Camel Club 01 - Die Wächter
stillhalten, tun wir es auch.«
Die Verbindung endete.
Stone blickte Milton an, dem aus Panik Tränen in die Augen traten. »Tut mir leid, Milton.«
Kate hatte den folgenden Vor- und Nachmittag darauf verwandt, in Bezug auf Milton Farb, Reuben Rhodes und Caleb Shaw zu recherchieren. Bei Google hatte sie sogar Informationen über Milton und seinen aufsehenerregenden Auftritt bei Riskant! entdeckt. Oliver Stone dagegen blieb ein Rätsel. In einem allerdings war Kate sich mittlerweile sicher: Diese Männer waren Augenzeugen der Ermordung Patrick Johnsons geworden. Das Einschussloch und die Blutspuren an dem Kahn deuteten darauf hin, dass sie beinahe selbst ums Leben gekommen wären.
Mit diesem Wissen gewappnet, fuhr sie noch am selben Nachmittag erneut zum Friedhof Mt. Zion und traf zum Glück Stone an, der gerade friedhofsgärtnerische Arbeiten erledigte.
»Hallo, Oliver. Kate Adams. Wir sind uns vorgestern Abend kurz begegnet.«
»Ich entsinne mich«, gab Stone kurz angebunden zur Antwort.
»Geht es Ihnen gut? Sie sehen besorgt aus.«
»Es ist nichts Wichtiges.«
»Tja, wie Sie wissen, ist Alex auf Dienstreise. Ich hoffe, Sie empfinden es nicht als aufdringlich, aber ich würde Sie gern zum Abendessen einladen.«
»Zum Abendessen?« Stone musterte sie, als redete sie in einer unbekannten Sprache mit ihm.
»In mein Haus. Das heißt, an sich ist es nicht mein Haus, ich wohne zur Miete im umgebauten Fahrzeugschuppen. Eigentlich gehört das ganze Anwesen Lucille Whitney-Houseman und ist in Georgetown. Kennen Sie die Frau?«
»Leider hatte ich noch nicht das Vergnügen«, sagte Stone zerstreut.
»Und ich möchte auch Adelphia und Ihre anderen Freunde einladen.«
Stone stopfte Unkraut in einen Müllsack. »Das ist sehr nett von Ihnen, aber zu meinem Bedauern…« Er verstummte und sah Kate scharf an. »Welche anderen Freunde?«
»Sie wissen schon: Reuben Rhodes, Caleb Shaw und Milton Farb. In Zukunft möchte ich antiquarische Bücher sammeln; deshalb dürfte es faszinierend sein, mit Caleb zu fachsimpeln. Und ich bin ein großer Fan der Quizsendung Riskant! , obwohl ich mich nicht erinnern kann, Miltons Auftritt gesehen zu haben. Und Reubens Tätigkeit bei der DIA vor vielen Jahren… wie könnte so etwas mich nicht in den Bann ziehen? Und dann sind da natürlich auch noch Sie .« Sie ließ diese Äußerungen einige Augenblicke lang auf Stone einwirken. »Ich bin sicher, es wird ein wunderbar interessantes Abendessen. Es gab in Georgetown schon früher aufregende gesellschaftliche Ereignisse, hat mir Lucky… Mrs. Whitney-Houseman erzählt.« Kate sprach die beiden letzten Sätze ohne Pause, weil sie hoffte, auf diese Weise Stone zu überrumpeln, sodass er, und sei es auch nur aus erwachter Neugierde, die Einladung annahm.
Doch er blieb lange Sekunden stumm, während er auf der Erde kniete, und ließ sich anscheinend alles, was Kate gesagt hatte, gründlich durch den Kopf gehen. »Wenn jemand die Zeit abzweigt, so viel über einen anderen in Erfahrung zu bringen, gibt es meistens einen Grund für dieses Interesse, der nicht auf Anhieb ersichtlich ist.«
»Dem kann ich schwerlich widersprechen«, räumte Kate ein.
»Allerdings glaube ich, heute Abend wäre ein ungünstiger Termin. Wir haben… nun, wir haben heute schlechte Nachrichten erhalten.«
»Tut mir leid, das zu hören. Alex und ich hatten auch reichlich unschöne Erlebnisse. Jemand hat versucht, uns umzubringen. Seltsamerweise unmittelbar nachdem wir in Georgetown in einem Abwassergraben am Fluss einen alten Kahn entdeckt hatten, der ein Einschussloch und Blutspuren aufwies.«
»Aha.« Stones gelassene Reaktion auf diese für ihn eigentlich erschreckende Neuigkeit erhöhte nicht nur Kates Respekt vor diesem Mann, sondern ließ auch ihre Neugier wachsen. »Nun, dann sollten wir doch wohl zusammen zu Abend essen. Ich kann meine Freunde verständigen.«
»Gegen neunzehn Uhr wäre großartig. Muss ich Ihnen die Anschrift geben?«
»Ja. Zweifellos wohnt Mrs. Whitney-Houseman in einem Viertel, in das die gemeinen Volksmassen sich selten verirren.«
Kate nannte ihm die Anschrift. »So, und nun schaue ich noch rasch bei Adelphia vorbei, um sie einzuladen. Bestimmt können Sie und Ihre Freunde sie abholen.«
»Kate, ich weiß wirklich nicht, ob das eine gute Idee ist…«
»Oh, ich finde, es ist eine sehr gute Idee«, sagte Kate mit Nachdruck.
»Und wieso?«
»Weil ich das Gefühl habe, Oliver, dass Sie jemand sind, der zurzeit alle Freunde nötig
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