Callista 02 - Der Todesstern
achtundneunzig hergekommen, Ihr Mann hat einen erschossen – also scheint es zu stimmen.« Er funkelte den nervösen Ehrengardisten an. »Vielleicht, Frau Präsidentin, sollten Sie sich überlegen, Ihren schießwütigen Wächter zu versetzen, nachdem er unsere delikaten diplomatischen Verhandlungen auf derart skandalöse Weise unterbrochen hat.«
»Ich werde darüber nachdenken«, versicherte Leia. »Aber vielleicht sollten Sie sich überlegen, Ihre ungezogenen Schoßtiere zu Hause zu lassen, wenn Sie ›delikate diplomatische Verhandlungen‹ führen wollen. Und wenn Sie sie aus irgendeinem Grund mitbringen müssen, dann passen Sie besser auf sie auf, solange sie sich in der Nähe gefährlicher Waffen aufhalten.«
Durga richtete sich gekränkt auf, lachte dann aber tief und dröhnend. »Ich mag Sie, Leia Organa. Ich bin froh, eine Verhandlungspartnerin zu haben, die keine Furcht kennt. Ich würde unsere Verhandlungen gern zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen. Vielleicht könnten Sie sich dazu herablassen, mich auf Nal Hutta zu besuchen? Ich würde mich glücklich schätzen, Sie dort zu empfangen.« Leia nickte unverbindlich. »Ich werde auch darüber nachdenken, Durga«, erwiderte sie. »Vorausgesetzt, mein ohnehin schon überfüllter Terminkalender erlaubt es.«
Durga verneigte sich auf seinem Repulsorschlitten und verabschiedete sich.
Die gamorreanischen Wächter drehten den Hutt herum, stemmten sich in ihr rotes Samtgeschirr und zogen den Schwebeschlitten hinaus auf den Korridor. Die Arbeitsdroiden schlossen knirschend die schweren Türflügel.
Leia sank in ihren Sessel zurück und bemerkte erst jetzt, daß sie schwitzte. Han tätschelte ihre Hand. »Wir sollten wirklich mehr Zeit mit den Hutts verbringen. Sie sind eine so vergnügliche Spezies«, meinte er. »Wie wäre es jetzt mit etwas zu essen?«
YAVIN 4
7
Callista saß allein im Dschungel, als über Yavin 4 die Nacht hereinbrach. Am Horizont fleckte das letzte Licht des untergehenden Gasriesen den Himmel, riesige Massassi-Bäume reckten sich in die Höhe und zeichneten sich als vielgliedrige verästelte Silhouetten vor dem dunkler werdenden purpurnen Hintergrund ab.
Sie hatte sich nicht weit vom Großen Tempel entfernt, wo Luke Skywalker seine Jedi-Akademie gegründet hatte. Die Stufenpyramide existierte schon seit vielen Jahrtausenden, ein gezackter schwarzer Scherenschnitt im Dunst der Dämmerung.
Callista saß im Schneidersitz an einem Lagerfeuer aus trockenem Buschwerk und konzentrierte sich, verdrängte alle ablenkenden Gedanken. Ihr malzblondes Haar war vom Wind zerzaust, aber ihre grauen Augen waren unentwegt in die Flammen gerichtet. Die Hitze des Feuers vertrieb die feuchte Kühle, die sich über die Tiefebene gelegt hatte.
Sie starrte in die Flammen und stemmte sich gegen einen inneren Widerstand, aber sie spürte kein Nachgeben, nicht einmal ein fernes Aufflackern ihrer früheren Kräfte. Fedrige Feuerzungen leckten über die dürren Äste und verliehen der Borke einen fahlen, orangenen Glanz. Winzige Funken tanzten in Korkenziehermustern in der Luft, wie verglühende, kollidierende Sternjäger. Callista schnitt eine Grimasse und versuchte mit aller Kraft, die Flammen mit ihren Sinnen zu erfassen und die Holzscheite zu bewegen.
Aber nichts geschah. Sie wurde nicht eins mit dem Feuer.
Lukes andere Jedi-Schüler können die Flammen tanzen lassen, sie dehnen und Gesichter und Bilder aus ihnen formen und sie zu Zöpfen flechten. Es war eine einfache Jedi-Übung. Callista hatte sie schon vor vielen Jahren gelernt; damals hatte sie sich nicht einmal konzentrieren müssen. Doch jetzt wollten ihr die Flammen trotz der Anstrengungen nicht gehorchen. Sie hatte ihre Jedi-Kräfte verloren.
Sie stand mit einem traurigen, enttäuschten Seufzer auf und trat das Feuer aus. Eine Funkenwolke stob wie eine aufflackernde Raumschlacht in die Höhe, und die Scheite versuchten knisternd, ihre Glut zu bewahren.
Callista ging mit hängendem Kopf zur großen Steinpyramide und fragte sich, wann Luke zurückkehren würde. Hinter ihr verglomm zischend das Feuer.
Als Callista zu Bett gehen wollte, regte sich der Türmelder. Sie öffnete und sah überrascht die Jedi-Frau Tionne auf dem Korridor stehen.
»Ich habe etwas im Archiv entdeckt«, sagte Tionne aufgeregt und blinzelte mit ihren Perlmuttaugen. Sie hatte ein schmales Gesicht, ein spitzes Kinn, hohe Wangenknochen und große, von silbernen Haaren umrahmte Augen, die ihr ein elfenhaft
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