Callista 01 - Palpatines Auge
Eisberge aus den Dunstschleiern.
In der Höhe bewegten sich die Gondelpflanzungen längs ihrer Beförderungsschienen. Transportwagen hielten auf den kleinen, hölzernen Wespennestbau der Lieferverteilungsanlage zu, der sich, wie alles andere umkränzt von Ranken, an die Klippenwand schmiegte.
Von der anderen Seite der zertrümmerten Turmspitze konnte Leia auf das Miniaturökosystem des Senkungsgrabens hinabblicken, einen dampfend-brutheißen Dschungel, der sich, begünstigt durch nichts als die Hitze im Innern des Planeten, mitten in eine der grausamsten Eiswüsten der Galaxis eingenistet hatte.
Wie mochte es gewesen sein, fragte sich Leia, als die Kinder, deren helle Stimmchen sie vorhin zu hören geglaubt hatte, sich hier aufhielten? Die Familien, deren Weisheit und Liebe, wie es schien, den Stein dieser Gemäuer getränkt hatte?
Ohne die Kuppel, lautete ihr Rückschluß, in der Regel kälter. Deshalb war es nötig gewesen, die steinernen Bauten der ursprünglichen Ortschaft auf den heißen Quellen zu errichten. Im Umkreis der Wärme gedieh wilder Urwald, wogegen es in anderen Landstrichen nur kahle Tundra gab…
Weshalb hatte Jedi-Meister Plett sich überhaupt je hier niedergelassen, absichtlich eine Welt ausgesucht, wohin ihm niemand ohne weiteres folgen konnte? Wer hatte ihn dazu bewegen, seine Zitadelle als Zufluchtsort anzubieten, und wie war es geschehen?
Zwei starke Arme umschlangen von hinten ihre Taille. Han sprach kein Wort, schaute nur an ihr vorbei in die Weite des Tals. Leia lehnte sich in die Kraft seiner Umarmung, schloß die Augen und ließ ihren Geist treiben.
Zurück zum grünen, wunderschönen, geschäftigen Planeten Ithor.
Wieder zum absonderlichen, unerklärlichen Tod einer Frau im Senex-Sektor, ermordet von einem für diesen Job viel zu kostspieligen Killer.
Zu dem ihr heute früh übermittelten Sachverhalt, daß das Oberhaupt des Hauses Vandron, in dessen Stellarterritorium das Verbrechen stattgefunden hatte, eine Untersuchung der Ermordung Draesinges behinderte.
Zu Drub McKumb.
Sie haben die Kinder in Pletts Quell verborgen…
Ein zweites Mal glaubte sie die Kinderstimmen ertönen zu hören. Sie spielten unten in dem großen, rechteckigen Zimmer. Leia sah sie zwischen den schweren Tischen aus Shalamanholz umherflitzen, die an der Innenwand standen, die ganze Schar: mehrheitlich Menschen, aber auch ein Ithorianer war darunter, Wookiees, ein Twi'lek, ein Bith… Eine Frau, die an einem der Tische einen halb zerlegten Sterilisator reparierte, rief einem Kleinkind eine nachsichtige Warnung zu, das sich zu dicht an das bronzene, blumenförmige Gitter über der Quelle in der Mitte des Fußbodens gewagt hatte. Allerdings waren die Abstände zwischen den Gittern zu schmal, als daß irgend etwas außer den kleinsten Spielzeugen hätte hindurchfallen können. Dampf quoll aus den Ritzen und erwärmte das Zimmer; zusätzliche Wärme spendete das durch die schrägen Kristallplexscheiben in den schlüssellochförmigen Fenstern einfallende Sonnenlicht. Ein dunkelhaariger Mann spielte auf einer rot lackierten Mandoline. Pittins in allen Farben dösten auf den Fenstersimsen oder hetzten gelegentlich einen Myrmin über den Fußboden.
An der Rückwand öffnete sich eine Tür, und ein alter Ho’Din trat ein, zweieinhalb Meter groß, in seinem schwarzen Kapuzenmantel eines Jedi-Meisters eine würdevolle Erscheinung. Das Alter hatte seine blumenähnlichen Kopffühler zum Erbleichen gebracht. Er strahlte Ruhe aus; Ruhe und das tiefe Gefühl einer gewaltigen, aber um einen schrecklichen Preis erworbenen Kraft, so wie Leia es manchmal auch bei Luke spürte.
Leia schlug die Augen auf.
Das ums Dach beraubte Zimmer unterhalb des Turms war leer; nur Schatten krochen hindurch, während das karge Tageslicht schwand.
Die Rückwand hatte gar keine Tür.
»Sie muß irgendwie komplett versiegelt worden sein.« Han strich mit den Handtellern über den dunklen, glatten Stein, wo man den Fels der Klippen als Rückwand der Plettschen Zitadelle benutzt hatte. »Normalerweise hinterlassen selbst die besten Maurerarbeiten erkennbare Übergänge, und in diesem Fall ist überhaupt nichts festzustellen.«
»Aber die Tür war vorhanden.« Halb schloß Leia nochmals die Lider, vergegenwärtigte sich die Szene ein zweites Mal. Die Erinnerung war irgendwie schmerzlich, so als hätte sie vor langem etwas Kostbares verloren oder verlegt.
Das Glück, das sie aus dem Zimmer aufsteigen gefühlt hatte? Den Frieden einer
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