Callista 02 - Der Todesstern
ätherisches Aussehen verliehen. »Es ist nicht viel, aber ich dachte, du solltest es erfahren.« Ihre Stimme hatte einen musikalischen Klang, und niemand war überrascht, wenn er hörte, daß Tionne gerne zur Begleitung eines Saiteninstruments sang.
Tionne gehörte nicht zu Lukes machtstärksten Schülerinnen, aber sie hatte sich als seine fähigste Assistentin und beste Lehrerin der Akademie entpuppt. Die Mythen und Legenden der Jedi hatten schon immer eine große Faszination auf sie ausgeübt, und sie verbrachte viel Zeit mit dem Studium der Archive und schrieb an einer umfassenden Geschichte der vielen tausend Generationen der Jedi-Ritter, die der Alten Republik gedient hatten.
»Komm rein!« forderte Callista sie mit einem Wink auf. »Was hast du herausgefunden?«
Tionne hob ihre hellen Augenbrauen. »Vielleicht tröstet es dich, daß du nicht allein bist. Zumindest nicht in der Geschichte.«
Callista war plötzlich hellwach. »Es haben schon andere Jedi ihre Kräfte verloren?«
»Ja, es gab einen anderen.« Tionne setzte sich auf die zerwühlte Decke von Callistas Pritsche, und ihre geheimnisvollen Perlenaugen wurden groß. Nichts machte ihr mehr Spaß, als die Jedi-Legenden zu erzählen, die sie so gut kannte und so sehr liebte.
»Ulic Qel-Droma, ein großer Kriegsherr, der im Sith-Krieg zusammen mit Exar Kun auf der Seite des Bösen kämpfte. Er verriet Kun und führte die Jedi-Ritter hierher, wo sie Kuns Geist in den Tempeln gefangen setzten und den gesamten Mond verwüsteten. Aber da sich Ulic Qel-Droma der dunklen Seite zugewandt hatte, verdammte er sich selbst auf ewig, und nach dem entscheidenden Kampf nahm man ihm seine Fähigkeiten in der Macht.«
»Aber wie?« fragte Callista. »Die Macht ist in allen Dingen. Wie kann ein Jedi-Ritter einem anderen die Fähigkeit nehmen, sie zu benutzen?«
»Ulic wurde nichts genommen «, fuhr Tionne fort, »sondern man hat ihn sozusagen in der Macht geblendet. Ulic hatte danach keinen Zugang mehr zu ihr.«
»Aber wie könnte man mich geblendet haben?« wollte Callista wissen. »Liegt es vielleicht daran, daß mein Geist in einem anderen Körper wohnt?«
»Crays Körper«, sagte Tionne ernst. Callista wußte, daß die silberhaarige Jedi mit Cray befreundet gewesen war, zusammen mit ihr studiert hatte – und jetzt steckte Callistas Geist in ihrem Körper, während Cray bei einer Selbstmordmission gegen Palpatines Auge getötet worden war.
»Ich kann es nicht erklären«, gestand Tionne mit einem Schulterzucken. »Ich kann dir nur sagen, was ich herausgefunden habe. Jede Information trägt zur Lösung bei.
Eines Tages« – Tionne legte ihre langen, schmalen Finger auf Callistas Unterarm – »werden wir die Antwort finden.«
Callista nickte und stand auf, um Tionne zur Tür zu bringen. Es war spät, und im Großen Tempel war es still geworden. Die anderen Jedi-Adepten schliefen oder meditierten in ihren Kammern. Draußen auf dem Korridor rollte der kleine Astromechdroide R2-D2 über die Steinfliesen und wirkte ohne Luke Skywalker verloren.
Callista schwor sich, in ihren Nachforschungen nicht nachzulassen. Es mußte eine Lösung geben. Sie hatte schon so lange in dem Computer ausgeharrt – und jetzt, da sie Luke, ihrer großen Liebe, begegnet war, würde sie erst recht nicht kampflos aufgeben. Aber sie konnten erst zusammenkommen, wenn sie ihre Fähigkeiten in der Macht zurückgewann und wieder eine richtige Jedi wurde. Erst dann konnte sie ihm alles geben.
Sie hatten nur wenig Zeit zusammen verbringen können, bevor sie auseinandergerissen worden waren, jeder für sich allein mit seiner Einsamkeit, getrennt durch eine unsichtbare Barriere, die keiner von ihnen überwinden konnte.
Callista schluckte, aber ihre Kehle blieb trocken. Trotz ihrer Vorbehalte konnte sie es kaum abwarten, daß Luke Skywalker zu ihr zurückkehrte.
Als Luke mehrere Tage später zurückkam, wußte Callista sofort, daß er keinen Erfolg gehabt hatte. Sie konnte seine Gefühle nicht wie eine Jedi lesen, aber seine Haltung und seine niedergeschlagene Miene verrieten ihr, daß er die Antworten, nach denen er suchte, nicht gefunden hatte.
Sie traf Luke auf dem Landegitter vor der Pyramide. Die anderen Jedi-Schüler kamen nacheinander heraus, um ihren Meister zu begrüßen. Callista rannte ihm entgegen. Glücklich, sie zu sehen, beschleunigte Luke seine Schritte. Er schloß sie in die Arme, zog sie an sich und blieb stumm.
Sie küßte ihn und flüsterte ihm dann ins Ohr:
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