Callista 01 - Palpatines Auge
bedingungslosen Liebe, der in der glutheißen Gewalt des Laserfeuers zerstoben war, als auf dem Todesstern jemand den letzten Schalter umlegte?
Sie musterte den Mann an ihrer Seite und fragte sich, ob Han in seiner Kindheit diese Art von Frieden, dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit je gekannt hatte.
Chewie knurrte eine Frage. Han dachte darüber nach. »Ja, ich glaube, wir haben noch einen Echolokator… Falls Lando ihn, als er den Falken das letzte Mal wegen so eines hirnverbrannten Schatzsucherprojekts geflogen hat, nicht auf Dauer ausgeliehen hat.«
»Ich bin gar nicht so zuversichtlich, daß ein Echolokator den von Meister Plett benutzten Stollen finden kann«, sagte Leia. Sie wandte sich um, verschaffte sich abermals von dem leeren Zimmer einen Eindruck. »Die Jedi…« Sie zögerte, dachte an die Kenntnisse, die ihr Luke vermittelt hatte, an das, was sie von der alten Jedi Vima-Da-Boda wußte. »Wenn die Jedi trotz offensichtlicher, schwerer Bombenschäden ihre Spuren so gründlich verwischen konnten, daß alle Talbewohner ihre einstige Gegenwart schlichtweg vergessen haben, bezweifle ich, daß ein Echolokator uns zu irgendwelchen Aufschlüssen verhilft.«
»Ich glaube, da hast du recht.« Nochmals strich Han mit der Hand über den Stein, als ob er halb argwöhnte, keine Technik verbärge das Geheimnis, sondern ein Trugbild. Und vielleicht, überlegte Leia, verhielt es sich tatsächlich so. »Aber zumindest wissen wir jetzt zweierlei.«
»Zweierlei?«
»Daß es hier einmal einen Eingang gab«, antwortete Han grimmig. »Und daß es nicht der Eingang war, den Drub genommen hat.«
*6*
Die Jedi-Ritter hatten seine Familie ermordet.
Eine Abteilung Jedi-Ritter flog des Nachts in den Ort herab, in dem er aufgewachsen war, hüllte durch die Kraft der Macht alles in Nebel, zog mit grün glühenden, Sumpflichtern ähnlichen Augen, inmitten von Kälte und Schatten, wie stumme, mit Macht erfüllte Gespenster durch die Ortschaft. Außer Atem war er geflüchtet, der eisige Druck ihrer Psychen hatte nach seinem Geist gegriffen, ihn zu beeinflussen, zur Umkehr zu stimmen versucht. Außerhalb des Orts hatte er sich zwischen den Bäumen versteckt…
(Bäume?)
… und mitangesehen, wie sie die Frauen in einer Reihe aufstellten, über ihr Geschrei lachten, während sie ihnen die Kinder aus den Armen rissen und mit ihren Lichtschwertern in Stücke hackten. Er hatte verkohlte Stümpfe und Gliedmaßen auf dem Straßenpflaster gesehen, Kreischen durch die bitterkalte Nacht gellen gehört. Die Jedi hatten auf ihn eine regelrechte Jagd veranstaltet, ihn mit Gleitern gehetzt, verächtlich gejohlt, während er über Felsen, durch Schlamm und Bäche floh…
(Schlamm und Bäche? Ich bin doch in der Wüste groß geworden.)
Dann hatten sie kehrtgemacht, um die Kinder zu massakrieren. Er hatte gesehen, wie sie seinen jüngeren Bruder und seine kleine Schwester…
(Welcher Bruder?)
… brutal zerhieben, während sie um ihr Leben flehten…
(Wer hat sich denn das ausgedacht?)
Es war die Wahrheit. Jedes Wort stimmte.
Oder es war etwas, das überaus stark einer Wahrheit ähnelte.
Luke schirmte seinen Verstand ab, atmete tief mitten in den Schmerz ein, der seinen Brustkorb erfüllte, seine Lungen. Er sammelte die Macht in sich, ließ die Drangsal an sich abgleiten wie Wasser an einer eingeölten Rüstung. Diese Pseudoerinnerungen, erkannte er, glichen den Speicherinhalten in Nichos' Geist. Worte, manchmal eindrucksvolle Worte, aber absolut ohne Bilder. Worte, die von sich beanspruchten, die Wahrheit zu sein, die sich wie Wahres anfühlten…
Sein Kopf schmerzte. Ebenso sein Körper. Seine Konzentration schwankte, Düsternis umfing ihn, und die Empfindung des Betrogenseins, das grausame Leid der Kränkung in seinem Herzen kehrten wieder. Die Jedi hatten ihn betrogen.
Wie auf einer spiraligen Kreisbahn sank er zurück in die Finsternis.
Er lag wieder an Bord des Millenium Falken in Hans Koje, der verbundene Stumpf seines rechten Arms blieb trotz der von Lando verabreichten Analgetika eine Lohe der Pein; doch weit schlimmer als die körperlichen Beschwerden quälte ihn die Erkenntnis, daß Ben ihn belegen hatte. Ben hatte ihn angelogen. Darth Vader war es, der die Wahrheit gesprochen hatte.
Ja, Rache, raunten Stimmen. Dafür mußt du dich rächen.
Einen Moment lang war er wieder einundzwanzig und seine Seele aufgequollen vom Gefühlsmatsch abgründigen Jammers.
Warum hast du gelogen, Ben?
Im Rückblick wußte er
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