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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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Drink, bevor der Knalleffekt kam: »Und übrigens – dir ist doch sicher klar, dass ich gerade den klassischen Typ des Vergewaltigers beschrieben habe.«
    Was in jener Nacht geschehen war, hatte sich in der Tat wie eine Vergewaltigung angefühlt. Mir lief es kalt den Rücken herunter, als ich mich daran erinnerte, wie er mein Gesicht ins Kissen gepresst hatte und ich zu ersticken glaubte, wie er mit seinem ganzen Gewicht auf meinem Rücken lag und mir brutal die Pobacken auseinander riss …
    Margot bemerkte es nicht. »Wenn er den Dampf gelegentlich ablassen kann, dann explodiert er vielleicht nicht so schnell. Solange er seine kranken Fantasien mit einer von uns ausleben kann, mit einer Frau, die damit umzugehen weiß, lässt es sich vielleicht verhindern, dass er nachts in der Beacon Street einer unschuldigen Frau bis zu ihrer Wohnung nachschleicht und ihr
etwas antut.« Einen Moment lang blickte sie schweigend auf die blinkenden Lichter, die uns umgaben, ordnete ihre Gedanken und wandte sich dann wieder mir zu. »Weißt du, Jen, ich habe die Kontrolle, auch wenn er anderer Meinung ist. Ich habe Macht über ihn. Ich kann immer Peach anrufen. Das ist die einzige Agentur, die er in Anspruch nimmt. Ich weiß nicht, warum, aber wenn sie ihn als Kunden fallen lässt, dann hat er nichts mehr – und das weiß er. Und ich glaube, tief in seinem Innern weiß er auch, wie sehr er auf uns angewiesen ist.«
    »Indem du sein Scheißspiel mitmachst, schützt du andere Frauen vor sexueller Belästigung?« Ich war immer noch dabei, diesen Teil ihrer Ausführungen zu verarbeiten.
    »Sicher, wieso nicht?« Margot zuckte die Achseln. »Außerdem kann man es auch anders sehen, Jen. Ich habe in diesem Fall nicht viel Konkurrenz, die Mädchen reißen sich nicht gerade um ihn als Kunden. Du kannst es also entweder als Menschenliebe oder als aufgeklärtes Eigeninteresse betrachten. Beides stimmt.«
    Doch mir gefiel Margots Theorie. Ich dachte viel darüber nach. Bei allem, was ich bis dahin über Prostitution und das Sexgeschäft gelesen hatte, ging es darum, dass es zur Unterdrückung der Frau und zur Bestärkung männlicher Macht- und Kontrollfantasien beitrug. Aber hier saß eine hinreißende, kluge Frau, die in aller Ruhe an ihrem Manhattan nippte und mir erzählte, dass sie bei der Ausübung ihres Berufes an die Bedürfnisse anderer Frauen dachte.
    Mir gefiel, was sie sagte. Ich mochte die Vorstellung von der unbekannten Frau, die nachts im schummrigen Licht der Straßenlaternen die Beacon Street entlangging und deren Schritte vom Gehweg widerhallten. Ich war froh, dass sie in Sicherheit war, weil Margot irgendwo im vierten Stock mit dem Feind im Bett lag.

Kapitel 4
    Nach dem Kunden in Back Bay brauchte ich eindeutig einen Aufenthalt in meinem Fitnessklub. Ich ging hin und trainierte wie eine Irre, zwang mich schwitzend über mein übliches Limit hinaus. Anschließend stand ich eine halbe Ewigkeit unter der Dusche und schrubbte mir so lange die Haut, bis sie krebsrot war. Dann saß ich fast eine Stunde im Whirlpool, stand alle zehn Minuten auf, um den Timer neu einzustellen. Wenn das Center nicht irgendwann geschlossen hätte, wäre ich wohl die ganze Nacht dort geblieben.
    Bevor ich anfing, für Peach zu arbeiten, hatte ich ja sogar damit gerechnet, dass ich mich möglicherweise beschmutzt und ausgebeutet fühlen würde, aber das half mir nun wenig. Tatsache war, dass ich meine Unbefangenheit verloren hatte.
    »Es ist ein Glücksspiel«, hatte Peach einmal gesagt.
    Wie wahr! Und ganz offensichtlich zog man nicht jedes Mal einen Hauptgewinn.
    Doch die unangenehmen Gefühle verflogen. Es gab genug neutrale oder gute Erfahrungen, die mein Erlebnis mit Barry aufwogen. Ich musste ihn nie wieder treffen. Schließlich verbannte ich die Erinnerung an ihn in den verborgensten Winkel meines Bewusstseins und konzentrierte mich auf das Wesentliche. Das Geld.
    Das Geld spielte für mich eine entscheidende Rolle, denn schon nach den wenigen Wochen, die ich für Peach arbeitete, wurde mir klar, dass mir die Arbeit tatsächlich aus meiner finanziellen
Misere heraushelfen würde. Oh, ich war noch nicht am Ziel, noch lange nicht. Aber ich sah Licht am Ende des Tunnels.
    So konnte ich zum Beispiel meine Miete rechtzeitig bezahlen. Das war schon eine beachtliche Leistung. Ich spielte mit dem Gedanken, meinem Ex, der miesen Ratte, eine E-Mail nach Kalifornien zu schicken und ihm mitzuteilen, dass ich mich wider Erwarten erfolgreich über Wasser

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