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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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komplexe Planung der Terroristen staunen. Wer hatte diesen Plan ausgeheckt?
    Auf dem Rückflug im Hubschrauber zog er noch einmal die Fotos hervor, die aus Schahs Wohnung stammten. Plötzlich hatte er eine Idee. Er ließ den Hubschrauber nach Langley fliegen.
    Dort übergab Gray die Fotos sowie eine aktuelle, für das Verbrecheralbum angefertigte Porträtaufnahme Farid Schahs dem CIA-Direktor und bat ihn, unverzüglich zu recherchieren, um die Identität wenigstens einer der abgelichteten Personen aufzuklären.
    Als Gray am späten Abend wieder in seinem Büro saß, bekam er einen Anruf aus Langley.
    Man hatte einen arabischen Informanten, der eine der Personen auf den Fotos zu kennen glaubte: das junge Mädchen. Sie war die Tochter einer Mannes, mit dem der Informant gemeinsam im Irak gekämpft hatte, erst im Untergrund gegen Saddam Hussein, dann gegen die amerikanischen Besatzungstruppen. Als der Informant Schahs Porträtfoto sah, erkannte er auch ihn, obwohl der Mann sich sehr verändert hatte. Er war der Vater des Mädchens.
    »Wie heißt denn der Vater?«, erkundigte Gray sich ungeduldig.
    »Adnan al-Rimi«, antwortete der CIA-Direktor. »Aber das kann nicht stimmen. Der Mann ist tot.«
    Gray bestätigte ihn in dieser Ansicht, bedankte sich und beendete das Telefonat. Unverzüglich griff er auf die Datenbanken zu, lud al-Rimis Datei und verglich das gespeicherte Bild mit dem Porträtfoto des Mannes, der sich Farid Schah nannte. Es bestand eine gewisse Ähnlichkeit, doch selbst unter Berücksichtigung gekürzten Kopf- und Barthaars sowie möglicher Gewichtsschwankungen waren und blieben es eindeutig zwei verschiedene Personen.
    Gray lehnte sich in seinen Chefsessel und warf das Foto auf den Schreibtisch. In den NIC-Datenbanken war herumgepfuscht worden; man hatte Fotos und Fingerabdrücke gefälscht. Patrick Johnson war dafür bezahlt und anschließend getötet worden. Jetzt fügte sich aus all den Merkwürdigkeiten allmählich ein Bild. Aber wie stand er, Carter Gray, nun da? Er hatte den ganzen verdammten Krieg gegen den Terrorismus mit falschen Daten geführt. Das war mehr als ein Desaster; es war der schlimmste berufliche Rückschlag, den Gray je hatte hinnehmen müssen.
    Er ging ins Freie und nahm am Springbrunnen auf einer Sitzbank Platz. Während Gray dem beruhigenden Plätschern des Wassers lauschte, starrte er auf das NIC-Gebäude, Sitz der größten Geheimdienstorganisation der Welt. Und ausgerechnet jetzt, das war ihm klar, hatte er keinerlei Nutzen von ihr. Und diese Schlappe hatte ein Insider ihm beigebracht. Sein Misstrauen gegenüber dem Phänomen, dass Terroristen plötzlich Terroristen töteten, und sein Verdacht, dass die Toten später auferstanden, hatten sich als berechtigt erwiesen.
    Aber wer war der Verräter? Wie weite Kreise hatte der Verrat gezogen? Trotz der gewaltigen Mittel, die ihm zur Verfügung standen, war Carter Gray mit einem Mal ganz allein.
    Tom Hemingway saß auf dem Betonboden, die Beine unter sich gekreuzt. Er hatte die Lider geschlossen. Sein Pulsschlag und die Atmung waren dermaßen verlangsamt, dass man ihm auf den ersten Blick kein Leben mehr anmerkte. Schließlich aber erhob er sich, durchmaß mit raschen Schritten einen Flur und betrat einen anderen Raum. Er schloss eine schwere Tür auf, ging hindurch, öffnete eine zweite Tür und gelangte in eine Kammer.
    In dieser Kammer lag auf einem Feldbett, Arme und Beine an die Mauer gekettet, Chastity Hayes. Ihre gleichmäßigen Atemzüge ließen erkennen, dass sie fest schlief. Hemingway ließ Hayes allein und suchte eine andere Kammer auf, in der sich sein zweiter, viel wichtigerer Gefangener befand, der ebenfalls in tiefem Schlaf lag. Hemingway verweilte an der Tür und betrachtete James Brennan eine Zeit lang. Dabei dachte er über die jüngsten Geschehnisse nach.
    Als alle Welt mit einem Ausbruch von Gewalt rechnete, hatte Hemingway Zurückhaltung bewiesen. Als jedermann glaubte, dass sich auch diesmal das Stereotyp vom fanatischen Moslem wiederholte, hatte er der Welt einen Steilpass historischen Ausmaßes zugespielt. Doch seine Politik war keineswegs ohne Vorbild. Gandhi hatte durch Gewaltlosigkeit das Schicksal eines riesigen Subkontinents beeinflusst. Brutale Befürworter der Rassentrennung im amerikanischen Süden waren am Ende durch Sit-ins und Friedensmärsche bezwungen worden. Hemingways »neue« Politik bestand aus nichts anderem als dem Grundsatz, auch die andere Wange hinzuhalten. Er hatte keine Ahnung, ob er

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