Vorstellung fest und ließ mich nicht wieder los. Ich stellte mir einige unserer schwierigeren Kunden vor, diejenigen, die immer kleine Machtspiele brauchten, die immer wieder ihre Kontrolle über das Callgirl unter Beweis stellen wollten. Die waren schon schlimm genug, wenn man nicht mit ihnen über den Preis streiten musste. Ich konnte sie regelrecht hören, wie sie zehn Minuten lang darüber lamentierten, was ich denn Tolles zu tun gedächte, das diesen horrenden Preis für einen Blowjob rechtfertigte (für diese zehn Minuten würde ich natürlich nicht bezahlt werden, weil ja keine spezielle Dienstleistung ausgewählt wurde). Das fände ich wirklich erniedrigend! Und diese Typen würden nicht im Traum auf die Idee kommen, dass sie sich selbst damit genauso erniedrigten wie mich.
    Man braucht eine bestimmte Mentalität, um diese zänkische, provokative und im Grunde auf Konfrontation gerichtete Haltung einfach wieder abzulegen und im nächsten Moment intim miteinander zu werden.
    Alles in allem war ich deshalb sehr froh, dass ich bei Peach gelandet war.
    Ich muss zugeben, dass ich manchmal einen Hang zur Selbstgefälligkeit
habe. Eines Abends hatte ich

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