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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Rachen gestopft hatte. Der Leichnam war schon kalt.
    Gray hob den Blick zu der Videokamera, die oben in einem Winkel hing. »Ein Mann erstickt sich mit Klebestreifen«, brüllte er, »und Sie merken nichts! Idioten!«
    Er schleuderte die Akte in Adnan al-Rimis Zelle. Die Fotos wurden über die Leiche verstreut.
    Während er davonstapfte, schienen die glasigen Augen des Leichnams jeden Schritt des Geheimdienstzars zu verfolgen. Wäre ein Toter dazu imstande gewesen – Adnan al-Rimi hätte jetzt wohl gelächelt.
    Eine halbe Stunde später landete Carter Grays Hubschrauber vor dem Weißen Haus. Gray sah der Zusammenkunft mit dem Präsidenten nicht gerade frohen Herzens entgegen. Er beschloss, die Unerfreulichkeiten zuerst auf sich zu nehmen. Gray und Hamilton hatten sich nie besonders nahegestanden. Hamilton war ein alter politischer Gefolgsmann Brennans und hatte das gute Verhältnis, das Brennan zu seinem obersten Geheimdienstchef pflegte, stets mit unverhohlener Distanz betrachtet. Und es wurmte Hamilton, dass der Präsident nicht ihn, sondern Gray gebeten hatte, ihn zu der Veranstaltung in Brennan zu begleiten. Und doch hatten dieser Termin und seine Konsequenzen die Beziehung zwischen Hamilton und Gray drastisch verändert, denn Hamilton hatte jetzt die Oberhand. Gray vermutete, dass sein neuer Boss nur auf die Gelegenheit lauerte, ihn zu feuern, und eine solche Möglichkeit wollte der NIC-Chef ihm partout nicht einräumen.
    Er informierte Hamilton über den Selbstmord eines Gefangenen, ohne ihm al-Rimis wahre Identität zu offenbaren. Dieses Geheimnis gedachte Gray mit ins Grab zu nehmen. »Dennoch erzielen wir meines Erachtens Fortschritte, Sir«, sagte er schließlich.
    »Und worauf stützen Sie diese Ansicht, Gray?« Hamilton hielt eine islamische Zeitung in die Höhe. »Sie können doch Arabisch, oder?«
    Gray übersetzte ihm die Schlagzeile. »›Endlich büßen sie für ihre Sünden.‹«
    Hamilton zeigte eine andere Zeitung vor. »Da steht: ›Vielleicht kann der Islam die andere Wange hinhalten.‹ Das bezieht sich auf eine Diskussion in einer großen italienischen Tageszeitung. Und nun ergeht sich die internationale Presse in Andeutungen, das Ganze könnte auch noch unsere Schuld sein, während unser Präsident Gott weiß wo abgeblieben ist.« Er nahm ein langes Stück Papier zur Hand. »In den vergangenen zwanzig Minuten wurde mir mitgeteilt, dass in New York City ein moslemischer Taxifahrer am helllichten Tag aus seinem Wagen gezerrt und gelyncht worden ist. Und wissen Sie was? Er hatte sechs Jahre lang in der Armee gedient. In unserer Armee! Und dass zwei Mitarbeiter von Halliburton in Riad aus dem Hotel verschleppt worden sind und dass man sie aufgeschlitzt einen Kilometer entfernt in einer Gasse gefunden hat. Den nackten Leichen wurde die Parole ›Tod den Amerikanern‹ ins Fleisch geschnitten. Und das sind nur die beiden neuesten von ungefähr einem Dutzend ähnlicher Vorfälle, von denen ich im Laufe des heutigen Tages erfahren musste. Das Pentagon wartet nur darauf, dass ich den Befehl erteile, irgendwen oder irgendwas zu atomisieren, und meinen Geheimdienstlern bleiben offensichtlich die für unsere Sicherheit wichtigsten Geheimnisse permanent verborgen. Es gibt keine verfluchte Scheißspur, die uns zu Brennan führen könnte.« Er musterte Gray und hoffte sichtlich auf eine lahme Ausrede, um ihn vollends zur Schnecke machen zu können.
    Seit der Entführung schien Ben Hamilton um mindestens vier Jahre gealtert zu sein. Gray hatte nie einen Präsidenten gekannt, der zu Beginn seiner Amtszeit das Weiße Haus mit dunklen Haaren betreten und es am Ende nicht mit grauem Haar verlassen hätte. Präsident der Vereinigten Staaten zu sein war der schikanöseste Posten der Welt – und doch zugleich das begehrteste aller Ämter.
    »Egal, wie die Tat geschehen ist, und ungeachtet des Gefasels der internationalen Presse«, sagte Gray, »verhält es sich so, dass Hunde nicht das Revier wechseln. Wenn das Unvermeidliche geschieht, haben wir freie Hand.«
    Hamilton drosch die Faust auf den Schreibtisch. »Ich will James Brennan lebend! Ich pfeife auf Ihre früheren Leistungen für unser Land. Das Kidnapping ist unter Ihrer Ägide verübt worden, und Sie tragen die volle Verantwortung. Eine Hand voll Araber hat die Vereinigten Staaten zutiefst gedemütigt. Wenn der Präsident nicht lebend und wohlbehalten wieder in Freiheit kommt, sind Sie die längste Zeit Chef der Geheimdienste gewesen. Haben Sie

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